Gehörlose können ihre Gehirne neu "verdrahten"

Menschen, die bereits gehörlos auf die Welt gekommen sind, sind in der Lage, einen für das Hören erforderlichen Bereich ihres Gehirns neu zu ordnen, um danach besser zu sehen.

Ein verbessertes peripheres Sehen, das bei Gehörlosen oft beobachtet wird, ermöglicht jener Bereich des Gehirns, der eigentlich für peripheres Hören verantwortlich ist. Wissenschaftler der University of Western Ontario haben diese Theorie an taub geborenen Katzen überprüft. Details der Studie wurden in Nature Neuroscience veröffentlicht.

Kapazität nutzen

Das Team um Stephen Lomber betont, dass das Gehirn die ungenutzte Kapazität nicht einfach brach liegen lässt. Blinde und taube Menschen berichten immer wieder davon, dass ihre anderen Sinne als Kompensation stärker ausgebildet sind. Bis jetzt war es laut BBC jedoch nicht klar, wie das Gehirn diesen Effekt erreicht. Die Wissenschaftler nutzten ihre Katzen-Modelle, um zu testen welcher Teil des Gehirns von entscheidender Bedeutung ist.

Mit den Katzen wurden Tests durchgeführt, bei denen Lichter am ganz peripheren Rand ihres normalen Blickfeldes blinkten. Nur wenn der auditive Kortex zeitweise vollständig deaktiviert wurde, verloren die Tiere auch ihre verbesserte Sehkraft. Im auditiven Kortex werden normalerweise Informationen über Klänge verarbeitet. Als die Suche nach dem entscheidenden Bereich des Gehirns nochmals verfeinert wurde, zeigte sich, dass der wirklich wichtige Teil des auditiven Kortex jener war, der normalerweise periphere Geräusche entdecken würde.

Kompensation

Lomber erklärt, dass das Gehirn sehr effizient arbeitet und keine Kapazitäten verschwendet. „Der Verlust einer Sinneswahrnehmung wird durch die Verbesserung einer anderen kompensiert.“ Bei gehörlosen Menschen kann es von Vorteil sein, wenn sie ein sich näherndes Auto bereits früher als andere sehen, da sie es nicht hören können.

Der Wissenschaftler erwartet sich von diesen Forschungsergebnissen Aufschlüsse darüber, was geschieht, wenn ein Patient ein Cochlea-Implantat erhält. „Hat sich das Gehirn neu verdrahtet, um den Verlust des Hörens auszugleichen? Was passiert, wenn diese Fähigkeit wieder hergestellt wird“, fragt Lomber.

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Michaela Monschein pressetext.austria

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