Minimalinvasive OP-Verfahren: Erhalt der Lebensqualität als Maxime

Operieren und erfolgreich Heilen, ohne dabei die Organe in ihrer Funktionsfähigkeit zu beeinträchtigen – so lautet die neue Maxime in der modernen operativen Gynäkologie.

„Die für die Lebensqualität der Frau in vielerlei Hinsicht sehr wichtigen inneren Organe zu erhalten ist eines der wichtigsten Ziele unserer operativen Tätigkeit“, erklärt Prof. Dr. Ingo B. Runnebaum von der Frauenklinik am Universitätsklinikum Jena (UKJ), „dabei arbeiten wir mit vielen Frauenarztpraxen sehr eng zusammen“.

Entsprechend wichtig ist die Rolle, die die neuen schonenden Operationsverfahren in Ergänzung zu den Methoden der Früherkennung in der Frauenarztpraxis spielen. Doch im Alltag vieler deutscher Kliniken dominieren bei vielen Erkrankungen nach wie vor die althergebrachten „großen“ Operationen wie die Entfernung der Gebärmutter oder der Eierstöcke. „Mehr als die Hälfte auch kleinerer Eingriffe erfolgt über den großen Bauchschnitt“, so Runnebaum, „obwohl das für die Patientinnen belastend und nicht erforderlich ist.“ Der Grund: Die modernen minimalinvasiven Verfahren sind nicht überall als Routine etabliert, viele Patientinnen kennen die Alternativen gar nicht.

Um hier Abhilfe zu schaffen und möglichst vielen Frauen eine Behandlung in „Schlüsselloch-OP-Technik“ zu ermöglichen, bietet die Frauenklinik am Universitätsklinikum Jena ab August eine Spezialsprechstunde zu endoskopischen Operationsverfahren an. Zunächst einmal wöchentlich, jeweils mittwochs zwischen 14.00 und 16.00 Uhr, können sich die Frauen hier über minimalinvasive Operationsverfahren beraten lassen.

„Unser Angebot richtet sich insbesondere an Frauen mit Unterleibsschmerzen oder Blutungsstörungen“, erläutert Oberarzt Ivaylo Georgiev, der Leiter der neuen Sprechstunde. „Denn vor allem bei Frauen kurz vor oder in den Wechseljahren führen diese Blutungsstörungen oft zu einer Gebärmutterentfernung.“ Auch hier wollen die Jenaer den betroffenen Frauen – und das ist fast jede dritte Frau kurz vor der Menopause – eine möglichst organ- und gewebeschonende Methode anbieten.

„Selbst wenn die Entfernung der Gebärmutter unumgänglich ist, gibt es heute schonende Verfahren, bei denen wir ohne Narben auskommen und den Beckenboden nicht in Mitleidenschaft ziehen“, ergänzt der Gynäkologe Dr. Marc Radosa, der ebenfalls die Sprechstunde betreuen wird. Besonders wichtig sei es zudem, die Eierstöcke zu erhalten, um den Hormonhaushalt nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. „Damit können wir unsere Patientinnen so organschonend wie möglich und gleichzeitig mit der größtmöglichen Heilungschance behandeln“, so Oberarzt Georgiev.

Goldnetz erhält die Gebärmutter

Seit kurzem steht den Jenaern dafür eine weitere moderne endoskopische Methode zu Verfügung, die eine Gebärmutterentfernung überflüssig machen kann. „Bei der sogenannten Goldnetzmethode wird ein spezielles Netz aus Goldfäden von unten in die Gebärmutter eingelegt“, erklärt der Oberarzt. Dieses Netz verödet in nur wenigen Sekunden die Gebärmuterschleimhaut, das Endometrium, ohne die Gebärmutter selbst zu verletzen. „Die feinen Netzstrukturen passen sich perfekt dem Gewebe an und können auch Stellen erreichen, die für unsere sonstigen Instrumente nicht zugänglich sind“, so Georgiev. „Der Vorteil: Bei 98 Prozent der damit behandelten Frauen können wir so die Blutungsstörungen stoppen, ohne die Gebärmutter entfernen zu müssen“.

Die relativ junge Methode, die erst seit 2001 in Deutschland eingesetzt wird, gehört noch nicht zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. „Wir möchten dieses Verfahren dennoch den Frauen, die eine Alternative zum Verlust der Gebärmutter suchen, in unserer Sprechstunde anbieten“, betont der Jenaer Klinikdirektor Runnebaum.

Die neue endoskopische Sprechstunde der Frauenklinik in der Bachstraße 18 in Jena ist ab sofort erreichbar unter Tel. 03641/933492, Termine jeweils mittwochs von 14.00 und bis 16.00 Uhr oder nach Vereinbarung.

Media Contact

Helena Reinhardt idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-jena.de

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