MACE Konferenz beleuchtete Stand der Ausbildung im Agrar- und Ernährungssektor

Am vergangenen Mittwoch ging in Berlin die vierte MACE Konferenz zu Ende. Am 13. und 14.01., im Vorfeld der Internationalen Grünen Woche, waren mehr als 60 Teilnehmer aus 20 Ländern im Internationalen Congress Centrum ICC zusammen gekommen, um sich über „Challenges of Education and Innovation“ auszutauschen.

PODIUMSDISKUSSION ZUM STAND DER AUSBILDUNG IN DER AGRAR- UND ERNÄHRUNGSWIRTSCHAFT

Ein Höhepunkt der Konferenz war die Podiumsdiskussion zum Stand der Ausbildung in der Agrar-und Ernährungswirtschaft. Mit der Frage „What is happening in today's agricultural curriculum?“ setzten sich Assoz. Prof. Avrelija Cencic, Leiterin der Fakultät für Biochemie an der Universität von Maribor in Slovenien, Prof. Dr. Elena Kashtanova, Professorin für Internationalen Handel und Leiterin des Masterstudiengangs Food and Agribusiness an der Hochschule Anhalt (FH), und Diana Traikova, Doktorandin am Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO), auseinander. Moderiert wurde die Diskussion von Froujke Kruijssen von YPARD, der Young Professional's Platform for Agricultural Research for Development. YPARD war in diesem Jahr Co-Organisator der MACE Konferenz. Im Vorfeld war zum Thema der Podiumsdiskussion bereits ein Online-Diskussionsforum eingerichtet worden.

SPEZIALISIERUNG VS. ALLGEMEINBILDUNG
Cencic betonte, dass es in der Frage nach dem Stand der Ausbildung zunächst darum gehen müsse, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Westeuropa und Mittel- und Osteuropa zu identifizieren und zu bewerten. Als größten Unterschied machte Kashtanova den unterschiedlichen Spezialisierungsgrad aus. In Anbetracht der Tatsache, dass der Osten zumeist von großstrukturierten Agrarunternehmen geprägt war, sei die Ausbildung hier noch immer hoch spezialisiert, obwohl seit Beginn der Transformationsprozesse auch die Agrarwirtschaft umfassenden strukturellen Veränderungen unterworfen ist. In Westeuropa, wo Agrarunternehmen oftmals Familienbetriebe sind, vermitteln die Ausbildungs- und Studiengänge eher breiteres Wissen. Studenten lernen hier alles vom Ackerbau bis zur Vermarktung und zum Verbraucherschutz.
RESSOURCEN ZUR SICHERUNG DER AUSBILDUNG NOTWENDIG
Die Popularität einer Karriere im Agrar- und Ernährungssektor schwankt. In Slowenien beispielsweise werden die Ausbildungsgänge gut nachgefragt. Cencic machte hierfür die noch guten Einkommenschancen aus. Offen ist aus ihrer Sicht jedoch, wie sich die Situation entwickelt, sollten die EU-Agrarsubventionen gekürzt werden oder komplett wegfallen. Traikova wies darauf hin, dass Landwirte in Bulgarien oftmals nur über geringes Fachwissen verfügen. Da die Agrarwirtschaft von Kleinstbetreiben und Subsistenzwirtschaft dominiert ist, gäbe es oftmals kein Interesse daran, Ausbildungsangebote wahrzunehmen. Die wenigen gut ausgebildeten Leute hätten deshalb eine große Chance in Zukunft größere Agrarunternehmen zu leiten. Immer bedeutsamer werde ein ganzheitlicher Ansatz in der Ausbildung, führte Kashtanova aus. Interdisziplinär müssten dafür Agrar- und Ernährungswirtschaft mit Fragen des Umweltschutzes, der Gesundheit und sozialen Fragen wie ländlicher Entwicklung verknüpft werden, um den zukünftigen Anforderungen an Experten der Agrar- und Ernährungswirtschaft gerecht zu werden. Prof. Dr. Uwe Jens Nagel von der Humboldt-Universität zu Berlin wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Grundlage exzellenter Ausbildung exzellente Forschungsarbeit sei. Dafür brauche es neben geistigen auch finanzielle Ressourcen, denn die Kosten für einen Studienplatz in der Agrar- und Ernährungswirtschaft seien drei Mal so hoch wie beispielsweise im Bereich Jura.
WEITERE HÖHEPUNKTE: VORTRÄGE UND WORKSHOPS
Weiter auf dem Programm standen Fachvorträge von anerkannten Experten. So erläuterte Prof. Dr. Elena Kashtanova, Vor- und Nachteile sowie Herausforderungen beim Umgang mit E-Teaming- und E-Learning-Methoden. Dr. William Rivera, emeritierter Professor der University of Maryland, USA, fragte, was Staaten zu innovativen Nationen mache, Prof. Dr. Cees Leeuwis von der niederländischen Wageningen Universität sprach zu Innovationen und Know-how im Agribusiness und IAMO-Wissenschaftlerin Dr. Insa Theesfeld stellte mit PICA ein Instrument zur ex ante Evaluierung von Politikmaßnahmen vor. Neben den wissenschaftlichen Vorträgen informierte Patricia Fuchs von der Koordinierungsstelle EG der Wissenschaftsorganisationen (KoWi) die Nachwuchswissenschaftler über Fördermöglichkeiten und Graduiertenprogramme. In 14 Workshops nutzen 38 Teilnehmer die Gelegenheit eigene Forschungsarbeiten zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen. Die Themen reichten hier von einer Analyse der agrarwirtschaftlichen Beratungsangebote der Türkei, über die Betrachtung der Produktions- und Effizienzsteigerungen von Agrarunternehmen in der Ukraine bis zur Auseinandersetzung mit Bildung als Determinante für ökonomische Aktivitäten der ländlichen Bevölkerung Polens.
KONFERENZ IST ABSCHLUSS DES MACE PROJEKTES
Die Konferenz war der Abschluss des von der EU im Rahmen des Marie-Curie-Programms geförderten MACE Projektes. MACE steht für Modern Agriculture in Central and Eastern Europe. Zu dem Projekt hatten sich zwölf internationale Partner zusammengeschlossen, drei davon, das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO), die Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin und die Arbeitsgemeinschaft für Tropische und Subtropische Agrarforschung (ATSAF), waren Ausrichter der Konferenz.

Weitere Informationen zu MACE: http://www.mace-events.org/ und der 4. MACE Konferenz: http://www.mace-events.org/greenweek2010/conference.html.

Weitere Informationen:
Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Britta Paasche M.A.
Tel. 0345 – 2928 330 | paasche@iamo.de

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