Muscheln als Klima-Lexikon

Sauerstoff-Isotope in Muscheln könnten nach Ansicht von Forschern das detaillierteste Bild über den Klimawandel zeichnen. Zu diesem Schluss kommt ein Paläontologen-Team der University of Sasketchwan in Saskatoon nach der Untersuchung von Muscheln, die in Island im Sediment gefunden wurden. In der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins Proceedings of the National Academy of Sciences berichten die Forscher über ihre Erkenntnisse.

Die meisten Untersuchungen von Paläo-Klima geben nur Auskunft über Durchschnittstemperaturen, so Studien-Leitautor William Patterson. Mollusken, das sind Weichtiere zu denen Muscheln und Schnecken gehören, wachsen jedoch kontinuierlich und die Werte von verschiedenen Sauerstoff-Isotopen in ihrem Gehäuse variieren mit der Temperatur des Wassers, in dem sie leben. Je kälter das Wasser ist, desto höher ist der Anteil des schweren Sauerstoff-Isotops-18.

Muscheln liefern mehrjährige Klimaaufzeichnungen

Für die Studie haben die Forscher 26 Muscheln aus dem Sediment einer Bucht in Island untersucht. Da solche Muscheln normalerweise zwischen zwei und neun Jahre alt werden, geben die Isotopen-Verhältnisse jeder einzelnen Muschel ein dementsprechendes Klimabild ab. Das weist auf die Umweltbedingungen hin, die während ihrer Lebenszeit vorherrschend waren.

Mit Hilfe eines Roboters haben die Forscher die Muscheln Schicht für Schicht nach ihren Wachstumsbändern abgetragen. Mit dem Massenspektrometer konnten dann die Isotopen-Verhältnisse jeder einzelnen Schicht gemessen werden. Daraus konnten die Wissenschaftler die Umwelt-Bedingungen ableiten, die während der Bildung jeder Schicht herrschten. „Wir bekommen Daten über das Paläo-Wetter. Bei größeren Muscheln ist es sogar möglich, das tägliche Wetter zu rekonstruieren“, so Patterson.

Klimahinweise in isländischen Sagas bestätigt

Was die Forscher besonders interessierte, war die Frage, ob die Wetter- und Klimahinweise in den historischen isländischen Sagas mit Hilfe der Muscheln verifizierbar sind. Tatsächlich ist es den Wissenschaftler gelungen, diese Hinweise zu bestätigen. So konnte etwa eine Hungersnot im „Book Of Settlements“ aus dem Mittelalter anhand der Muschelfunde bestätigt werden. Damals herrschten mittlere Sommertemperaturen von nur fünf bis sechs Grad. 100 Jahre zuvor lagen diese bei 7,5 bis 9,5 Grad.

Dass Gehäuse von Muscheln und Schnecken Hinweis auf Lebensbedingungen geben, bestätigt auch Anita Eschner, Kuratorin für die Mollusken-Sammlung im Wiener Naturhistorischen Museum http://www.nhm-wien.ac.at im pressetext-Interview. Das gelte auch für heimische Landschnecken wie etwa Weinbergschnecken.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.usask.ca

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