Sinus-Milieustudie liefert neue Erkenntnisse über Zuwanderer in Deutschland

Die Lebenswelt von Migrantinnen und Migranten in Deutschland ist weitaus vielfältiger und differenzierter als allgemein angenommen. Dies belegt die Sinus-Milieustudie „Lebenswelten von Migranten“, die heute in Berlin vorgestellt wurde, erstmalig auf gesicherter repräsentativer Basis.

Danach reicht das Spektrum vom vormodernen, bäuerlich geprägten Milieu über gesellschaftliche Aufsteiger, Befürworter individueller Selbstverwirklichung und Emanzipation bis hin zu Menschen, die sich nicht anpassen wollen und unter Entwurzelung leiden.

„Wir müssen das Thema Migration und Integration neu denken“, erklärt der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Hermann Kues. „Bei den in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund handelt es sich keineswegs um eine überwiegend einheitliche Gruppe. Es gibt zwar Zuwanderer, die dem weit verbreiteten Klischee vom nicht integrationswilligen Einwanderer entsprechen. Aber diese Gruppen spielen demografisch wie kulturell keine große Rolle. Die meisten Migrantinnen und Migranten orientieren sich vielmehr wie die übrige Bevölkerung an modernen, gebildeten und beruflich wie gesellschaftlich erfolgreichen Vorbildern.“

Mit der Sinusstudie ist es erstmals gelungen, die unterschiedlichen Lebensauffassungen und Lebensweisen von Migrantinnen und Migranten in Deutschland zu identifizieren. Einige Ergebnisse:

* Migrantinnen und Migranten in Deutschland unterscheiden sich weniger nach ethnischer Herkunft und sozialer Lage als vielmehr nach ihren Wertvorstellungen und Lebensstilen. Anders ausgedrückt: Gleiche Werte und Vorstellungen verbinden mehr als gemeinsame Herkunft.

* Der Einfluss religiöser Traditionen wird oft überschätzt: 84 Prozent der Befragten sind der Meinung, Religion sei reine Privatsache.

* Die meisten Migrantinnen und Migranten verstehen sich als Angehörige einer ethnisch vielfältigen deutschen Gesellschaft und wollen sich aktiv einfügen, ohne dabei aber ihre kulturellen Wurzeln zu vergessen. Über Diskriminierung und Ausgrenzung beklagt sich ein Viertel der Befragten.

* Die Integrationsbereitschaft ist sehr groß, mehr als die Hälfte der Befragten zeigt sogar einen uneingeschränkten Integrationswillen.

* 85 Prozent der Befragten sagen: Ohne deutsche Sprache kann man als Einwanderer in Deutschland keinen Erfolg haben. Für 82 Prozent ist Deutsch die Umgangssprache im Freundes- und Bekanntenkreis.

* Gleiche Bildungs- und Berufschancen zu schaffen, werden von 45 Prozent der Befragten als sehr wichtige politische Aufgabe genannt. 24 Prozent finden es sehr wichtig, die Gleichstellung von Männern und Frauen als eigenständiges Thema voranzutreiben. So befürworten 78 Prozent der Migrantinnen und 58 Prozent der Migranten die Einrichtung von Frauenhäusern; das Gesetz zum Schutz vor häuslicher Gewalt findet bei 83 Prozent der weiblichen Befragten und bei zwei Dritteln aller Männer mit Migrationshintergrund Zustimmung.

* Eine partnerschaftliche Aufgabenteilung (Erwerbsarbeit, Haushalt, Erziehung) ist auch unter Zuwanderern das am häufigsten angestrebte Lebensmodell. Im intellektuell-kosmopolitischen Milieu wird diese Arbeitsteilung von zwei Dritteln der Befragten bevorzugt und von einem Drittel praktiziert (in der deutschen Gesamtbevölkerung realisieren dies nur acht Prozent). Im religiös-verwurzelten Milieu ist das Modell des Alleinverdieners sowohl was den Wunsch angeht (60 Prozent) als auch in der Wirklichkeit (50 Prozent) am stärksten vertreten.

* Erstmals erlaubt eine Studie gesicherte Aussagen über das Herkunftsland oder die Herkunftsregion der Zuwanderer in Deutschland (Ausländer und Eingebürgerte): Demnach kommen 21 Prozent aus der ehemaligen Sowjetunion, 19 Prozent aus der Türkei, 12 Prozent aus Südeuropa, 11 Prozent aus Polen und 10 Prozent aus Ex-Jugoslawien.

Das Kooperationsprojekt „Lebenswelten von Migranten“ hat SinusSociovision im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, dem Deutschen Caritasverband, dem Südwestrundfunk, der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Dresdner Bank und dem Bundesverband für Wohneigentum und Stadtentwicklung e.V. (vhw) erstellt.

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