Klima- und Landschaftswandel besser verstehen und messen – ICLEA-Workshop in Greifswald

Einsetzen der automatischen Sedimentfalle, die alle Ablagerungen im See kurz über dem Seegrund in 15-Tage Abschnitten auffängt. Foto: Achim Brauer

Zur Tagungseröffnung am 25. März 2014 um 19:30 Uhr hält Professor Dr. Thomas Terberger vom Niedersächsischen Landesamt für Bodendenkmalpflege im Pommerschen Landesmuseum einen öffentlichen Vortrag.

Unter dem Titel „Neolithische Revolution im Norden? – Neue Ergebnisse zu den letzten Sammler-Jägern und ersten Bauern im westlichen Ostseegebiet“ wird er den kulturellen Wandel im südlichen Ostseeraum während des Neolithikums und seine Auswirkungen auf das Landschaftsbild behandeln.

Das Virtuelle Institut Integrated Climate and Landscape Evolution Analyses/Integrierte Analyse der Klima- und Landschaftsentwicklung wurde 2012 ins Leben gerufen. Es bündelt Kapazitäten und Expertisen deutscher und polnischer Forschungseinrichtungen.

Das Institut untersucht, wie sich die historische Kulturlandschaft zwischen Nordostdeutschland und Nordwest-Polen seit der letzten Eiszeit entwickelte. Ziel dabei ist, die Klimadynamik und Landschaftsentwicklung im nördlichen Mitteleuropäischen Tiefland zu verstehen. Als langfristige Mission hat sich das Institut die Aufgabe gestellt, eine substanzielle Datengrundlage für ein nachhaltiges Umweltmanagement seitens der Politik und Fachverwaltungen auf Landesebene bereitzustellen.

Während des Workshops in Greifswald sollen beispielsweise hochauflösende Rekonstruktionen der See- und Landnutzungsgeschichte im Bereich der Klocksiner Seenkette (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) in historischer Zeit, das Potenzial von Baumringen für die Rekonstruktion von Grundwasserständen, die nacheiszeitliche Entwicklungsgeschichte polnischer Seen und Flusstäler sowie die Möglichkeit, Gewässer mit Hilfe von Satellitenbild-Serien zu überwachen, vorgestellt werden.

Dabei stützen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf Daten, die durch das Virtuelle Institut gesammelt wurden. Beispielsweise werden Messungen an Seen durchgeführt, Daten aus der Fernerkundung per Satelliten und aus natürlichen Archiven, zum Beispiel Ablagerungen in Seen und Mooren oder Jahresringen in Bäumen gesammelt.

Wenn diese Daten miteinander verknüpft werden, kann Jahrtausende alte Landschaftsentwicklung besser verstanden und zwischen natürlichen Prozessen und menschlichen Einflüssen unterschieden werden. Eine besondere Rolle spielt die Analyse von jährlich bzw. saisonal geschichteten Seesedimenten, sogenannten Warven. Sie ermöglichen einerseits eine präzise Datierung der Sedimente.

Vor allem aber erlauben sie, neben langfristigen Änderungen der letzten rund 14.000 Jahre auch unmittelbare Auswirkungen kurzfristiger natürlicher (Extremwetter) und menschlicher Ereignisse (zum Beispiel Pestausbruch, Rodungen von Wäldern, Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft) auf die Landschaft zu untersuchen.

Die zahlreich vorkommenden Seen und Moore in der mecklenburgischen, nordbrandenburgischen und nordpolnischen Seenplatte sind hervorragende Archive. Zusammen mit der Nähe zu den Forschungseinrichtungen ist das norddeutsch-nordpolnische Tiefland ein ideales Laboratorium, um diesen Ansatz umzusetzen.

In dem Virtuellen Institut ICLEA forschen Arbeitsgruppen des Deutschen GeoForschungsZentrum Potsdam (GFZ), der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, der Brandenburgisch-Technischen Universität Cottbus (BTU) sowie der Polnischen Akademie der Wissenschaften (PAN). Während des Workshops in Greifswald werden Teilnehmer aller Einrichtungen die neuesten Ergebnisse vorstellen und diskutieren.

Zu den Themen gehören unter anderem die Rekonstruktionen der See- und Landnutzungsgeschichte im Bereich der Klocksiner Seenkette, das Potenzial von Baumringen für die Rekonstruktion von Grundwasserständen und die nacheiszeitliche Entwicklungsgeschichte polnischer Seen.

Weitere Informationen
ICLEA http://tinyurl.com/qxudg52

Einsetzen der automatischen Sedimentfalle, die alle Ablagerungen im See kurz über dem Seegrund in 15-Tage Abschnitten auffängt. Die Analyse dieses Materials liefert Informationen darüber, wie viel und welches Material in den einzelnen Perioden über das Jahr abgelagert wird. Das sind spannende Einblicke in die Entstehung der saisonalen Sedimentlagen, in denen die Seegeschichte wie in einem Kalender archiviert wird (Foto: Achim Brauer).
Das Foto kann für redaktionelle Zwecke im Zusammenhang mit dieser Pressemitteilung kostenlos heruntergeladen und genutzt werden. Dabei ist der Name des Bildautors zu nennen. Download:
http://www.uni-greifswald.de/informieren/pressestelle/pressefotos/pressefotos-2014/pressefotos-maerz-2014.html

Ansprechpartner an der Universität Greifswald

Arbeitsgruppe Physische Geographie
Prof. Dr. Reinhard Lampe
Institut für Geographie und Geologie
Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 16
17489 Greifswald
Telefon 03834 86-4521
lampe@uni-greifswald.de

Arbeitsgruppe Landschaftsökologie und Ökosystemdynamik
Prof. Dr. Martin Wilmking Ph.D.
Institut für Botanik und Landschaftsökologie
Soldmannstraße 15
17489 Greifswald
Telefon 3834 86-4095
wilmking@uni-greifswald.de    

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Jan Meßerschmidt idw - Informationsdienst Wissenschaft

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