Kreditmarkt in Deutschland: Spürbare Erholung in Sicht

Der Kreditmarkt in Deutschland zeigt deutliche Tendenzen der Erholung. Zwar schrumpft das von der KfW Bankengruppe in ihrem Kreditmarkausblick berechnete Kreditneugeschäft der deutschen Banken und Sparkassen mit inländischen Unternehmen und Selbstständigen im 2. Quartal 2010 um rund 8 % gegenüber dem Vorjahresquartal (gleitende Zuwachsrate über zwei Quartale).

Im Vergleich zu den Schrumpfungsraten der beiden vorangegangenen Quartale von -18 % bzw. -17 % stellt der aktuelle Wert aber einen deutlichen Schritt in Richtung Normalisierung dar, die sich auch in den kommenden Monaten fortsetzen dürfte. So wird voraussichtlich im dritten Quartal 2010 der Rückgang des Kreditneugeschäfts nahezu zum Erliegen kommen, und bis zum Jahresende sollte das Kreditneugeschäft im Vorjahresvergleich wieder expandieren.

Ausschlaggebend für den Rückgang des Kreditneugeschäfts im 2. Quartal sind die kurzfristigen Kredite, während bei den Krediten mit langen Laufzeiten (Zinsbindung > 5 Jahre) das Kreditneugeschäft nach der Stagnation zum Jahresauftakt im zweiten Quartal sogar wieder deutlich zugenommen hat. Auch bei der Kreditnachfrage dürfte sich im Moment eine Kehrtwende vollziehen.

Einerseits liegt das Zinsniveau für Unternehmenskredite laut EWU-Zinsstatistik im Mittel über alle Laufzeiten im zweiten Quartal weiterhin nahe dem historischen Tiefpunkt – eine Tendenz die sich weiter fortsetzen sollte.

Andererseits liegt die Kapazitätsauslastung im Verarbeitenden Gewerbe nach dem Rekordwachstum im zweiten Quartal wieder fast auf ihrem historischen Mittelwert. Der Abbau der Überkapazitäten sollte Anreize für Erweiterungsinvestitionen und damit für eine wachsende Kreditnachfrage schaffen. Eine Einschätzung, die laut aktuellem Bank Lending Survey für das laufende Quartal auch von den befragten Banken geteilt wird.

Die massivsten Veränderungen haben sich im zurückliegenden Quartal aber auf der Angebotsseite des Kreditmarktes vollzogen. Zusätzlich zu den bereits bestehenden Bankenrettungs- und Garantieprogrammen hat die Politik in Europa auf die sich verschlechternde Situation in der Euro-Peripherie mit einem ganzen Maßnahmenbündel reagiert, um den Finanzsektor in den Mitgliedsstaaten zu stabilisieren. Insgesamt dürfte die Situation des Bankensektors zwar anfällig bleiben, die Risiken einer spürbaren generellen Störung des Kreditangebots haben sich aufgrund dieser im ersten Halbjahr unternommenen Maßnahmen jedoch deutlich reduziert. Diese Einschätzung wird durch wichtige angebotsseitige Indikatoren des Kreditmarktes gestützt wird. So sank die ifo-Kredithürde im August zum achten Mal in Folge und die im Rahmen des Bank Lending Survey befragten Banken in Deutschland berichteten im 2. Quartal 2010 erstmals seit drei Jahren von keiner weiteren Verschärfung der Kreditvergaberichtlinien.

Der Vorstandsvorsitzende der KfW Bankengruppe, Dr. Ulrich
Schröder: „Die aktuellen Daten vom deutschen Kreditmarkt zeigen eine spürbare Aufhellung. Die Abwärtsdynamik beim Kreditneugeschäft mit Unternehmen und Selbstständigen hat stark nachgelassen, bis zum Jahresende sollte das Kreditneugeschäft wieder expandieren. Insgesamt deuten die Indikatoren auf eine zunehmende Normalisierung des Kreditmarkts in Deutschland – eine Tendenz, die sich auch in den Halbjahreszahlen unseres Hauses widerspiegelt. Die noch vor kurzem befürchtete Scherenproblematik – investitionsbedingt anziehende Kreditnachfrage kann wegen Angebotsrestriktionen nicht angemessen bedient werden – dürfte vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen nun zunehmend unwahrscheinlicher werden.“

Die ausführliche Analyse mit Datentabelle und Grafiken zum KfW-Kreditmarktausblick ist unter www.kfw.de in der Kategorie „Research“ abrufbar.

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