Mutierendes Beta-Protein als Schlüssel zu Alzheimer

Wissenschaftler der Fondazione Istituto Neurologico Carlo Besta und des Istituto Farmacologico Mario Negri haben eine Substanz entdeckt, die bei der Entstehung von Alzheimer eine entscheidende Rolle spielt.

Es handelt sich um eine Mutationsvariante des Beta-Proteins, das bei identischen Allelen (Homozygotie) auf beiden Chromosomenpaaren die gefürchete Altersdemenz in einer ihrer schwersten Formen auslöst, während es bei unterschiedlichen Allelen (Heterozygotie) eine Schutzwirkung ausübt.

„Das mutierte Beta-Protein dockt an das normale Beta-Protein an und verhindert damit die Bildung von Amyloid,“ bestätigt Projektleiter Fabrizio Tagliavini. „Dieses unerwartete biologische Verhalten öffnet den Weg für bisher ungeahnte Therapieansätze.“ Dies gelte sowohl bei den genetisch bedingten (drei Prozent der Fälle) als auch bei den sporadischen Erscheinungsformen von Alzheimer. Ermöglicht wurde die Entdeckung durch die Untersuchungen an einem 36-jährigen Patienten, der an einem besonders ausgeprägten Krankeitsbild litt, jedoch dem Anschein nach keinen genetischen Bezug zu Alzheimer hatte.

„Nachdem wir im Labor dieses Beta-Protein nachbauten und die Mutationsform sich als besonders aggressiv herausgestellt hatte, fragten wir uns, warum die Krankheit nicht auch bei seinen Verwandten mit Heterozygote-Mutation auftrat“, so der italienische Wissenschaftler weiter. In allen der Wissenschaft bisher bekannten Mutationsformen sei nämlich für den Ausbruch der Krankeit ausreichend, dass die Mutation auf einem einzigen Allel eintrat. Alle heterozygoten Verwandten des jungen Mannes einschliesslich einer fast neunzigjährigen Frau hatten sich jedoch als vollkommen gesund erwiesen. „Deshalb haben wir im Labor ein normales mit einem mutierten Beta-Protein kombiniert und dabei festgestellt, dass ihr Zusammenwirken die Amyloidbildung und somit die Entwicklung der gefürchteten Plaques verhindert. „

Von Alzheimer sind allein in Italien fast eine halbe Million und in ganz Europa sechs Millionen Menschen betroffen. Ihre Anzahl wird sich laut Tagliavini bis 2050 voraussichtlich verdoppeln. Durch die Entdeckung des Mailänder Forscherteams ergeben sich neue Hoffnungen auf Therapieansätze, bei denen die Fragmente mutierter Beta-Proteine genutzt und eine Behandlung ohne Nebenwirkungen ermöglicht werden. Die Untersuchung der italienischen Forscher ist in enger Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Mailänder Università di Studi, des Centro Sant' Ambrogio-Fatebenefratelli in Cernusco sul Naviglio und des Nathan Kline Institute im US-Staat New York durchgeführt worden. Einzelheiten wurden in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlicht.

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Harald Jung pressetext.austria

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