Ozonloch und Elektrosmog – Moderne Gesundheitssorgen aus Sicht der Bevölkerung

Ein Vortrag im Rahmen der Buchmesse geht ins Detail.
Zeit: 21.03.2010, 13:00 Uhr
Ort: Buchmesse
Messe-Allee 1
Viele Menschen fühlen sich durch mögliche gesundheitsschädliche Folgen moderner Technologien bedroht.

Die Auswirkungen von Elektrosmog, Handy-Strahlung, Ozonloch oder auch gentechnisch veränderten Lebensmitteln auf die Gesundheit finden viel Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und in den Medien, werden aber in der Fachwelt häufig kontrovers diskutiert. Oft finden sich nur ungenaue Aussagen zu den befürchteten Folgen und der Wahrscheinlichkeit dass diese eintreten könnten.

Im Auftrag der Selbständigen Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig (Prof. Dr. Elmar Brähler, Dr. Heide Glaesmer) wurde in Kooperation mit Prof. Dr. Winfried Rief von der Philipps-Universität Marburg eine bevölkerungs-repräsentative Stichprobe von 2524 Personen der deutschen Allgemeinbevölkerung zu diesen modernen Gesundheitssorgen befragt. Dazu wurde den Befragten eine Liste von 26 häufig diskutierten Gesundheitssorgen vorgegeben, zu denen das Ausmaß der individuellen Sorgen eingeschätzt werden sollte.

Überaschenderweise wird die Hitliste der Gesundheitssorgen noch immer von Sorgen um das Ozonloch angeführt (29%), gefolgt von Antibiotika im Essen (24,3%) und genetisch ma-nipulierten Nahrungsmitteln (24,2%). Im Gegensatz dazu gaben nur 4,2% der Befragten an, sich um die gesundheitlichen Folgen der Handynutzung zu sorgen, obwohl dies in den letzten Jahren immer wieder diskutiert wurde.

Im Vergleich mit Männern berichten Frauen signifikant stärker ausgeprägte moderne Gesundheitssorgen. Betrachtet man die Ausprägung der Sorgen über Altersgruppen hinweg, zeigen sich ebenfalls signifikante Unterschiede: Jüngere

(14 bis 29 Jahre) sind weniger besorgt als die höheren Altersgruppen. Die am stärksten ausgeprägten modernen Gesund-heitssorgen äußern die 30 bis 39-Jährigen. Dagegen weisen der Bildungsstand der Befragten sowie das Haushaltseinkommen keine signifikanten Zusammenhänge mit der Ausprägung der modernen Gesundheitssorgen auf.

Neben den Diskussionen um die tatsächliche Gefährdung durch die genannten Quellen, gibt es in den letzten Jahren zunehmendes Interesse auch aus klinisch-psychologischer Sicht. Die Modernen Gesundheitssorgen werden dort im Kontext der somatoformen Störungen diskutiert. Diese sind unter anderem durch verschiedenste körperliche Beschwerden ohne organisch hinreichenden Befund, durch ausgeprägte Gesundheitssorgen und eine hohe In-anspruchnahme medizinischer Leistungen gekennzeichnet. In der vorliegenden Bevölke-rungsuntersuchung wurde diesem Zusammenhang nachgegangen. Es konnte gezeigt wer-den, dass Personen, die viele verschiedene und stark ausgeprägte Gesundheitssorgen berichten, auch deutlich häufiger an somatoformen Beschwerden leiden.

Die Ergebnisse der Untersuchung im Rahmen der Buchmesseakademie auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt.

Weitere Informationen:
Dr. Heide Glaesmer
Telefon: 0341-9718811
E-Mail: Heide.Glaesmer@medizin.uni-leipzig.de
Prof. Dr. Elmar Brähler
Telefon: +49 341 97-18800
E-Mail: elmar.braehler@medizin.uni-leipzig.de

Media Contact

Dr. Bärbel Adams idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-leipzig.de/~medpsy

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Medizin Gesundheit

Dieser Fachbereich fasst die Vielzahl der medizinischen Fachrichtungen aus dem Bereich der Humanmedizin zusammen.

Unter anderem finden Sie hier Berichte aus den Teilbereichen: Anästhesiologie, Anatomie, Chirurgie, Humangenetik, Hygiene und Umweltmedizin, Innere Medizin, Neurologie, Pharmakologie, Physiologie, Urologie oder Zahnmedizin.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neue universelle lichtbasierte Technik zur Kontrolle der Talpolarisation

Ein internationales Forscherteam berichtet in Nature über eine neue Methode, mit der zum ersten Mal die Talpolarisation in zentrosymmetrischen Bulk-Materialien auf eine nicht materialspezifische Weise erreicht wird. Diese „universelle Technik“…

Tumorzellen hebeln das Immunsystem früh aus

Neu entdeckter Mechanismus könnte Krebs-Immuntherapien deutlich verbessern. Tumore verhindern aktiv, dass sich Immunantworten durch sogenannte zytotoxische T-Zellen bilden, die den Krebs bekämpfen könnten. Wie das genau geschieht, beschreiben jetzt erstmals…

Immunzellen in den Startlöchern: „Allzeit bereit“ ist harte Arbeit

Wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen, muss das Immunsystem sofort reagieren und eine Infektion verhindern oder eindämmen. Doch wie halten sich unsere Abwehrzellen bereit, wenn kein Angreifer in Sicht ist?…

Partner & Förderer