Nichtlineare Optik in kleinsten Dimensionen

Will man die Wechselwirkung zwischen Licht und Materie mit atomarer Auflösung untersuchen, ist modernste Technik erforderlich, was in Jena kein Problem ist. Foto: Jan-Peter Kasper/FSU

Licht kann mehr! Ein Team von der Universität Jena und anderen Forschungseinrichtungen möchte die Geheimnisse der Optik weiter enträtseln. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligte jetzt dafür den Sonderforschungsbereich 1375 „Nonlinear Optics down to Atomic Scales“; kurz NOA:

Für zunächst vier Jahre erhält das Team um den Physiker Prof. Dr. Ulf Peschel und die Chemikerin Prof. Dr. Stefanie Gräfe eine Förderung von etwa neun Millionen Euro. Der Startschuss zum Großforschungsprojekt fällt am 1. Juli.

Phänomene der nichtlinearen Optik treten stets auf, wenn Licht auf Materie trifft, werden aber erst bei höheren Intensitäten sichtbar und wirklich relevant. Neben dem ursprünglichen Lichtstrahl wird dann zum Beispiel auch Strahlung anderer und zum Teil viel kürzerer Wellenlängen erzeugt – ein Effekt, der mit steigender Leistung immer wichtiger wird und daher als nichtlinear bezeichnet wird.

Physik und Chemie arbeiten zusammen

„Unsere Forschung ist zunächst grundlagenorientiert, wobei wir zukünftige Anwendungen natürlich nicht aus den Augen verlieren wollen“, sagt Ulf Peschel. Die Arbeit im Sonderforschungsbereich werde deshalb zu gut zwei Dritteln aus Experimenten bestehen, das übrige Drittel sei der Theorie vorbehalten. Da neben der Optik auch Materialeigenschaften eine große Rolle spielen, arbeiten Physiker und Chemiker dabei Hand in Hand.

„Die auftretenden Wechselwirkungsprozesse zwischen Licht und Materie wollen wir im jetzt genehmigten Sonderforschungsbereich mit atomarer Auflösung untersuchen, im Computer modellieren und schließlich sogar lernen zu kontrollieren“, so Peschel.

Gelingt das, winken viele attraktive Anwendungen, angefangen von winzigen Nanolasern, über extrem kompakte Röntgenquellen bis hin zur optischen Detektion weniger Atome. Am Ende ließen sich vielleicht sogar chemische Reaktionen zwischen einzelnen Molekülen in Echtzeit beobachten – eine Dimension, in die lineare optische Systeme bisher nicht vordringen können.

Im Rahmen des neuen Sonderforschungsbereiches wird die Friedrich-Schiller-Universität Jena mit dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik und dem Leibniz-Institut für Photonische Technologien in Jena, aber auch mit der Humboldt-Universität Berlin und der Technischen Universität München zusammenarbeiten.

24 Doktoranden und ein Postdoc werden – durch die DFG finanziert – von nun an gemeinsam zur nichtlinearen Wechselwirkung zwischen Licht und Nanostrukturen oder Einzelmolekülen forschen. Damit folgt Jena einem sehr erfolgversprechenden Trend der modernen Optikforschung, der so auch in München, Stuttgart oder Berlin oder international an der ETH Zürich und am California Institute of Technology in den USA hohe Priorität hat.

Prof. Dr. Ulf Peschel
Institut für Festkörpertheorie und -optik der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fröbelstieg 1 (Abbeanum), 07743 Jena
Tel.: 03641 / 947170
E-Mail: ulf.peschel[at]uni-jena.de

Media Contact

Stephan Laudien idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Physik Astronomie

Von grundlegenden Gesetzen der Natur, ihre elementaren Bausteine und deren Wechselwirkungen, den Eigenschaften und dem Verhalten von Materie über Felder in Raum und Zeit bis hin zur Struktur von Raum und Zeit selbst.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Astrophysik, Lasertechnologie, Kernphysik, Quantenphysik, Nanotechnologie, Teilchenphysik, Festkörperphysik, Mars, Venus, und Hubble.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer