Nanoforschung: Bessere Akkus mit Kohlenstoff-Nanoteilchen

Nachdem die Entwicklung der sogenannten Lithium-Ionen-Akkus weitgehend ausgereizt ist, schaut die Fachwelt auf neue, vielversprechende Stromspeicher, die Lithium-Schwefel-Akkus. Um deren Realisierung voranzutreiben entwickelte ein Team um den LMU-Chemiker Professor Thomas Bein und Linda Nazar von der kanadischen Waterloo Universität poröse Nanopartikel aus Kohlenstoff, in denen der Schwefel so eingelagert ist, dass eine größtmögliche Leistungsfähigkeit des Akkus erreicht wird.

Die bisherigen Prototypen des Lithium-Schwefel-Akkus bestehen aus einer Lithium-Elektrode und einer Schwefel-Kohlenstoff-Elektrode, zwischen denen Lithium-Ionen aus-getauscht werden. Der Schwefel spielt in diesem System eine besondere Rolle: zum einen kann er im Idealfall zwei Lithium-Ionen pro Schwefelatom aufnehmen und ist daher wegen seines geringen Gewichts ein exzellenter Energiespeicher. Gleichzeitig ist er aber selber kaum leitfähig, so dass Elektronen beim Be- und Entladen nur schwer weitertransportiert werden können. Die Idee der Münchner Wissenschaftler ist es daher, Schwefel mit einer möglichst großen Oberfläche zur Elektronenaufnahme zu generieren und ihn gleichzeitig an leitfähiges Material zu koppeln.

Dazu entwickelten Thomas Bein, Mitglied bei der Nanosystems Initiative Munich (NIM), und sein Team ein Gerüst aus porösen Kohlenstoffnanopartikeln. In den 3-6 Nanometer großen Poren kann sich der Schwefel homogen verteilen. Dadurch liegen fast alle Schwe-felatome frei zugänglich, um Lithium-Ionen aufzunehmen. Gleichzeitig befinden sie sich in der Nähe des leitfähigen Kohlenstoffs.

„Der Schwefel ist in den neuartigen hochporösen Kohlenstoffnanoteilchen elektrisch sehr gut zugänglich und wird darin stabilisiert, so dass wir eine hohe Anfangskapazität von 1200 mAh/g und gute Zyklenstabilität erzielen konnten“, erklärt Thomas Bein. „Unsere Ergeb-nisse zeigen die große Bedeutung der Nano-Morphologie für die Leistungsfähigkeit neuer Konzepte zur Energiespeicherung.“

Die Kohlenstoff-Struktur verringert auch das sogenannte Polysulfid-Problem. Polysulfide entstehen als Zwischenprodukt der Elektrolyse und können das Laden und Entladen des Akkus beeinträchtigen. Der Kohlenstoff bindet das Polysulfid jedoch solange, bis dessen Umwandlung zum unschädlichen Dilithiumsulfid abgeschlossen ist. Zusätzlich konnten die Wissenschaftler das von ihnen entwickelte Kohlenstoff-Material mit einer dünnen Silizium-Oxid-Schicht überziehen, die vor Polysulfid schützt, ohne die Leitfähigkeit zu beein-trächtigen.

Mit ihrem neuem Material stellten die Wissenschaftler ganz nebenbei einen neuen Rekord auf: Unter allen mesoporösen Kohlenstoff-Nanopartikeln weist ihr Material nach aktueller Datenlage das bisher größte innere Porenvolumen (2,32 cm3/g) und die extrem hohe Ober-fläche von 2445 m2/g auf. Das entspricht ungefähr dem Volumen eines Zuckerwürfels und der Oberfläche von zehn Tennisfeldern – vielleicht werden ähnlich große Oberflächen bald in unseren Akkus stecken. NIM

Publikation:
“Spherical Ordered Mesoporous Carbon Nanoparticles with Extremely High Porosity for Lithium-Sulfur Batteries”.
Jörg Schuster, Guang He, Benjamin Mandlmeier, Taeeun Yim, Kyu Tae Lee, Thomas Bein and Linda F. Nazar. In: Angewandte Chemie, Article first pub-lished online: 1 MAR 2012

DOI: 10.1002/anie.201107817

Kontakt:
Prof. Dr. Thomas Bein
Chair of Physical Chemistry
Tel: 089/2180-77621
tbein@cup.uni-muenchen.de

Media Contact

Luise Dirscherl idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Physik Astronomie

Von grundlegenden Gesetzen der Natur, ihre elementaren Bausteine und deren Wechselwirkungen, den Eigenschaften und dem Verhalten von Materie über Felder in Raum und Zeit bis hin zur Struktur von Raum und Zeit selbst.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Astrophysik, Lasertechnologie, Kernphysik, Quantenphysik, Nanotechnologie, Teilchenphysik, Festkörperphysik, Mars, Venus, und Hubble.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

KI-basierte Software in der Mammographie

Eine neue Software unterstützt Medizinerinnen und Mediziner, Brustkrebs im frühen Stadium zu entdecken. // Die KI-basierte Mammographie steht allen Patientinnen zur Verfügung und erhöht ihre Überlebenschance. Am Universitätsklinikum Carl Gustav…

Mit integriertem Licht zu den Computern der Zukunft

Während Computerchips Jahr für Jahr kleiner und schneller werden, bleibt bisher eine Herausforderung ungelöst: Das Zusammenbringen von Elektronik und Photonik auf einem einzigen Chip. Zwar gibt es Bauteile wie MikroLEDs…

Antibiotika: Gleicher Angriffspunkt – unterschiedliche Wirkung

Neue antimikrobielle Strategien sind dringend erforderlich, um Krankheitserreger einzudämmen. Das gilt insbesondere für Gram-negative Bakterien, die durch eine dicke zweite Membran vor dem Angriff von Antibiotika geschützt sind. Mikrobiologinnen und…

Partner & Förderer