Universitätsmedizin ehrt Gerhard Domagk – Ohne ihn gäbe es kein Penicillin

Porträt Prof. Gerhard Domagk Foto: Familienbesitz Prof. Dirk Domagk, Münster

Die Veranstaltung im Hörsaal Süd wird durch den Wissenschaftlichen Vorstand und Dekan der Universitätsmedizin, Prof. Dr. Reiner Biffar, eröffnet.

Sebastian Schröder, Staatssekretär im Bildungsministerium Mecklenburg-Vorpommern, und der Enkel des Nobelpreisträgers, Prof. Dr. Dirk Domagk von der Universität Münster sowie Geschäftsführender Vorstand der Bayer Stiftungen, werden mit Beiträgen den Menschen und herausragenden Forscher Gerhardt Domagk vorstellen, aber auch Herausforderungen in der Forschung damals und heute thematisieren. Am Nachmittag schließt sich der von der Fachschaft initiierte Tag der Wissenschaft der Medizin an.

Kommt heute das Gespräch auf Krankheiten wie Keuchhusten, Diphterie oder Wundstarrkrampf wird kaum jemand mit Panik reagieren, da man sich durch Impfungen geschützt fühlt bzw. mit einer angemessenen medizinischen Versorgung rechnet. Es ist nur noch wenigen Menschen bewusst, dass beispielsweise Tuberkulose als Volksseuche galt.

Die Wahrscheinlichkeit, sich mit dieser ansteckenden Infektionskrankheit zu infizieren und in der Folge daran zu sterben, war zu Beginn des 20. Jahrhunderts besonders groß. Auch heute noch gilt die Tuberkulose als ein „Killer“. Sie ist leider auch ein gutes Beispiel für die aktuelle Antibiotikakrise; immer häufiger treten Erreger auf, die sich kaum noch oder gar nicht mehr antibiotisch beherrschen lassen: Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Krankheit eine der größten Bedrohungen für die Weltgesundheit im 21. Jahrhundert, auch in den Industrienationen.

Kaum bekannt ist bisher jedoch, dass der Nobelpreisträger Gerhard Domagk entscheidend zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten, insbesondere der Tuberkulose, beigetragen hat. Der 75. Jahrestag der Nobelpreisverleihung an Gerhard Domagk war für die Universitätsmedizin Grund genug, sich mit dem bedeutenden Wissenschaftler näher zu befassen und ihn zu ehren.

Gerhard Domagk wird 1895 geboren und studiert in Kiel Humanmedizin. Mit Beginn des ersten Weltkrieges meldet er sich als Freiwilliger zur Armee. Dort lernt er die Schrecken des Krieges kennen. Erschüttert lernt er die durch Granaten Verstümmelten kennen, muss erleben, wie Kameraden vor seinen Augen hilflos an Wundinfektionen, Gasbrand, Ruhr, Cholera, Typhus und Meningitis sterben und die Ärzte den bakteriellen Erkrankungen machtlos gegenüberstehen. 

Bereits im ersten Kriegsjahr wird er verwundet und dient nach seiner Genesung als Sanitäter. Neben den Soldaten, die während der Schlacht sterben, kommt ein Großteil der Verwundeten (im deutschen Heer ca. 100.000 bis 150.000 Soldaten) in den Lazaretten durch gasbrandinfizierte Wunden um.

Die Hilflosigkeit der Medizin hinsichtlich der Behandlung von bakteriellen Erkrankungen, wie zum Beispiel Typhus, Meningitis oder Cholera der Kriegsverletzten prägt Domagks zukünftigen Werdegang. Die wirksame Bekämpfung von Infektionskrankheiten wird zu seiner wichtigsten Lebensaufgabe als Mediziner und Forscher.

1923 wird Domagk eine Position am Pathologischen Institut der Universität Greifswald angeboten. Als Assistent forscht er hier zwischen 1923 und 1924 und habilitiert sich mit einer Schrift über die Bedeutung des retikuloendothelialen Systems für die Vernichtung von Infektionserregern und für die Entstehung des Amyloids. Das retikuloendothelialen System ist Teil des Immunsystems des menschlichen Körpers. Diese Arbeit von Domagk wird wegweisend für die Erforschung der Chemotherapie bakterieller Infektionen.

Bayer Pharma bietet dem 32-jährigen Domagk 1927 an, eine pharmakologische Forschergruppe aufzubauen. Domagk entdeckt die antibakterielle Wirkung der Sulfonamide, für die ihm 1939 der Nobelpreis für Medizin verliehen wird. Er wird jedoch durch eine Anordnung Adolf Hitlers gezwungen, den Preis abzulehnen und als Folge verhaftet. Außergewöhnlich ist, dass er nach Kriegsende 1947 nachträglich den Nobelpreis vom schwedischen König persönlich entgegennehmen darf. In dieser Zeit widmet er sich vor allem der Bekämpfung der Tuberkulose, deren Zahl an Erkrankungen nach dem Zweiten Weltkrieg rapide ansteigt. Domagk stirbt nach einem erfüllten Leben 1964 in Burgberg im Schwarzwald.

Alexander Fleming faßt Domagks Lebenswerk wie folgt zusammen: „Ohne Domagk keine Sulfonamide, ohne Sulfonamide kein Penicillin, ohne Penicillin keine Antibiotika.“

Weitere Informationen
Einladungsflyer Festakt http://www2.medizin.uni-greifswald.de/index.php?id=617
Gerhard-Domagk-Nachwuchsförderprogramm http://www.medizin.uni-greifswald.de/domagk

Porträt Prof. Gerhard Domagk
Foto: Familienbesitz Prof. Dirk Domagk, Münster
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