Durchfälle und Magen-Darm-Infekte nehmen zu – Bei Verdacht den Gastroenterologen aufsuchen

Die Zahl der stationär behandelten infektiösen Durchfallerkrankungen lag 2010 bei weit über 250 000. Mehr als 3500 Betroffene starben in der Folge. Im Jahr 2011 registrierte das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin allein 65 000 Fälle meldepflichtiger, stationär zu behandelnder Fälle.

Um Durchfall-Epidemien einzudämmen und Patienten wirksam zu helfen, ist eine zügige Suche nach den Ursachen entscheidend. Deshalb sollten sich Betroffene schnellstmöglich gastroenterologisch behandeln lassen. Dies betont die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).

Die DGVS weist im Zusammenhang mit dem abklingenden, bisher größten lebensmittelbedingten Ausbruch infektiöser Magen-Darm-Erkrankungen in Deutschland darauf hin, dass sich massenhafte Durchfallinfekte auch zukünftig leider nicht vermeiden lassen. Bekämpfen ließe sich die Ausbreitung der Erreger jedoch durch bestmögliche Hygiene.

Insbesondere das Norovirus – ein hoch ansteckender Erreger von meist schlagartig einsetzendem Durchfall und heftigem Erbrechen – verbreitet sich stark: Laut Statistischem Bundesamt wuchs die Zahl der stationär behandelten Fälle in Deutschland von einigen hundert im Jahr 2000 auf über 40 000 im Jahr 2011. Eine ähnliche Häufigkeit erreicht das vor allem bei Eltern von Kleinkindern gefürchtete Rotavirus: Der Durchfallinfekt geht mit Erbrechen, Fieber und Bauchschmerzen einher. Weil die kleinen Patienten schnell viel Flüssigkeit verlieren, kann die Krankheit lebensbedrohlich verlaufen.
Die DGVS reagiert damit auch auf die berichteten mehr als 11 000 Fälle von Durchfallerkrankungen in Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Untersuchungen des RKI haben jetzt mit Noroviren verunreinigte Tiefkühlerdbeeren als Ursache erkannt. „Auch diese Epidemie passt in das Bild, dass einige infektionsbedingte Magen-Darm-Erkrankungen jahreszeitlich gehäuft und bei Patienten bestimmten Alters auftreten“, sagt DGVS-Experte Professor Dr. med. Andreas Stallmach vom Universitätsklinikum Jena. Labortests an fast 100 000 Stuhlproben aus den Jahren 2002 bis 2008 aus Süddeutschland wiesen zwar über das ganze Jahr die verschiedensten Erreger nach. Noroviren jedoch treten vorwiegend zwischen September und April auf, Rotaviren zwischen Dezember und Juni. Bakterien kommen vermehrt von Juni bis November vor. Einzelne Erreger finden sich gehäuft bei Kindern und älteren Menschen: Säuglinge erkranken am häufigsten an Rota-, Noro- und Adenoviren. Im Kindergarten- und Schulalter häufen sich bakterielle Darminfekte durch Salmonellen und Campylobacter. Patienten ab 60 Jahren erkranken überwiegend an Noro-, Rotaviren und dem Bakterium Clostridium difficile.

Diese Ergebnisse erlauben auch ein gezielteres Vorgehen bei der Ursachensuche: „Da bestimmte Keime eindeutig alters- und saisonabhängig vorkommen, empfiehlt sich eine Stufendiagnostik, nach der wir zuerst auf die häufigsten Erreger testen“, sagt Professor Stallmach. Seien die Tests negativ, müssten Ärzte das Spektrum schnell auf andere Erreger erweitern. Im Idealfall dauern einfache Tests wenige Stunden beziehungsweise ein Arbeitstag. Patienten müssten ausreichend Flüssigkeit aufnehmen und, wenn möglich, isoliert werden, damit sie niemanden anstecken.
Wichtig sei laut DGVS auch, dass Patienten schnellstmöglich in die Hände von Experten gelangen. Der Gastroenterologe kann nach der Diagnose die geeignete Therapie einleiten und in den meisten Fällen helfen: „Bei nicht zusätzlich geschwächten Erwachsenen klingt ein solcher Infekt schon nach wenigen Tagen ab“, sagt Professor Stallmach. Dass derartige Epidemien zukünftig immer wieder auftreten, sei jedoch nicht vermeidbar, bedauert der Experte. „Wir müssen deshalb in der Lage sein, schnell und richtig zu reagieren.“ Die DGVS entwickelt zurzeit ein Zertifikat für Ärzte, die sich für die Behandlung gastrointestinaler Infektionen besonders qualifizieren.

Schutz vor einem Darminfekt biete vor allem gründliche Hygiene: Desinfektion, Hand- und Mundschutz verhindern, dass Keime von Mensch zu Mensch wandern. Kliniken, Heime oder etwa Großküchen sollten sich dabei laut DGVS an den höchsten Standards orientieren.

Über die DGVS:
Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen der DGVS ist die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten.
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