ICC-Studie: Verbraucher haben beim Kauf gefälschter Waren keine Gewissensbisse

Für die Studie, die im Auftrag der Internationalen Handelskammer (ICC) und ihrer Anti-Piraterie-Initiative BASCAP durchgeführt wurde, befragte das Marktforschungsinstitut StrategyOne 5.000 Verbraucher unter anderem in Mexiko, Indien, Großbritannien, Südkorea und Russland. Die Ergebnisse zeigen, warum Verbraucher gefälschte Waren kaufen und welche Produktgruppen besonders betroffen sind.

Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie hin und wieder Nachahmerprodukte kaufen. 14 Prozent sagten, dass sie dies sogar regelmäßig tun. Nur 20 Prozent der Verbraucher hatten nach eigener Aussage noch nie ein gefälschtes Produkt gekauft. Am meisten Resonanz finden DVDs und CDs, Kleider und Software. So hat mehr als die Hälfte der Befragten angegeben, sich bereits gefälschte oder kopierte Versionen dieser Produkte beschafft zu haben. Aber auch nachgemachte Arzneimittel, Ersatzteile, alkoholische Getränke und Lebensmittel gehören zu den gekauften Warengruppen.

Die Verfügbarkeit und die Kaufhäufigkeit sind stark miteinander verknüpft, was wenig verwundert. Je leichter ein Produkt zu bekommen ist, desto häufiger wird es gekauft. Allerdings gibt es bezüglich der Verfügbarkeit einzelner Produkte starke regionale Unterschiede. So sagten 61 Prozent der Befragten in Russland, dass für sie gefälschte Arzneimittel leicht zu bekommen seien, während dies nur 19 Prozent der Befragten in Großbritannien angaben.

Die Studie zeigt, aus welchen Gründen sich Verbraucher für den Kauf gefälschter Produkte entscheiden. 72 Prozent der Befragten gaben an, sich das Markenprodukt nicht leisten zu können, 57 Prozent waren darüber hinaus der Ansicht, dass das Originalprodukt „überteuert“ sei. Fast 60 Prozent der Verbraucher sagten jedoch auch, schon gefälschte Produkte gekauft zu haben, ohne dies zu wissen.

Um einen Freund vom Kauf gefälschter Waren abzubringen, würden 70 Prozent der Befragten auf mögliche Gesundheitsrisiken hinweisen. Sicherheitsgefahren benannten 59 Prozent der Verbraucher als sehr abschreckend. Die Gefahr einer Strafverfolgung wurde hingegen von den Befragten als relativ gering eingeschätzt. So sagten nur 25 Prozent, dies sei ein wichtiges Argument, um jemanden zu überzeugen, keine gefälschten Produkte zu kaufen.

Äußerst interessant sind zudem die regionalen Unterschiede für eine Entscheidung, lieber auf das Originalprodukt zu setzen. So sagten 74 Prozent der mexikanischen Verbraucher, dass für sie der bessere Service sowie die Gewährleistung wichtige Argumente seien. Dies sind 20 Prozent mehr als der durchschnittliche Mittelwert aller fünf befragten Länder. Zudem ist das Wissen, dass die erzielten Gewinne aus dem Handel mit Piraterieware in kriminelle Kanäle flößen, für 52 Prozent der Mexikaner ein Grund, möglicherweise keine gefälschten Waren zu kaufen. Dieser Wert liegt 13 Prozent höher als im Länderdurchschnitt.

In Großbritannien sagten hingegen 43 Prozent aller Verbraucher, sie würden keine Fakes kaufen, um Kindern kein schlechtes Vorbild zu sein (Durchschnittwert 34 Prozent). In Indien ist mit 43 Prozent die Angst vor der Strafverfolgung durch die Polizei sehr stark ausgeprägt. Im Ländermittel war dies nur für 25 Prozent der Befragten ein Argument, um sich für das Original zu entscheiden.

In allen untersuchten Ländern kam ein Teil derjenigen, die gefälschte Waren kaufen, aus den unteren Einkommensschichten. Allerdings kaufen gerade gut situierte Verbraucher Piraterieware. So nahm in Großbritannien die Kaufhäufigkeit mit steigendem Einkommen zu. Auch in Russland gaben 88 Prozent der Befragten mit hohen Gehältern an, gefälschte Ware zu kaufen. Dies war der höchste Wert aller fünf befragten Länder.

“Verbraucher zeigen keine Gewissensbisse beim Kauf gefälschter Waren, sie geben ihre beschränkten Möglichkeiten als Grund für den Kauf an und denken wenig an die Auswirkungen ihrer Entscheidung“, sagt Jeffrey Hardy, der für die BASCAP-Initiative der Internationalen Handelskammer verantwortlich ist. “Verbraucher sollten erkennen, welchen Gefahren sie sich und ihren Familien durch gefährliche Produkte aussetzen. Es ist wichtig, dass sie verstehen, wie sie selbst ihre Position als Angestellter in Frage stellen, wenn Originalprodukte zunehmend durch gefälschte Waren ersetzt werden”.

Der Wert der weltweit gefälschten Produkte wird auf bis zu 650 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.

Katrin Reiser

Pressesprecherin
ICC Deutschland e.V.
Internationale Handelskammer
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