Praterkraftwerk im Probebetrieb

Die Baustraße samt Bagger ist verschwunden, die Großen Kaskaden sind in ihrer ursprünglichen Form wieder hergestellt und die Isar fließt bald wie gewohnt unter der Maximiliansbrücke Richtung Friedensengel.

Nach knapp anderthalb Jahren Bauzeit ist vom Praterkraftwerk, einem Gemeinschaftsprojekt der Green City Energy GmbH und den Stadtwerken München (SWM), nicht mehr viel zu sehen. Lediglich die Informations-Tafel und die kleine Trafostation am linken Ufer verraten, dass hier im Herzen Münchens ein unterirdisches Wasserkraftwerk klimafreundlichen Strom für über 4.000 Haushalte erzeugt. Mit dem Beginn des Probebetriebs geht das jüngste Wasserkraftwerk der Isar im Münchner Bereich ans Netz, mit dem nun alle vorhandenen Potenziale der Fluss-Energie erschlossen sind.

Angetrieben von der natürlichen Kraft der Isar, strömen maximal 34.000 Liter Wasser pro Sekunde durch den Stollen unter dem Flussbett, um an seinem Ende eine 30 Tonnen schwere High-Tech-Turbine anzutreiben. Aus technischen Gründen verging von der nassen Inbetriebnahme der Turbine bis zum Beginn des Probebetriebs über eine Woche. Im Vorfeld machte das Hochwasser immer wieder schwer zu schaffen. Doch zu Verzögerungen beim Bau kam es nicht nur durch intensive Regengüsse. Vor allem der extrem verdichtete Untergrund des Flussbettes stellte die Projektpartner vor unerwartete Herausforderungen. So stieß man bei den Aushubarbeiten auf massive Eichenholzpfähle von historischer Bedeutung. Diese gehörten zum Triftkanal, der am Einlaufbauwerk des Praterkraftwerks von der Isar abzweigte und zum königlichen Holzgarten im Lehel führte. Bis zur Erfindung der Eisenbahn wurde über diesen Kanal das Brennholz aus dem Oberland zur Residenz befördert. Insgesamt waren 30 Lastwagen nötig, um die gut erhaltenen Holzreste abzutransportieren.

Stephan Schwarz, SWM Geschäftsführer Versorgung und Technik: „Mit dem Praterkraftwerk haben wir ein weiteres Projekt im Rahmen unserer Ausbauoffensive Erneuerbare Energien erfolgreich realisiert. Das Kraftwerk ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert, vor allem natürlich, weil es mitten in der Stadt, Energie unterirdisch und C02-frei erzeugt. Hier sind auf beispielhafte Weise die Anforderungen von regenerativer Energieerzeugung, Ökologie und auch Stadtgestaltung berücksichtigt worden. Das Praterkraftwerk ist unser elftes Wasserkraftwerk in und um München und eine hervorragende Ergänzung für unseren Kraftwerkspark.“

Zur ökologischen Stromerzeugung nutzt das Praterkraftwerk die Wasserkraft, die durch das natürliche Gefälle von etwa neun Metern an dieser Stelle der Isar entsteht. Bei voller Auslastung reicht die Energie-Ausbeute des Kraftwerks sogar für die Versorgung von bis zu 5.000 Haushalten. „Der Clou am Praterkraftwerk ist, dass hier unsichtbar, geräusch- und emissionslos 10 Millionen Kilowattstunden Ökostrom erzeugt werden. Damit können jährlich rund 9.000 Tonnen Kohlendioxid einspart werden – das ist an einem innerstädtischen Standort einmalig“, freut sich Thomas Prudlo, Geschäftsführer Green City Energy. „Das Praterkraftwerk verbindet vorbildlich Ökologie und Ökonomie miteinander und zeigt deutlich, das heimische Potenziale genutzt werden müssen, um die Umstellung zur nachhaltigen Energieversorgung auf 100 Prozent Erneuerbare Energien zu erreichen“, weiter Prudlo.

Am linken Ufer oberhalb des Praterwehrs wird das Wasser der Großen Isar in das Einlaufbauwerk abgeleitet, wo es über eine unterirdische Druckleitung unter dem Flussbett zur Turbine geschleust wird. Sie ist das Herz der Anlage, die unter den Kaskaden an der Maximiliansbrücke eingebettet ist und den Generator antreibt. „Für alle Bauwerke – den Triebstollen, das Einlaufbauwerk und das Krafthaus – wurden insgesamt 3.500 Kubikmeter Stahlbeton verarbeitet. Dabei wurde durch die optimale Anpassung des Entwurfs an das gewachsene Stadtbild so wenig und schonend wie möglich in das Landschaftsbild und das Ökosystem eingegriffen. So konnten wir den Zielen des Klimaschutzes und des Naturschutzes gleichermaßen gerecht werden“, versichert Dr. Bernhard Thiersch, Technischer Geschäftsführer Praterkraftwerk GmbH. Bereits im September soll das Praterkraftwerk in den Regelbetrieb übergehen.

Seit Baubeginn Anfang 2009 ist das Interesse der Öffentlichkeit an dem Projekt groß. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreter aus Gesellschaft, Politik und Wissenschaft besuchten die Führungen und Vorträgen zum Praterkraftwerk. Green City Energy hat gemeinsam mit den SWM in einem Dokumentarfilm die Entstehung des Wasserkraftwerks festgehalten. Eine Kino-Vorführung des Films ist für Herbst 2010 geplant.

SWM
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