Facetten der Armut

Forschern des Nationalen Forschungsschwerpunkts „Nord-Süd“ ist es erstmals gelungen, 70 Facetten der Armutsverteilung geographisch hoch aufgelöst für Laos in einem Atlas zusammenzufassen.

Damit steht Entwicklungspolitkern in der Schweiz sowie Entscheidungsträgern vor Ort ein Instrument zur Verfügung, um Entwicklungsprojekte im Entwicklungsschwerpunkt Südostasien optimal zu steuern.

Armut wird in vielen Facetten sichtbar, so im Geld, das Menschen für die Lebenshaltung ausgeben können oder in der Alphabetisierung der Bevölkerung. In Laos kann man Armut auch daran festmachen, welches Material für die Dächer der Behausungen verwendet wird: Dachstroh, Holz, Bambus, Wellblech aus Zink oder Ziegeln.

Entwicklung hängt auch von den Nachbarn ab
Im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten Nationalen Forschungsschwerpunkts (NFS) „Nord-Süd“ haben Forscher diese Daten für die 10'500 Dörfer von Laos erhoben und daraus eine Karte erstellt. Sie zeigt, dass im Südwesten des Landes entlang der Grenze zu Thailand sowie an der Hauptverkehrsader des Landes zwischen den Städten Phongsaly und Vientiane sich eine Mehrheit der Haushalte Wellblech aus Zink für die Bedachung ihrer Haushalte leisten kann. In grossen Teilen des Nordens sowie in den östlichen Gegenden im Süden hingegen reicht es den Menschen mehrheitlich nur für die Bedachung ihrer Häuser mit Stroh. Bambus und Holz kommen relativ wenig und nur im Nordteil des Landes resp. in einem begrenzten Gebiet im Süden zum Einsatz. Dies ist erstaunlich, breitet sich doch Wald auf 41% der Landesfläche von Laos aus. Für Peter Messerli, Projektleiter im NFS Nord-Süd, spiegelt das Muster der Bedachungsmaterialien klar den Einfluss der Nachbarländer wider. So erklärt er die Verbreitung der Wellbleche als Bedachungsmaterial in den nördlichen und südlichen Landesteilen von Laos vor allem mit deren leichten Verfügbarkeit aus Thailand und China.
Instrument zur Steuerung der Entwicklungspolitik
Die Karte ist Teil eines Atlas, mit dem es den Forschern erstmals gelungen ist, etwa 70 Armutsfaktoren in Laos aufzuarbeiten und daraus detaillierte Muster der Armutsverteilung in Bezug auf die Besiedlung des Landes, der Infrastruktur und der natürlichen Ressourcen herzustellen.

Der Atlas dient Entwicklungspolitikern in der Schweiz und Entscheidungsträgern in Laos als Grundlage für Entscheide darüber, wo Entwicklungsprojekte am Besten durchgeführt werden können in diesem Land, das in einer der Schwer-punktregionen der schweizerischen Entwicklungspolitik liegt. Dabei genügt es nicht, nur eine Karte zu berücksichtigen. So gibt das räumliche Muster der Bedachungsmaterialien in Laos zwar recht gut wieder, wo der Anteil armer Menschen in der Bevölkerung höher oder niedriger ist. Wenn es aber um ein konkretes Projekt geht, müssen auch andere sozioökonomische Faktoren in die Überlegungen einbezogen werden, wie z. B. die absolute Zahl armer Menschen an einem bestimmten Ort. Denn in den besonders armen Gebieten im Südosten von Laos leben weniger Arme als im vergleichsweise wohlhabenden Westen. Jede Karte ist somit wie eine Facette – erst zusammen erlauben sie eine Aussage über die Vielfalt der Lebensbedingungen in den verschiedenen Regionen von Laos, das in einer der wirtschaftlich dynamischsten Regionen Südostasiens liegt, gleichzeitig gemäss Entwicklungsbericht 2008 der Vereinten Nationen zu den ärmsten Ländern der Welt gehört.

Nationale Forschungsschwerpunkte (NFS)

Die NFS sind ein Förderinstrument des Schweizerischen Nationalfonds, das vor acht Jahren eingeführt wurde. Durch die NFS sollen Forschende sich stärker und interdisziplinär vernetzen sowie Wege für die Anwendung ihrer Ergebnisse finden.

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idw

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