Logbücher von Seefahrern als Klima-Lexikon

Aufzeichnungen in den Logbüchern der Seefahrer im 18. Jahrhundert können Wissenschaftlern Daten über die Klimaveränderungen in den vergangenen 200 Jahren liefern.

Unter den rund 300 Logbüchern von Schiffen der königlichen britischen Flotte befinden sich auch jene von Kapitän James Cook und jene der HMS Beagle, auf der Charles Darwin seine Weltreise unternommen hat.

Die Logbücher sollen im kommenden Jahr auf der Website des National Archives Online verfügbar sein. Bereits jetzt werden die Daten von Forschern der University of Sunderland evaluiert.

Zum Teil enthalten die Aufzeichnungen, die bis 1760 zurückreichen, genaue Angaben über die Temperaturen, den Luftdruck, die Windrichtung und -geschwindigkeit. Zum Teil wurden die Details sogar stündlich eingetragen, zumindest aber täglich auf den aktuellen Stand gebracht, hat das Forschungsprojekt CORRAL (UK Colonial Registers and Royal Navy Logbooks) gezeigt. Jüngere Aufzeichnungen waren aufgrund der verbesserten Messgeräte noch präziser.

Für die moderne Klimaforschung sind die Eintragungen in die Logbücher eine ideale Fundgrube um gewisse Wetterprofile bis zum Beginn des Industriezeitalters zu erhalten. „Solche Datensammlungen sind sehr wichtig“, betont der Klimaforscher Herbert Formayer von der Universität für Bodenkultur http://www.boku.ac.at im pressetext-Interview. In Mitteleuropa greife man beispielsweise auf Wetteraufzeichungen von Klöstern oder Weinbauern zurück. „Logbücher von Schiffen sind allerdings aufgrund der Reglementierung und des geordneten Ablaufs an Bord wesentlich genauer“, so der Experte. Die Besatzung auf einem Schiff sei daran interessiert gewesen, allfällige Unwetter möglichst früh zu erkennen. „Aufpassen muss man lediglich bei der Interpretation der Daten.“ Es sei vorgekommen, dass aufgrund bestimmter Interessen Daten absichtlich fehlerhaft eingetragen wurden. „Es ist eine gewisse Kunst des Selektierens erforderlich“, erklärt Formayer.

„Die Beobachtungen und die Einträge in den Logbüchern, besonders was Windgeschwindigkeiten und das Wetter anlangt, sind erstaunlich gut und zum Teil viel besser als in modernen Logbüchern“, so Klimaforscher Dennis Wheeler von der University of Sunderland. „Natürlich mussten die Seeleute sehr gewissenhaft sein, denn die Gefahr irgendwo auf ein Riff zu laufen, war ein Ansporn dazu, sehr genau zu sein.“ Ein weiterer Vorteil der Schiffslogbücher ist, dass sie Messdaten weit über den Globus verstreut liefern. „Wir haben auch recht genaue Wetter-Informationen über die Karibik oder die atlantische Insel St. Helena“, so die britischen Forscher.

„Was auch immer am Meer geschehen ist, läßt gute Rückschlüsse auf das Geschehen in der Atmosphäre zu“, betont auch Formayer. Bis zu den Messdaten der Satelliten habe es darüber nämlich kaum Aufzeichnungen gegeben. „Die Marine war es übrigens auch, die die ganze Meteorologie gefördert hat und eine der treibenden Kräfte war“, erklärt Formayer abschließend.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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