iPod-Generation von Gehörverlust bedroht

Nutzer, die mehr als eine Stunde pro Tag bei hoher Lautstärke Musik über ihren portablen MP3-Player hören, riskieren nach fünf Jahren einen permanenten Gehörverlust.

Dies trifft auf rund 2,5 bis zehn Mio. Menschen zu, das sind fünf bis zehn Prozent der insgesamt 50 bis 100 Mio. Europäer, die ein derartiges Gerät verwenden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung des Scientific Committee on Emerging and Newly Identified Health Risks, die im Auftrag der EU durchgeführt worden ist.

Vor allem bei den jüngeren Nutzern, der sogenannten „MP3-Generation“ sei mit schweren Beeinträchtigungen der Hörfähigkeit im späteren Leben zu rechen, warnen die Wissenschaftler in einem Bericht, der heute, Montag, der Öffentlichkeit präsentiert werden soll.

„Wer nur fünf Stunden pro Woche bei hoher Lautstärke auf seinem MP3-Player Musik hört, setzt sich selbst einer größeren Lärmbelastung aus als sie je in einer Fabrik am Arbeitsplatz entstehen könnte“, stellen die EU-Forscher laut International Herald Tribune in ihrem Bericht fest.

Die maximale Lautstärke, die an vielen Geräten einstellbar sei, generiere in etwa sogar gleich viel Lärm wie ein Flugzeug, das in unmittelbarer Nähe startet. Insbesondere die jüngere Generation sei sich der potenziellen Gesundheitsrisiken einer solchen Belastung nur sehr selten bewusst. „Im Normalfall hat das Hören von Musik auf portablen Playern bei hoher Lautstärke in jungem Alter keine direkt bemerkbaren Auswirkungen auf das Hörvermögen der Betroffenen. Im späteren Leben ist ein Verlust des Gehörs in diesen Fällen aber sehr wahrscheinlich“, heißt es in dem Bericht.

„Die Jugend hört übermäßig laut und viel Musik, auch auf portablen Playern. Das Auftauchen von Hörschäden ist in diesem Zusammenhang keine Seltenheit“, erklärt Bernhard Kurz, Professor für Arbeitswissenschaften an der Hochschule München, gegenüber pressetext. Um die Jugend möglichst frühzeitig zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit dem eigenen Hörvermögen zu motivieren, habe man deshalb im April 2008 gemeinsam mit dem bayerischen Gesundheitsministerium das Projekt „earaction“ gestartet.

„Ausgegangen ist dabei alles von Studenten. In einer meiner Vorlesungen haben wir festgestellt, dass jeder Dritte bereits an Hörschäden leidet“, schildert Kurz. In Anbetracht der bereits verbreiteten Schädigungen müsse die Jugend dringend über diese Problematik aufgeklärt werden. „Unserer Auffassung nach ist es sinnvoller, die Betroffenen schon im Vorhinein zu warnen und nicht erst, wenn die Konsequenzen schön spürbar sind“, betont Kurz.

Die EU habe die maximale Player-Lautstärke zwar auf 100 Dezibel beschränkt. „Irreparable Hörschäden können aber schon ab einem Lautstärkepegel von 85 Dezibel auftreten“, warnt Kurz. In der Praxis sei dieser Wert etwa dann erreicht, wenn man sich während des Musikhörens über einen Meter Entfernung nur mehr mittels Schreien untereinander verständigen könnte. „Wenn man diesen Wert als Richtmaß annimmt, dürften die Jugendlichen lediglich rund 15 Minuten pro Tag Musik hören, ohne später mit Beeinträchtigungen rechnen zu müssen“, rechnet Kurz vor. Jedes Erhöhen der Lautstärke um drei Dezibel erhöhe das Schädigungsrisiko um das Zehnfache.

„Bei portablen Playern ist das aufgrund der verwendeten Ohrstöpsel-Kopfhörer noch gefährlicher“, merkt Kurz an. Einige Hersteller hätten zwar eine optionale Pegelbegrenzung in ihren Geräten eingebaut. „Die Firmen nehmen sich hier aber leicht aus der Verpflichtung, indem sie das Lautstärkelimit nur auf die mitgelieferten Kopfhörer beziehen. Stöpselt man aber andere Kopfhörer in seinen MP3-Player, können durchaus viel höhere Lautstärkepegel erreicht werden“, so Kurz abschließend.

Media Contact

Markus Steiner pressetext.deutschland

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