Pflanzenbestäubung leidet am Klimawandel

Bienen und Hummeln gelingt es langfristig immer schlechter, Blütenpflanzen zu bestäuben. Einen Hinweis dafür liefern Forscher der Universität Toronto in einer 17-jährigen Studie, deren Ergebnisse sie in der Fachzeitschrift „Philosophical Transactions of the Royal Society B: Biological Sciences“ veröffentlicht haben. Zwar sei an dieser Entwicklung auch der Rückgang der Tierpopulationen beteiligt, entscheidender sei jedoch der Faktor Klimawandel. „Die Zeiten, in denen der Hummelflug beginnt, stimmen immer weniger mit den Blütezeiten der Pflanzen überein“, so Studienleiter James Thomson.

Sommer kommt zu schnell

Die Wissenschaftler untersuchten seit Ende der 80er Jahre unberührte Bergwiesen der Rocky Mountains. Teils bestäubten sie die Pflanzen zusätzlich per Hand, um somit den maximal erreichbaren Befruchtungserfolg zu erheben und einen Vergleichswert zu haben. Es zeigte sich, dass die Befruchtungsrate besonders im Frühling abnimmt, wenn sich die Hummekönigin noch im Winterquartier befindet, während es schon Blüten gibt. „Nicht nur menschliches Eingreifen oder der Milbenbefall verringern somit die Bestäubung, sondern auch die globale Erwärmung“, schließen die Forscher.

Die Änderung der Jahreszeiten sieht auch Hartmut Vierle, Bienenforscher an der Universität Würzburg, als sensiblen Punkt für den Bestäubungserfolg. „Der Sommer folgt immer schlagartiger auf den Winter. Insekten können jedoch mit schönem Wetter nicht sofort ausfliegen, sondern brauchen Zeit, um die Stärke ihres Volkes zu erhöhen. Eine Bienenkönigin kann höchstens 2.000 Eier pro Tag legen und es dauert über ein Monat, bis die nächste Brut mit dem Honigsammeln beginnen kann“, so der Experte gegenüber pressetext. Das verlorene Gleichgewicht schadet letztlich auch den Pflanzen, die weniger gut bestäubt werden.

USA: Folgen schon zu spüren

Weitere Ursachen für die schlechtere Bestäubung schreibt der Forscher dem Verlust der Bestäuberinsekten zu. Dessen Auslöser sind vielfältig und noch nicht eindeutig geklärt. „Der Einsatz von Pestiziden oder der Befall der Varroamilbe gehören dazu, jedoch auch der Verlust der Vielfalt in der Landwirtschaft“, so Vierle. Die großen Monokulturen auf den Äckern haben dafür gesorgt, dass Bienen aus der Stadt heute oft gesünder sind als am Land. „In der Stadt gibt es Balkonblumen, Friedhöfe und immer häufiger auch insektenfreundliche Gärten. Bienen sind nur gesund, wenn sie reichhaltiges Nahrungsangebot haben.“

Ein Sinken der Bestäubungsleistung bekommt bisher bereits die USA zu spüren. „Um seine 70 Mio. Mandelbäume zu bestäuben, braucht Kalifornien Bienenvölker aus der ganzen USA“, so der Experte. Industrialisierte Großimker fahren dazu mit hunderten Bienenvölkern in Lastwägen die gesamte Ost- und Westküste auf und ab und bestäuben dort, wo gewünscht. „Ein riesiger Stress für die Tiere“, betont der Würzburger Bienenexperte. Dass das Problem in Europa nicht existiert, verdanke es den vielen kleinen Hobbyimkern, die die Tiere nicht als Massengut behandeln.

150 Mrd. Euro hängen von Insekten ab

Wirtschaftlich hat die Bestäubung sehr hohe Bedeutung, wird ihre weltweite Leistung doch mit über 150 Mrd. Euro beziffert (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/081113020/ ). Dieser Wert entspricht dem 15-fachen der Verkaufserlöse aus Imkerprodukten, betonen Celler Bienenforscher im Vorfeld der Landwirtschaftsmesse MeLa in Mühlengeez http://www.mela-messe.de , die dieses Jahr die Biene im Fokus hat.

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Johannes Pernsteiner pressetext.deutschland

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