Innovationserhebung 2008 – Satter Zuwachs bei Innovationsausgaben in 2007 – Magere Aussichten für 2009

Die deutsche Wirtschaft legte im Jahr 2007 mit einem Plus von sechs Prozent bei den Innovationsaufwendungen kräftig zu. Insgesamt beliefen sie sich auf 122,7 Milliarden Euro. Angesichts der konjunkturellen Abkühlung planen die Unternehmen jedoch, geringere Innovationsausgaben in den Jahren 2008 und 2009.

Im Jahr 2008 sollen die Innovationsaufwendungen lediglich um 0,9 Prozent auf 123,8 Milliarden Euro steigen. 2009 wollen die Unternehmen 122,5 Milliarden Euro für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland ausgeben. Das entspricht einem Rückgang der Innovationsbudgets um ein Prozent. Dies sind Ergebnisse der jetzt veröffentlichten Deutschen Innovationserhebung 2008. Sie wird vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung sowie infas – Institut für angewandte Sozialwissenschaft durchgeführt.

Die Unternehmen gehen für das Jahr 2008 nur von einer schwachen Zunahme der Innovationsaufwendungen um 0,9 Prozent auf 123,8 Milliarden Euro aus. Der Grund hierfür ist der zu erwartende Nachfragerückgang im Zuge der wirtschaftlichen Abschwächung. Inflationsbereinigt ist dies ein Rückgang der Investitionen der Unternehmen in ihre Zukunftsfähigkeit. Nach Einschätzung der Unternehmen steigen 2008 die Innovationsausgaben der Industrie um 2,8 Prozent. Dem steht aber ein Rückgang bei den wissensintensiven und den sonstigen Dienstleistungen von 2,3 Prozent und 6,9 Prozent gegenüber.

Im Jahr 2009 wollen die Unternehmen den Gürtel noch enger schnallen. Den Planzahlen zufolge würden die Innovationsaufwendungen in Deutschland dann zum ersten Mal seit 1994 um ein Prozent auf 122,5 Milliarden Euro zurück gehen. Während die Industrieunternehmen sowie die sonstigen Dienstleister für 2009 von nominell weitgehend konstanten Innovationsbudgets im Vergleich zu 2008 ausgehen, stehen bei den wissensintensiven Dienstleistungen Budgetkürzungen von über sieben Prozent an. Vor allem die Banken und Versicherungen sowie die EDV- und Kommunikationsbranche und die Unternehmensberatung und Werbung wollen 2009 weniger für Innovationen ausgeben. Diese Angaben machten die Unternehmen im Frühjahr 2008. Zum damaligen Zeitpunkt waren die Konjunkturprognosen für 2009 noch relativ günstig.

Im Jahr 2007 hat insbesondere das gute konjunkturelle Umfeld, eine höhere Nachfrage nach verbesserten Produkten sowie die zunehmende Konkurrenz durch Wettbewerber für eine kräftige Ausweitung der Innovationsbudgets der deutschen Unternehmen gesorgt. Getragen wurde das Wachstum von der Industrie und den sonstigen Dienstleistungen. In der Industrie nahmen die innovationsbezogenen Aufwendungen um 6,1 Milliarden Euro zu. Das entspricht einem Anstieg von 7,5 Prozent. Die sonstigen Dienstleistungen (Großhandel, Transportgewerbe, Unternehmensdienste) erhöhten ihre Ausgaben für neue Produkte und Verfahren sogar um zehn Prozent auf neun Milliarden Euro. Die wissensintensiven Dienstleistungen, insbesondere das Kredit- und Versicherungsgewerbe und der Telekommunikationssektor, fuhren ihre Innovationsaufwendungen allerdings deutlich zurück. Die wissensintensiven Dienstleister hatten im Jahr 2006 noch 22,7 Milliarden Euro für die Entwicklung zukunftsweisender Prozesse und Produkte bereit gestellt. Im Jahr 2007 waren es nur noch 21,4 Milliarden Euro. Das entspricht einem Rückgang von 5,7 Prozent.

Die Innovationsintensität, das ist der Anteil der Innovationsaufwendungen am Gesamtumsatz aller Unternehmen, liegt in der deutschen Industrie seit vielen Jahren bei um die 5 Prozent. Im Jahr 2007 blieb die Maßzahl mit 4,8 Prozent weitgehend konstant. Bei den wissensintensiven Dienstleistungen dagegen zeigt sich für diese Maßzahl seit Jahren ein klar ansteigender Trend. Dieser hat sich 2007 allerdings leicht gedreht. Nach Höchstwerten von 5,5 Prozent in den Jahren 2005 und 2006, sank die Innovationsintensität im Jahr 2007 auf 5,4 Prozent. In den sonstigen Dienstleistungen wird im langjährigen Mittel knapp ein Prozent des Sektorumsatzes für Innovationsprojekte bereit gestellt. Im Jahr 2007 waren es 0,9 Prozent.

Der Umsatzanteil, der mit neuen Produkten erwirtschaftet wurde, ging im Jahr 2007 im Mittel aller Branchen leicht von 17,0 auf 16,7 Prozent zurück. Die Industrieunternehmen konnten 27,4 Prozent ihres Gesamtumsatzes mit neuen Angeboten erwirtschaften (2006: 28,4 Prozent). Die wissensintensiven Dienstleistungsunternehmen meldeten mit 12,4 Prozent einen weitgehend stabilen Umsatzanteil an Produktinnovationen (2006: 12,0 Prozent). In den sonstigen Dienstleistungsbereichen fiel diese Maßzahl leicht auf 6,7 Prozent (2006: 7,5 Prozent).

Im Jahr 2007 konnte die deutsche Wirtschaft mit Hilfe von Prozessinnovationen Kosten von 4,4 Prozent je Stück beziehungsweise je Vorgang einsparen. Die Industrieunternehmen realisierten sogar Einsparungen von 4,6 Prozent. Die wissensintensiven Dienstleistungen lagen mit 4,4 Prozent auf dem gesamtwirtschaftlichen Niveau, die sonstigen Dienstleistungen blieben mit 2,6 Prozent darunter. Darüber hinaus führten qualitätsverbessernde Prozessinnovationen zu einem gesamtwirtschaftlichen Umsatzanstieg von 2,6 Prozent nach 2,9 Prozent im Vorjahr. In der Industrie konnte der Umsatz durch qualitätsverbessernde Prozessinnovationen um gut drei Prozent ausgeweitet werden, was deutlich unter den Vorjahreswerten liegt. In den wissensintensiven Dienstleistungen erreichte der Indikator mit 2,3 Prozent seinen niedrigsten Wert seit 2003. Die Unternehmen in den sonstigen Dienstleistungen konnten dagegen relativ hohe Umsatzzuwächse von 2,4 Prozent erzielen.

Ansprechpartner:
Dr. Christian Rammer, Telefon 0621/1235-184, E-Mail rammer@zew.de

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