Innovationsaktivitäten in der Hauptstadtregion: gutes Potenzial, schlechte Umsetzung

Die Metropolregion Berlin-Brandenburg verfügt im Vergleich zu den anderen zehn deutschen Metropolregionen über ein beeindruckendes Innovationspotenzial. Anders als in der Metropolregion München oder der Rhein-Main-Region gelingt es in der Hauptstadtregion jedoch zu selten, das vorhandene Innovationspotenzial in Innovationsleistung und damit in Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze umzumünzen. Das zeigt die von der Technischen Universität Berlin mit Unterstützung der Technologiestiftung Berlin im Februar 2011 veröffentlichte Studie „Innovative Hauptstadtregion. Projektbericht ‚Entwicklung eines Berliner Innovationspanels‘“ (BIP).

„Die Hauptstadtregion hat sich in den letzten Jahren zu einem Zentrum für Wissenschaft und Forschung entwickelt. Berlin-Brandenburg zeichnet sich heute durch auffällige Stärken bei öffentlichen Forschungseinrichtungen und wissensintensiven Dienstleistungen aus. Unsere Region erreicht Spitzenwerte, was die Anzahl der Forschenden an den Universitäten betrifft. Ähnliches gilt für die Anzahl der Hochschulabsolventinnen und -absolventen sowie dem Anteil der Beschäftigten in den wissensintensiven Dienstleistungen“, erklärt Studienleiter Prof. Dr. Knut Blind, Leiter des Fachgebiets „Innovationsökonomie“ an der TU Berlin. Von 1.000 Erwerbstätigen sind 3,11 Personen an einer Hochschule im Bereich der Forschung beschäftigt.

Damit belegt Berlin-Brandenburg Platz drei unter den zehn untersuchten Metropolregionen. 4,71 Menschen von 1.000 Erwerbstätigen sind in der Hauptstadtregion in den öffentlich finanzierten, außeruniversitären Forschungseinrichtungen tätig, und die Hauptstadtregion belegt mit dieser Zahl den ersten Platz im Vergleich zu den anderen Regionen. Mit 6,45 Hochschulabsolventen pro 1.000 Erwerbsfähigen landet die Hauptstadtregion in diesem Bereich auf Platz zwei. „Darüber hinaus kann Berlin-Brandenburg bei den patentaktivsten Hochtechnologien in Europa, den – im Vergleich zu den anderen deutschen Metropolregionen – größten Anteil an Patentanmeldungen vorweisen. Patente aus dem medizinischen Bereich sind besonders oft vertreten“, führt Knut Blind weiter aus.

Gegenüber diesen ausgewiesenen Stärken der öffentlich geförderten Forschungslandschaft fällt das Innovationspotenzial der berlin-brandenburgischen Wirtschaft deutlich ab. Hier ist weder ein hoher Anteil an Forschenden oder Beschäftigten in der forschungs- und entwicklungsintensiven Industrie zu verzeichnen, noch werden hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung getätigt. Darüber hinaus zeichnen sich die technologieintensiven Industriebranchen durch eine auffällige Zurückhaltung bei der Gründung neuer Unternehmen aus. „Die schwache Gründungsdynamik in technologieintensiven Branchen zeigt, dass die Umsetzung des Innovationspotenzials in marktfähige Produkte nicht automatisch erfolgt. Um das starke Innovationspotenzial in greifbare Innovationsleistungen und damit Arbeitsplätze zu überführen, bedarf es des gemeinsamen Einsatzes von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Wir haben gezeigt, dass Berlin-Brandenburg mit seinem hohen Innovationspotenzial über einen echten Schatz verfügt, und wir haben gezeigt, wo dieser Schatz liegt. Jetzt müssen wir uns Gedanken darüber machen, wie wir ihn heben können“, erläutert Knut Blind.

Wo und weshalb diese Umsetzungsschwierigkeiten bestehen, ist noch weitgehend unklar. Aufgrund der verfügbaren, sich jeweils nur auf ein Jahr beziehenden Daten gibt die Studie lediglich eine Zustandsbeschreibung der Innovationsprozesse in Berlin-Brandenburg wider. Um die Ursachen für die auffällige Gründungsschwäche im Hochtechnologiebereich zu erfassen, bedarf es der langfristig angelegten Erhebung und Auswertung entsprechender Daten. Eine breite Allianz aus Senat, Wirtschaft und Gewerkschaften hat sich mit dem Masterplan Industriestadt Berlin 2010-2020 für den Aufbau eines „Berlin Innovation Panels“ ausgesprochen. Mit der Einrichtung des Innovationspanels sollen die bestehenden Datenlücken geschlossen und die Transferaktivitäten zwischen Wissenschaft und Wirtschaft dargestellt und nach ihrer Wirksamkeit bemessen werden. Die vorliegende Studie soll einen Startpunkt für den Aufbau dieses Panels darstellen.

Weitere Informationen und die Studie als Download auf Anfrage bei:
Prof. Dr. Knut Blind, Fachgebiet Innovationsökonomie an der TU Berlin, www.inno.tu-berlin.de, Tel.: 030/314-76670, E-Mail: knut.blind@tu-berlin.de

„EIN-Blick für Journalisten“ – Serviceangebot der TU Berlin für Medienvertreter: Forschungsgeschichten, Expertendienst, Ideenpool, Fotogalerien unter: www.pressestelle.tu-berlin.de/?id=4608

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Stefanie Terp idw

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