Online-Programm vergleicht Allergiesymptome mit Pollenflug

Pollenallergiker, Ärzte und auch der Pollenwarndienst können gleichermaßen von einem kostenlosen Online-Programm profitieren, das heute, Dienstag, in Wien präsentiert wurde. Das Pollen-Tagebuch sammelt Angaben über den Gesundheitsverlauf einer Person und vergleicht diese mit tagesaktuellen Pollenwerten.

Damit kann der Patient nun selbst überprüfen, ob seine Beschwerden auf Pollenflug zurückzuführen sind und wie eingenommene Medikamente Wirkung zeigen. Aus den anonymisierten Angaben verspricht sich der Pollenwarndienst, in Zukunft, Allergiker klassifizieren zu können und Pollenwarnungen für die jeweilige Person zu erstellen.

Der Benutzer gibt dazu in eine Datenmaske ein, ob er am jeweiligen Tag Allergiesymptome bei Auge, Nase oder Lunge festgestellt hat, welche dies sind und welche Medikamente er eingenommen hat. Gleichzeitig wird die Datenbank mit Pollenwerten aus mehreren Ländern Europas gefüttert. Das mündet in eine grafische Darstellung, die anzeigt, wie die jeweiligen körperlichen Symptome mit der Pollenkonzentration der Atemluft übereinstimmen. Weitere Angaben im System wie der tägliche Aufenthaltsort bei Reisen verfeinern die Angaben und erlauben ganz neuartige Rückschlüsse. „Dadurch können erstmals auch Allergiereaktionen, die nach einem Ausflug oder nach dem Urlaub aufgetreten sind, korrekt zugeordnet werden“, erklärt Siegfried Jäger, Leiter des österreichischen Pollenwarndienstes http://www.pollenwarndienst.at . Eine ausdruckfähige Version des Tagebuchs soll die Nutzung auch ohne Internetverbindung etwa bei Urlaubsreisen ermöglichen.

„Das Pollen-Tagebuch bringt auch den Ärzten, die Allergiker behandeln, einen Vorteil“, betont Wolfgang Gstöttner, HNO-Arzt an der Wiener Universitätsklinik http://www.meduniwien.ac.at . Die kontinuierliche Aufzeichnung unterstützt die Diagnose, fördert die Mitarbeit des Patienten und ermöglicht zudem eine Verlaufskontrolle mit Auskunft über Auswirkungen der Therapie. Das sei ein wichtiger Beitrag zur Reduktion auch des finanziellen Aufwands, gibt Gstöttner zu bedenken. „Ein Allergiker kostet pro Jahr 630 Euro. Da das Tagebuch Therapieerfolge präzise darstellt, können Medikamente eingespart werden.“

Langfristig streben die Pollenexperten an, die anonymisierten Daten der Patienten wissenschaftlich zu verarbeiten und daraus eine Klassifizierung der Allergiker zu erstellen. „Nicht jeder Allergiker reagiert gleich, denn während manche hohe Pollenkonzentrationen vertragen, treten bei anderen schon bei wenigen Pollenkörnern die Symptome in Erscheinung“, erklärt Jäger. Durch die Datenanalyse erarbeitete Schwellenwerte könnten in Zukunft Allergiker nach dem Vorbild der UV-Typen unterscheiden. „Der Pollenwarndienst wird dann etwa verkünden, dass heute Birkenpollen-Belastung für die Typen eins bis drei zu erwarten ist, während die Typen vier und fünf verschont bleiben“, so der Wiener Pollenspezialist. Wirklichkeit könnte das bis 2011 werden, vorausgesetzt, das Pollentagebuch finde ausreichende Teilnahme seitens der Allergie-Patienten.

Am Projekt beteiligen sich die Pollenwarndienste Österreichs, Deutschlands und der Schweiz sowie weiterer mittel- und osteuropäischer Länder, für die noch eigene Sprachausgaben erstellt werden. „Durch die Integration der Daten des europäischen Netzwerkes SILAM http://silam.fmi.fi ist das Tagebuch auch von Bewohnern anderer Länder benutzbar. Die Genauigkeit der Vorhersage orientiert sich dabei an der Qualität ihrer Pollenwarnung“, so Jäger gegenüber pressetext. Jäger hofft, dass das Projekt Vorbildwirkung auf andere europäische Länder hat.

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Johannes Pernsteiner pressetext.austria

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