Krisenbewältigung ohne Abwrackprämie: Technikgeschichtliche Tagung des VDI an der Ruhr-Universität

1929 lief es ohne Abwrackprämie. Doch auch der damaligen Weltwirtschaftskrise versuchte man u.a. durch Ankurbelung der Autoindustrie Herr zu werden. Welche weiteren Maßnahmen es gab, zeigt am 18./19. Februar 2010 die Technikgeschichtliche Tagung des VDI an der Ruhr-Universität: „Forschung tut Not – Technik und Innovation in der Weltwirtschaftskrise 1929-1933“.

Ein Dutzend Experten aus dem In- und Ausland beleuchtet zwei Tage lang im Hörsaal HGA 30 die damaligen Impulse aus Politik, Wirtschaft und Verbänden wie dem VDI. Und natürlich diskutieren die Historiker über die Lehren der damaligen Krise für die heutige.

Organisiert wird die Tagung von Prof. Dr. Helmut Maier; er ist sowohl Leiter des RUB-Lehrstuhls für Technik- und Umweltgeschichte als auch des Bereichs Technikgeschichte im VDI.

Programm im Internet

Das vollständige Programm der Tagung finden Sie im Internet unter http://www.rub.de/tug/aktuelles.html

1929 als abschreckendes Szenario

In der Berichterstattung zur aktuellen Krise, die ab Herbst 2008 lawinenartig anstieg, bildet die Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er-Jahre den meistgenannten historischen Bezugspunkt. Aus ihm wird ein in erster Linie abschreckendes Szenario abgeleitet, waren doch seinerzeit nicht nur Firmenzusammenbrüche und Massenarbeitslosigkeit die Folge. Die Krise von 1929, die die politisch fragile erste deutsche Demokratie schwer erschütterte, gilt als eine der notwendigen Voraussetzungen für das Ende der Weimarer Republik und die sog. Machtergreifung der Nationalsozialisten von 1933. Daher gelte es nun, die Fehler der historischen Vorläufer zu vermeiden und dadurch die Stabilität des heutigen sozialen und politischen Gefüges zu erhalten.

VDI-Initiative vom Sommer 1930

Unter den vielfältigen Maßnahmen zur Krisenbewältigung der Weltwirtschaftskrise ab 1929 sticht eine forschungspolitische Initiative hervor, die der VDI im Sommer 1930 nach amerikanischem Vorbild in Gang setzte. Durch die populärwissenschaftliche Publikationsreihe „Forschung tut not“ sollten Öffentlichkeit und Politik dafür gewonnen werden, durch Steigerung der Forschungsausgaben der Krise Herr zu werden. Dieser Kampagne stand allerdings eine breite anti-technische Bewegung entgegen, die gerade in einer überzogenen Techniknutzung eine der Ursachen der Krise erkannte.

Was können wir lernen?

Während der Bochumer Tagung soll die Technikgeschichte der Weltwirtschaftskrise in ihren vielfältigen Dimensionen diskutiert werden. Dazu zählen nicht nur die Forschungsinitiativen, mit deren Hilfe die Attraktivität deutscher Produkte gesteigert werden sollte, sondern auch die verbands- und standespolitischen Motive der Initiatoren der Kampagnen. Bislang herrscht die Auffassung vor, dass die Überwindung der Krise in erster Linie durch massive staatliche Ausgabenprogramme gelang („New Deal“), gepaart mit generellen weltwirtschaftlichen Erholungstendenzen. Eine zentrale Frage wird daher sein, inwieweit technische Innovationen einen Beitrag zur Überwindung der Krise geleistet haben, oder ob die Krisenprojekte, wenn überhaupt, erst zur Mitte der 1930er-Jahre zum Tragen kamen. Letztlich schwebt darüber Frage: Was können wir heute aus dieser Krise lernen?

Weitere Informationen

Prof. Dr. Helmut Maier, Lehrstuhl für Technik- und Umweltgeschichte der RUB, Tel. 0234/32-24673, E-Mail: Helmut.Maier@rub.de

Redaktion: Arne Dessaul

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Dr. Josef König idw

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