Erwachsenen-Gehirn lernfähiger als vermutet

Die primäre Sehrinde im Erwachsenengehirn ist noch plastisch genug, um die visuelle Wahrnehmung weiterzuentwickeln. Das berichten japanische und US-amerikanische Forscher in der Zeitschrift „Science“. „Schon früher wurde gezeigt, dass Verbesserungen der visuellen Leistung und Veränderungen im frühen visuellen Kortex zusammenhängen. Dass bei diesem visuelles perzeptuelles Lernen noch möglich ist, konnte aber erst jetzt gezeigt werden“, erklärt Studienleiter Takeo Watanabe von der Boston University.

Tomograf als Lehrer

Zum Nachweis der Plastizität erhoben die Forscher bei einer geschulten Person die Muster der Gehirnaktivität, die der visuelle Kortex beim Anblick eines bestimmten Bildes entstehen lässt. Dasselbe wiederholte man bei einer zweiten Person und berechnete in Folge die Unterschiede der beiden Aktivitätsmuster. Schließlich aktivierte man bei der zweiten Person die entsprechende Gehirnregion mittels dem sogenannten dekodierten Neurofeedback durch funktionelle Magnetresonanz-Tomografie – und zwar wiederholt über mehrere Tage, bis sich das Aktivitätsmuster von alleine bildete.

Gehirn reparieren

Die Forscher konnten bestätigen, dass sich die visuelle Wahrnehmung bei der zweiten Person tatsächlich verbesserte. Dieses Lernen erfolgte unbewusst, denn man hatte ihr nicht mitgeteilt, worin genau der Lernprozess bestand. „Besonders für die Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist das eine wichtige Botschaft. Fehlende und gestörte Funktionen könnten durch dieses Training wieder hergestellt werden“, urteilt der Arzt und Gehirnforscher Thomas Grüter http://thomasgrueter.de auf pressetext-Anfrage.

Unbewusstes Sprachenlernen

In einem Ausblick für die Zukunft glauben die Studienautoren an Potenziale dieser Feedback-Methode, die weit über den beschriebenen Vorgang hinausreichen. So könnte es eines Tages möglich sein, dass eine Person einen Bildschirm beobachtet und gleichzeitig die Muster der Gehirnaktivität modifiziert, um dadurch seine körperliche oder mentale Leistung zu steigern. Die Erholung nach einem Unfall oder einer Krankheit könnte davon profitieren, doch sogar neuen Sprachen oder das Fliegen eines Flugzeuges könnte man auf diese Weise lernen
Link zur Studie: http://www.sciencemag.org/content/334/6061/1413.full
Video unter http://www.nsf.gov/news/news_videos.jsp?cntn_id=122523&media_id=71600

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Johannes Pernsteiner pressetext.redaktion

Weitere Informationen:

http://www.bu.edu

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