Mäusemänner betören mit ihrem Duft

&quot;Stinkende&quot; Mäuseriche haben mehr Erfolg bei den Damen und produzieren mehr Nachkommen. <br>Bild: Kerstin Thonhauser / Vetmeduni Vienna<br>

Forscher vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung an der Vetmeduni Vienna untersuchten rund 100 Hausmäuse und fanden heraus, dass Männchen, die besonders viele „Duft“-Markierungen hinterlassen, mehr Nachkommen produzieren. Wahrscheinlich können Mausweibchen aus den Markierungen Schlüsse auf die Qualität der Männchen ziehen. Die Forscher veröffentlichten ihre Daten im Fachjournal Animal Behaviour.

Viele Tiere markieren ihr Territorium, indem sie an strategischen Punkten urinieren. Dieses Verhalten ist ein wichtiges Kommunikationsmittel und stellt unter anderem klar, wer sozial dominant oder untergeordnet ist. Markierungen dienen wahrscheinlich auch dem Werben um die Weibchen und sollen mögliche Mitbewerber abschrecken. Der Geruch der Mäusemarkierungen scheint ein sekundäres Geschlechtsmerkmal zu sein – vergleichbar mit den Federn eines Pfaus. Weibchen können also über den Duft beurteilen, ob ein Männchen stark und gesund ist. Untergeordnete Mäusemänner oder gar kranke produzieren weniger auffällige und attraktive Duftmarkierungen.

Die besseren Markierer haben mehr Nachkommen

Weibliche Mäuse durften für die Studie ihre Sexualpartner frei wählen und dann ihre Jungtiere austragen. Vaterschaftsanalysen bei den Nachkommen ergaben, dass gerade die Männchen, die zuvor am stärksten markierten, auch am häufigsten Väter wurden. Der Verhaltensforscher Dustin Penn erklärt: „Wir zeigen hier erstmals, dass die sexuelle Selektion das Markierverhalten aufrecht erhält. Weibchen wählen nämlich die starken Markierer für die Fortpflanzung aus, wenn sie frei wählen können.“

Es gibt verschiedene Erklärungsmodelle dafür, warum Weibchen sich für die stärkeren Markierer entscheiden. Einerseits vermittelt starkes Markieren wahrscheinlich gute Gesundheit und Kondition der Männchen. Markieren kostet allerdings Energie. Schwache Männchen können es sich also gar nicht leisten, viel zu markieren. Darüber hinaus locken die Tiere mit ihrem Markierungsverhalten ungewollt Fressfeinde an, und das können sich schwache Mäuse schon gar nicht leisten.

Der Geruch fremder Männchen regt Markierverhalten an

Es war bereits bekannt, dass dominante Männchen ihr Territorium stärker markieren als untergeordnete. Erstautorin Kerstin Thonhauser und ihre Kollegen wollten herausfinden was passiert, wenn fremde Männchen in das Territorium anderer männlicher Mäuse eindringen. Um dies herauszufinden, simulierten die Forscher Eindringlinge, indem sie die Käfige mit PVC Platten auslegten. Nach einiger Zeit vertauschten die Forscher die Platten mit denen anderer Männchen und entließen die einzelnen Mäuseriche wieder in die nun fremd riechenden Käfige. Dort konnten die Mäuse erneut ihre eigenen Duftmarken setzen. Nach Auswertung der Markierungsspuren zeigte sich eindeutig, dass männliche Mäuse stärker Markieren, wenn sie dem Geruch anderer Mausmännchen ausgesetzt sind. Sie versuchen also Eindringlinge mit starker Markierung abzuschrecken.

Schwächere Männchen sind nur die „guten Freunde“

Die sexuell weniger erfolgreichen Männchen gehen aber auch nicht leer aus. Mausweibchen bevorzugen es, mit den weniger attraktiven Männchen Zeit zu verbringen, während sie die starken Männer zum Fortpflanzen auswählen. Die „guten Freunde“ sind also nicht gleich attraktive Sexualpartner. Die Forscher untersuchen nun die genaue Zusammensetzung des Urins der Tiere. Vielleicht finden sie hier Hinweise darauf, wie Mäuse Informationen über Gesundheit und körperliche Kondition im Markierverhalten weitergeben.

Die Studie „Scent marking increases male reproductive success in wild house mice“, von Kerstin E. Thonhauser, Shirley Raveh, Attila Hettyey, Helmut Beissmann und Dustin J. Penn wurde im Jounal Animal Behaviour veröffentlicht. http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0003347213003904

Über die Veterinärmedizinische Universität Wien

Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist die einzige universitäre veterinärmedizinische Bildungs- und Forschungsstätte Österreichs und zugleich die älteste im deutschsprachigen Raum. Die Vetmeduni Vienna beschäftigt 1200 Mitarbeiter und bildet zurzeit 2300 Studierende aus. Der Campus liegt im Norden von Wien und beherbergt ein Tierspital und zahlreiche Spin-Off Unternehmen. http://www.vetmeduni.ac.at

Wissenschaftlicher Kontakt:
Dr. Dustin Penn
Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
T +43 1 4890915 M +43 664 60257-6050
dustin.penn@vetmeduni.ac.at
Aussenderin:
Dr.rer.nat. Susanna Kautschitsch
Wissenschaftskommunikation / Public Relations
Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
T +43 1 25077-1153
susanna.kautschitsch@vetmeduni.ac.at

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer