Juveniles Angiofibrom: Der Weg zu innovativen Therapieansätzen – oder: Die lange Suche nach der Tumor-Ursprungszelle

Bereits im zwölften Jahr vergaben jetzt die Freunde des Universitätsklinikums des Saarlandes e.V. einen der mit 20.000 Euro höchstdotierten Forschungspreise in Südwestdeutschland. Der Fachbeirat des Vereins hat dafür vier Forschungsvorhaben ausgewählt. Eines davon wird von Dr. rer. nat. Vivienne Willnecker, Labor der HNO-Klinik des Universitätsklinikums des Saarlandes (UKS), betreut:

Das juvenile Angiofibrom ist ein gutartiger jedoch aggressiv wachsender Tumor, der fast ausschließlich geschlechtsspezifisch bei männlichen Jugendlichen ab dem 10. Lebensjahr mit einer Häufigkeit von zirka 0,5% aller Tumorerkrankungen im Kopf-Hals-Bereich auftritt. Meist ist der Tumor im hinteren Abschnitt der Nasenhaupthöhle lokalisiert, häufig können jedoch auch angrenzende Strukturen wie die Nasennebenhöhlen, die Augenhöhlen oder die Schädelbasis betroffen sein. Ferner treten Fälle mit Ausdehnungen bis ins Gehirn oder entlang des Sehnervs auf, die die operative Entfernung des Tumors erschweren. Darüber hinaus besitzt das juvenile Angiofibrom eine Vielzahl von überwiegend irregulär geformten Blutgefäßen. Die fehlende Muskelschicht vieler Gefäße und hohe Anzahl an Gefäßen erklären die starke Blutungsneigung dieser gefäßreichen Bindegewebswucherung und erschwert in starkem Maße die operative Behandlung.

Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, nach der Ursache für das Auftreten der zahlreichen Blutgefäßspalten im juvenilen Angiofibrom zu suchen, um darauf basierend den zugrunde liegenden Entstehungsmechanismus gezielt hemmen zu können.

Unsere Forschungsergebnisse konnten erstmals in Zellkulturexperimenten darauf hinweisen, dass die Bindegewebszellen des Tumors Stammzellcharakter besitzen und nach Stimulation mit spezifischen, im Tumor vorhandenen Wachstumsfaktoren (VEGF und FGF) in der Lage sind, sich zu Gefäßzellen weiter zu entwickeln. Aufgrund dieser Erkenntnis können nun neue wachstumsbegrenzende Therapieansätze für das juvenile Angiofibrom auf der Basis von VEGF- und FGF- hemmenden Medikamenten zunächst in Zellkultur getestet werden.

Das langfristige Ziel des Forschungsprojektes ist, bei den betroffenen jungen Patienten zukünftig die Notwendigkeit ausgedehnter chirurgischer Eingriffe zu vermeiden.

Kontakt:

Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS)

Dr. rer. nat. Vivienne Willnecker
Labor der HNO-Klinik, Geb. 6
(Direktor: Prof. Dr. Bernhard Schick)
Tel. (06841) 16-22987 (Büro)
Tel. (06841) 16-22956 (Labor)
Fax (06841) 16-22960
E-Mail: vivienne.willnecker@uks.eu

Media Contact

Marion Ruffing idw

Weitere Informationen:

http://www.uks.eu/hno

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Anlagenkonzepte für die Fertigung von Bipolarplatten, MEAs und Drucktanks

Grüner Wasserstoff zählt zu den Energieträgern der Zukunft. Um ihn in großen Mengen zu erzeugen, zu speichern und wieder in elektrische Energie zu wandeln, bedarf es effizienter und skalierbarer Fertigungsprozesse…

Ausfallsichere Dehnungssensoren ohne Stromverbrauch

Um die Sicherheit von Brücken, Kränen, Pipelines, Windrädern und vielem mehr zu überwachen, werden Dehnungssensoren benötigt. Eine grundlegend neue Technologie dafür haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bochum und Paderborn entwickelt….

Dauerlastfähige Wechselrichter

… ermöglichen deutliche Leistungssteigerung elektrischer Antriebe. Überhitzende Komponenten limitieren die Leistungsfähigkeit von Antriebssträngen bei Elektrofahrzeugen erheblich. Wechselrichtern fällt dabei eine große thermische Last zu, weshalb sie unter hohem Energieaufwand aktiv…

Partner & Förderer