Fadenwurmbekämpfung an Gemüse im Deutsch-Niederländischen Grenzraum

In der deutsch-niederländischen Grenzregion (Niederrhein – Limburg) stellt der Anbau von Gemüse einen bedeutenden wirtschaftlichen Faktor dar. Der intensive Anbau begünstigt, dass im Boden lebende Fadenwürmer (Nematoden) Möhren, Zwiebeln, Sellerie und andere dort angebaute Gemüsearten parasitieren und zunehmend schädigen können.

Drei Jahre lang setzten sich deutsche und niederländische Experten im Rahmen des europäischen Projektes „ProGemüse“ mit den pflanzenparasitären Nematoden im Gemüsebau auseinander. Die Resultate sollen den Gemüse verarbeitenden Unternehmen der Region helfen, ihre Produktivität zu steigern, die Gemüsequalität zu verbessern und damit den Standort für den Gemüseanbau langfristig zu sichern.

„Mit den Ergebnissen des Projektes können wir vor allem den Anbauern von Möhren in beiden Ländern ein neues einheitliches und besseres Entscheidungshilfesystem zur Verfügung stellen“, so der Projektleiter, Dr. Johannes Hallmann, vom Julius Kühn-Institut. „Dieses System stellen wir neben vielen anderen Programmpunkten auf dem Feldtag am 21. August 2013 in Vredepeel (NL) vor.“

Dr. Hallmann (JKI) freut sich, dass es durch das INTERREG Projekt möglich war, dass Praktiker, Verarbeiter, Berater und Wissenschaftler beider Länder ihr Wissen zusammentragen und ihre Erfahrungen austauschen konnten. Eines der gemeinsamen Ziele war es, Verfahren zu entwickeln, um die Nematodenschäden in beiden Ländern einheitlich erfassen zu können.

Daraus folgte die Optimierung bestehender Bekämpfungsverfahren bzw. die Entwicklung innovativer Strategien zur Bekämpfung der Nematoden für die gesamte Region. Das grenzüberschreitende Netzwerk soll auch künftig gemeinsame Lösungen ermöglichen. Die konzertierten Aktivitäten führen letztlich für alle Beteiligten zu einer Win-Win-Situation.

Der Schwerpunkt des Projektes lag bei Nematodenproblemen im Anbau von Möhren. Als Hauptschaderreger konnten auf niederländischer Seite die Nematoden Meloidogyne chitwoodi und Pratylenchus penetrans identifiziert werden. Auf deutscher Seite waren es neben P. penetrans vor allem Meloidogyne hapla und Paratylenchus spp.. In beiden Anbauregionen wurden Feldversuche mit verschiedenen Zwischenfrüchten wie Ölrettich, Sareptasenf, Tagetes, Phacelia, Sandhafer und Grünroggen angelegt mit dem Ziel, die Nematoden umweltfreundlich zu bekämpfen. Im Folgejahr wurden auf diesen Flächen Möhren angebaut und deren Ertrag erfasst.

Für die Hauptschaderreger M. chitwoodi und P. penetrans ermittelten die Wissenschaftler für die Praxis Schadschwellen. Ebenso testeten die Forscher, ob derzeit angebaute Möhrensorten gegen M. hapla resistent sind bzw. inwieweit diese Nematodenart von den Pflanzen toleriert wird.

Bisher weitgehend unbekannt als Schaderreger ist Paratylenchus bukowinensis. Für diesen Nematoden wurden das Spektrum der empfindlichen Wirtspflanzen ermittelt und das Schadpotenzial an Möhren erfasst.

Die (Fach)Besucher erwartet ein abwechslungsreiches Programm mit Vorträgen, Feldbegehungen und Präsentationen der Projektpartner. Zu allen Kulturen wurden Faltblätter in deutscher und holländischer Sprache erstellt, die auch im Internet online zur Verfügung stehen. Für das leibliche Wohl ist gesorgt.

Details zum Projekt:
Bei dem Projekt ProGemüse handelt es sich um eine Initiative von drei Partnern aus der Industrie und drei Partnern aus dem Bereich Wissenschaft/Beratung. Das Projektvolumen von 909.990 EUR wurde durch Mittel des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung im Rahmen des INTERREG IV A-Programms Deutschland-Nederland finanziert, d. h. 50 % der Finanzierung kam von der EU. Jeweils 15 % übernahm das Land Nordrhein-Westfalen (Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie) bzw. die Provinz Limburg und 20 % trugen die Projektpartner als Eigenanteil bei.
Koordinator:
Dr. Johannes Hallmann
Julius Kühn-Institut (JKI) – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen
Fachinstitut für Epidemiologie und Pathogendiagnostik
johannes.hallmann@jki.bund.de
Weitere Informationen:
http://www.progemuese.eu
– Website Projekt ProGemuese
http://www.deutschland-nederland.eu
– INTERREG-Aktivitäten Deutschland-Niederlande

Media Contact

Dr. Gerlinde Nachtigall idw

Weitere Informationen:

http://www.jki.bund.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Agrar- Forstwissenschaften

Weltweite, wissenschaftliche Einrichtungen forschen intensiv für eine zukunftsfähige Land- und Forstwirtschaft.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Themen: Bioenergie, Treibhausgasreduktion, Renaturierung und Landnutzungswandel, Tropenwälder, Klimaschäden, Waldsterben, Ernährungssicherung, neue Züchtungstechnologien und Anbausysteme, Bioökonomie, Wasserressourcen und Wasserwiederverwendung, Artenvielfalt, Pflanzenschutz, Herbizide und Pflanzenschädlinge, digitale Land- und Forstwirtschaft, Gentechnik, tiergerechte Haltungssysteme und ressourcenschonende Landwirtschaft.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Nanofasern befreien Wasser von gefährlichen Farbstoffen

Farbstoffe, wie sie zum Beispiel in der Textilindustrie verwendet werden, sind ein großes Umweltproblem. An der TU Wien entwickelte man nun effiziente Filter dafür – mit Hilfe von Zellulose-Abfällen. Abfall…

Entscheidender Durchbruch für die Batterieproduktion

Energie speichern und nutzen mit innovativen Schwefelkathoden. HU-Forschungsteam entwickelt Grundlagen für nachhaltige Batterietechnologie. Elektromobilität und portable elektronische Geräte wie Laptop und Handy sind ohne die Verwendung von Lithium-Ionen-Batterien undenkbar. Das…

Wenn Immunzellen den Körper bewegungsunfähig machen

Weltweit erste Therapie der systemischen Sklerose mit einer onkologischen Immuntherapie am LMU Klinikum München. Es ist ein durchaus spektakulärer Fall: Nach einem mehrwöchigen Behandlungszyklus mit einem immuntherapeutischen Krebsmedikament hat ein…

Partner & Förderer