Erweiterte Realität

Über ein Smartphone erhält der Techniker anschauliche Anleitungen bei Wartungsarbeiten.<br>

Projektleiter ist Prof. Dr. Michael Guckert vom Friedberger Fachbereich Mathematik, Naturwissenschaften und Datenverarbeitung. Kooperationspartner sind sein Kollege Prof. Dr. Cornelius Malerczyk, Prof. Dr. Gabriele Taentzer vom Fachbereich Mathematik und Informatik der Marburger Philipps-Universität und der IT-Dienstleister advenco Consulting aus Gießen. Das Land Hessen fördert das Vorhaben mit 439.000 Euro.

Zentral für das Projekt ist der Begriff der „erweiterten Realität“. Darunter versteht man die computergestützte Erweiterung der menschlichen Wahrnehmung. Elementare Formen davon kennt jeder Fußballfan. So blendet der Fernsehsender zum Beispiel eine Linie in die Spielübertragung ein, die leichter erkennen lässt, ob ein Spieler im Abseits steht, oder er zeigt die exakte Torentfernung bei Freistößen an.

Im Alltag gibt es für diese Technik grundsätzlich eine große Zahl von Einsatzmöglichkeiten. So könnten zum Beispiel nach der Identifikation eines Gebäudes zusätzliche Informationen hierzu verfügbar sein – bei einem Museum etwa die Öffnungszeiten, beim Restaurant die Speisekarte. Voraussetzung hierfür sind die zuverlässige Objekterkennung und der Zugriff auf Informationen. Als mobile Endgeräte, die für solche Zwecke geeignet sind, sieht Guckert Smartphones. „Sie sind mit Display und Kamera ausgestattet. Mit immer höheren Prozessorleistungen können sie die Datenflut verarbeiten, die bei Anwendungen der `erweiterten Realität´ anfällt.“

Michael Fatum, Geschäftsführer von advenco, sieht große Chancen für den Einsatz in der Produktion. Techniker bekämen präzise Informationen über eine zu wartende Maschine und könnten sich nach exakten Anweisungen richten, die sie als Text oder audiovisuell erhalten. Der Wartungsprozess kann auch genau dokumentiert werden.

„Wir wollen ein mobiles System realisieren, mit dem Wartungs- und Montageaktivitäten und Produktionsabläufe sicherer und die Nutzer besser geschützt werden“, so Guckert. „Dabei liegt ein wesentlicher Aspekt in der genauen Identifizierung von Maschinen und der Bereitstellung wichtiger Handhabungsinformationen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort.“

Man wolle dafür eine Entwicklungsinfrastruktur schaffen, mit der sich Anwendungssoftware für die unterschiedlichen Betriebssysteme der Endgeräte effizient erstellen lässt. Dazu wird die Technik der „Modellgetriebenen Softwareentwicklung“ eingesetzt, mit der automatisiert aus formalen Modellen Software erzeugt werden kann. Das reduziert den Entwicklungsaufwand und erhöht so die Wettbewerbsfähigkeit. Mehrfachentwicklungen werden vermieden, und auch Nischenmärkte können bei vertretbaren Kosten bedient werden.

Das Forschungsvorhaben hat ein Gesamtvolumen von knapp 600.000 Euro und läuft bis Ende 2014. Es wird im Rahmen der Förderlinie 3 der hessischen „Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz“ (LOEWE) unterstützt. Damit bezuschusst die Landesregierung Projekte, bei denen Hochschulen mit kleinen und mittleren hessischen Unternehmen zusammenarbeiten.

Media Contact

Erhard Jakobs idw

Weitere Informationen:

http://www.th-mittelhessen.de/site/

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