Garchinger Physiker erhält Starthilfe aus Brüssel – EU stattet jungen Professor mit hohen Fördergeldern aus

Als Mitglied im Exzellenzcluster „Munich-Centre for Advanced Photonics“ (MAP) forscht Pfeiffer an neuen Röntgen-Technologien für die biomedizinische Bildgebung. Damit wollen er und sein Team die Grundlagen legen für eine frühzeitige und zuverlässigere Diagnostik von Tumorerkrankungen im Frühstadium.

Die begehrten und hochdotierten EU-Fördermittel ermöglichen Pfeiffer, seine neuen Bildgebungsverfahren weiter zu entwickeln und sie in der biomedizinischen Forschung anzuwenden. Diese Verfahren beruhen auf dem Einsatz von Röntgenstrahlung, die in der Medizin und Biologie eine bekannte und bewährte Methode zum genauen Blick in den Körper ist.

Das funktioniert, weil Knochen und Gewebe die Strahlung unterschiedlich absorbieren. Sobald es um kleine Dichteunterschiede in einheitlich weichem Gewebe wie beispielsweise in der Mammografie oder der Gehirn-Bildgebung geht, ist der Kontrast der Bilder nicht mehr groß genug und die Methode wird ungenau. Physiker wissen längst, dass sie durch die zusätzliche Betrachtung der Phasenverschiebung der kurzwelligen Röntgenstrahlung Bilder von großer Genauigkeit erhalten. Dazu bedarf es allerdings der besonderen, so genannten brillanten Synchrotron-Röntgen-Strahlung mit ihren einzigartigen Eigenschaften, die jedoch wegen der Größe der Geräte nur an wenigen Stellen der Welt zur Verfügung steht.

Mit einigen Tricks lässt sich aber auch mit den sehr viel billigeren konventionellen Röntgenröhren eine näherungsweise „brillante“ Röntgenstrahlung erzeugen. Pfeiffers bisherige Forschung hat genau dies gezeigt, nämlich, dass auch mit verbesserten konventionellen Röntgengeräten ähnlich scharfe Bilder erzeugt werden können.

Die EU-Gelder sollen nun dazu dienen, im Laufe der nächsten fünf Jahre den ersten Prototypen eines neuartigen Röntgen-CT-Scanners zu bauen und in enger Zusammenarbeit mit Ärzten in den Uni-Kliniken rechts der Isar und Grosshadern erste vorklinische Versuche durchzuführen. Mit seiner Forschungsarbeit will Pfeiffer zudem die zukünftigen klinischen Anwendungsfelder erforschen und die Zusammenarbeit mit namhaften Medizingeräteherstellern intensivieren.

„Sollte es uns tatsächlich gelingen, dieses neue Röntgenverfahren in die klinische Praxis zu überführen“, argumentiert Pfeiffer, „so würde der neue Kontrastmechanismus die Biomedizinische Bildgebung mit Röntgenstrahlen mehr als hundert Jahre nach deren Entdeckung grundlegend revolutionieren.“ „Die größte Hoffnung“, so der Ärztliche Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radiologische Onkologie im Klinikum rechts der Isar, Prof. Dr. Michael Molls, „konzentriert sich beispielsweise auf die Möglichkeit, mit diesem hochempfindlichen Verfahren Tumoren in einem sehr frühen, für eine erfolgreiche Therapie besonders günstigen Stadium zu diagnostizieren. Das würde klinisch eine deutliche Verbesserung der Therapie von Krebstumoren bedeuten.“

Pfeiffer war einer von mehr als 2500 Bewerbern aus 33 europäischen Ländern um den so genannten „ERC Starting Grant“, den der European Research Council (ERC) in der Europäischen Union für junge Wissenschaftler reserviert, die gerade eine eigene unabhängige Arbeitsgruppe aufbauen und eine möglichst interdisziplinäre Forschung betreiben. Die Anträge dürfen für alle Forschungsgebiete gestellt werden, aber die überwiegende Zahl der Bewerbungen stammt aus der Physik, den Ingenieur- und Lebenswissenschaften. Insgesamt stellt die EU dafür 7,5 Milliarden € für fünf Jahre zur Verfügung. Nur sechs Wissenschaftler aus Deutschland konnten diese spezielle Förderung der EU erringen; Pfeiffer ist der Einzige aus Süddeutschland.

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