Für das Ruhrgebiet – aber kritisch
Die Führungskräfte des Ruhrgebiets stehen zu ihrer Region, denken dabei aber durchaus kritisch. Sie schätzen die Lebensqualität im Ballungsraum, das Kulturangebot, die Einkaufsmöglichkeiten, die Naherholung.
Politik und Verwaltung in der Metropole Ruhr werden weniger positiv gesehen, viele stimmen der Einschätzung zu, dass die wirtschaftliche Entwicklung des Ruhrgebiets durch das Kirchturmdenken der Politik gehemmt werde. Das zeigt eine aktuelle Studie aus dem Institut Arbeit und Technik (IAT / FH Gelsenkirchen), die unter Prof. Dr. Franz Lehner in Kooperation mit der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum durchgeführt wurde.
Die Studie, die von Studierenden des Bachelor-Studiengangs Sozialwissenschaft im Rahmen eines Empirie-Moduls erstellt wurde, hatte zum Ziel, Einstellungen und Handlungsorientierungen der Eliten des Ruhrgebiets und die sich daraus ergebenden Perspektiven für die Entwicklung der Region zu untersuchen. Der Außensicht des „Ruhrpotts“, die vielen Rankings zu Grunde liegt, sollte damit auch eine Innensicht von Eliten entgegengesetzt werden. Als Eliten wurde ein größerer Kreis von Führungskräften und anderen Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Arbeit, Politik, Kultur und Wissenschaft angenommen, die von ihren Ämtern, Positionen und Aktivitäten her Debatten, Vorstellungen und Entscheidungen im Ruhrgebiet regelmäßig beeinflussen. Die Fragebögen wurden an rund 400 Personen im Ruhrgebiet geschickt, knapp ein Viertel hat geantwortet.
Einer umfassenden Integration der Ruhrgebietsstädte zu einer einzigen „Ruhrstadt“ stehen die Eliten der Region kritisch gegenüber. Dies sei offenbar nicht die Lösung um den Strukturwandel zu bewältigen. Vielmehr wird die wirtschaftliche Zukunft der Region in einer modernen Industrieproduktion gesehen, auf deren Fundament neue Leitbranchen aufbauen können. Der Wirtschaftsstandort an der Ruhr wird im Allgemeinen positiv gesehen. Allerdings gilt das schlechte Image des Ruhrgebiets als Problem, da es die Zuwanderung von Führungs- und Fachkräften und damit die Entwicklung von Schlüsselbranchen beeinträchtige.
Mit fünf Universitäten, einer Kunsthochschule und 13 weiteren Hochschulen stellt das Ruhrgebiet die dichteste Hochschullandschaft Europas dar. Über 70 Prozent der Eliten befürchten allerdings, dass zu viele Hochschulabsolventen nach dem Studium abwandern. Kritisiert wird auch, dass die Wirtschaft im Ruhrgebiet zu wenig in Forschung investiere, um an der internationalen Spitze mithalten zu können, und dass das Land NRW mehr tun müsse, um die Qualität der Hochschulen zu sichern.
Weitere Informationen: http://www.iat.eu/forschung-aktuell/2011/fa2011-11.pdf
Prof. Dr. Franz Lehner, Tel.: 0209/ 1 770 750 E-Mail: franz.lehner@gmx.com
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