Mathematik für alle!

Die Mathematik hat als Schulfach oft ein verstaubtes Image. Dass sie als Werkzeug dient, um aktuelle Probleme – wie zum Beispiel die Finanzkrise oder den Klimawandel – anzupacken und nach Lösungen zu suchen, erfahren Schüler in der Regel nicht.

Daher arbeitet eine Gruppe internationaler Mathematiker, Didaktiker und Lehrer daran, aktuelle Forschungsgebiete der Mathematik für den Schulunterricht zugänglich zu machen. Vom 17. bis 20. September trifft sich die Gruppe zu einem Workshop am Weierstraß-Institut für Angewandte Analysis und Stochastik (WIAS) in Berlin.

Das Problem ist nicht neu: Der Mathematiker Felix Klein veröffentlichte vor über 100 Jahren das Buch „Elementarmathematik vom höheren Standpunkt aus“, das die Breite der damaligen mathematischen Forschung darstellte. Es richtete sich vor allem an Mathematiklehrer, um ihnen Hintergrundwissen über den üblichen Lehrplan hinaus zu vermitteln. Klein wollte so den veralteten mathematischen Schulstoff entrümpeln und auf den Stand der aktuellen Wissenschaft bringen. Damit hatte er ein lebendiges Bild einer Wissenschaft vor Augen, die nicht nur die historischen Errungenschaften darstellt, sondern auch aktuelle Probleme im Alltagsleben anpackt und löst.

Die ICMI (International Commission on Mathematical Instruction), eine Kommission der IMU (International Mathematical Union), hat 2009 das „Klein-Projekt“ gestartet. Die Teilnehmer haben die Ideen von Felix Klein aufgegriffen und arbeiten daran, ein modernes Werk herauszugeben, das Lehrkräften einen Überblick über die aktuelle Mathematik verschafft. Zugleich wird neues Unterrichtsmaterial entwickelt und zur Verfügung gestellt, damit zeitgenössische Forschung in den mathematischen Wissenschaften stärker in den Unterricht eingebaut werden kann.

Am 19. September 2013 findet von 14-18 Uhr im Rahmen des Felix-Klein-Treffens eine Lehrerfortbildung für Mathematiklehrkräfte ab Klassenstufe 7 statt. Experten halten Vorträge über aktuelle Mathematik-Themen für den Unterricht und diskutieren im Anschluss mit den Teilnehmern.

Interviewpartner
Zu dem Klein-Treffen reisen internationale Experten für modernen Mathematikunterricht nach Berlin, die gern für ein Interview bereitstehen.
Ethnomathematik – Bill Barton (Neuseeland), Vorsitzender des Klein-Projektteams
Da sein Vater bei der UNESCO tätig war, lebte der Neuseeländer Bill Barton schon als Kind in verschiedenen Ländern. Auch im Studium und später als Lehrer zog er durch die Welt – Stationen waren Karthum (Sudan), Tripolis (Libyen), Botswana und Swasiland. Er entwickelte dabei seine Leidenschaft für Unterricht und erkannte die Bedeutung des kulturellen Hintergrunds für das Lernen. Barton beteiligte er sich an einem Projekt über die indigenen Maori-Sprache von Neuseeland, so dass sie als Unterrichtssprache im Fach Mathematik genutzt werden konnte. Er schrieb seine Doktorarbeit über Ethnomathematik und begann in den frühen neunziger Jahren seine Tätigkeit als Professor in der Fakultät für Mathematik an der University of Auckland. Barton gewann zahlreiche Preise und war von 2009 bis 2012 Präsident der ICMI. Neben dem Vorsitz des internationalen Klein-Projektteams ist er Programmleiter des „Capacity and Network Projects“, welches Mathematiklehrer und die Ausbilder der Lehrer in Südostasien fördert.
Mathematik des Planeten Erde – Christiane Rousseau (Kanada), Vizepräsidentin der International Mathematical Union
Christiane Rousseau, Professorin an der Universität von Montreal, ist Initiatorin und Koordinatorin des internationalen Jahres „Mathematics of Planet Earth 2013“ (MPE2013) unter der Schirmherrschaft der UNESCO. Um die Bedeutung der Mathematik für den Umgang mit globalen Herausforderungen zu vermitteln, haben zahlreiche internationale mathematische Einrichtungen dieses Projekt ins Leben gerufen. Dabei wird zum einen die Öffentlichkeit über die Möglichkeiten der Mathematik zum Lösen von Problemen informiert, zum anderen sollen Mathematiker in der Wissenschaft dazu angeregt werden, fundamentale Fragen zum Planeten Erde in neuen Forschungsprojekten anzugehen. Nicht zuletzt sollen Lehrer mit ins Boot geholt werden, um Schülerinnen und Schülern den Sinn der Mathematik für unsere Zukunft erfahrbar zu machen – und so dem weit verbreiteten Kritikpunkt am Mathematikunterricht, der Theorielastigkeit, entgegen zu wirken.

http://mpe2013.org

Mathematik besser verstehen mit dem Computer – Hans-Georg Weigand (Würzburg)
Hans-Georg Weigand, Professor für Didaktik der Mathematik an der Universität Würzburg, beschäftigt sich mit dem Einsatz neuer Technologien im Mathematikunterricht. Wie beeinflusst der Computer die Entwicklung des Begriffsverständnisses beim Lehren und Lernen von Mathematik? Weigand hat mehrere Bücher über den Computereinsatz im Mathematikunterricht, über Algebra sowie Geometrie geschrieben und herausgegeben. Aber auch die Verbindung von Kunst und Mathematik sowie Fußball und Mathematik sind Themen, mit denen er sich im Hinblick auf den Unterricht beschäftigt.
Kontakt:
Sekretariat der International Mathematical Union (IMU)
Lena Koch
Markgrafenstr. 32
10117 Berlin
E-Mail: lena.koch@wias-berlin.de
Tel: (030) 20372-432

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Gesine Wiemer idw

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