DFG-geförderte Forscher für Zukunftspreis nominiert

Wenn Bundespräsident Dr. h.c. Joachim Gauck am 28. November in Berlin den Deutschen Zukunftspreis 2012 verleiht, stehen ein weiteres Mal auch von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte und vorgeschlagene Wissenschaftler und ihre Arbeiten im Blickpunkt:

Der Physiker und Mediziner Professor Birger Kollmeier von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg gehört zusammen mit seinem Oldenburger Kollegen Professor Volker Hohmann und Dr. Torsten Niederdränk von der Siemens AG mit dem Projekt „Binaurale Hörgeräte – räumliches Hören für alle“ zu den vier nominierten Teams für die Auszeichnung.

Die Nominationen wurden jetzt vom Bundespräsidialamt bekannt gegeben. Der „Deutsche Zukunftspreis – Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation“ ist mit 250 000 Euro dotiert und wird in diesem Jahr zum 16. Mal vergeben.

Die DFG hat das Forscherteam für seine vielversprechende Weiterentwicklung von Hörgeräten und innovativer Verbesserungen auf dem Gebiet der Hördiagnostik vorgeschlagen. Mit digitaler binauraler Technik haben Kollmeier, Hohmann und Niederdränk innovative Geräte mit neuartigen Eigenschaften geschaffen, die den Weg zu individualisiertem und flexiblem Hören ebnen. Indem sie fortlaufend die jeweilige Hörsituation analysieren und den Störschall messen und berücksichtigen, stellen sie sich dynamisch auf die jeweiligen Umgebungsgeräusche ein. Diese Zukunftstechnologien sind in Anbetracht der demografischen Entwicklung zunehmend wichtig: Alleine in Deutschland ist die Hälfte aller 65-Jährigen schwerhörig, dies entspricht bereits jetzt 20 Prozent der Bevölkerung.

Die beiden Oldenburger Wissenschaftler Birger Kollmeier und Volker Hohmann werden von der DFG seit Jahren in diversen Programmen gefördert. Kollmeier gilt als einer der international führenden Hörforscher, der sich besonders um die Verbesserung des Hörens mit all seinen Facetten in der Kommunikationsgesellschaft verdient gemacht hat. Für die internationale Spitzenforschung hat er wichtige Impulse gesetzt und das Fachgebiet etabliert. Seit 1993 ist Kollmeier Professor für angewandte Physik und Experimentalphysik in Oldenburg, wo er die Abteilung „Medizinische Physik“ aufgebaut hat und leitet. Neben seinen zahlreichen geförderten Einzelprojekten war er Sprecher des Internationalen Graduiertenkollegs „Neurosensory Science and Systems“, das zusammen mit der Universität Groningen bis 2009 durchgeführt wurde. Aktuell ist er Sprecher der DFG-Forschergruppe „Individualisierte Hörakustik“ und seit 2012 auch des Exzellenzclusters „Hearing for all – Hören für alle: Modelle, Techniken und Lösungsansätze für Diagnostik, Wiederherstellung und Unterstützung des Hörens“. Der Exzellenzcluster der Universität Oldenburg sowie der Leibniz-Universität Hannover und der Medizinischen Hochschule Hannover wurde im Juni 2012 im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder bewilligt und wird nun bis Ende 2017 gefördert.

Darüber hinaus ist Kollmeier wissenschaftlicher Leiter des Hörzentrums Oldenburg GmbH, Sprecher des Kompetenzzentrums für Hörgerätesystemtechnik HörTech gGmbH, Leiter der Fraun¬hofer-Projektgruppe für Hör-, Sprach- und Audiotechnologie sowie Generalsekretär der Europäischen Föderation Audiologischer Gesellschaften (EFAS). In diesem Jahr erhielt er den renommierten „International Award“, verliehen von der American Academy of Audiology, der weltweit größten audiologischen Fachgesellschaft. Mit dem Aufbau des Oldenburger „Haus des Hörens“ hat er schließlich wichtige Beiträge zum Technologietransfer und zur Popularisierung des Themas Hören geleistet.
Zu den Forschungsgebieten Kollmeiers gehören neben der Technologie für Hörgeschädigte auch andere Anwendungen für das tägliche Leben wie etwa die verbesserte Sprachqualität bei Telefonen oder die optimierte Spracherkennung durch Computer. Von ihm entwickelte digitale Hörmodelle bilden das menschliche Hörvermögen sowohl von Normal- als auch von Schwerhörigen detailliert nach.

Volker Hohmann ist ebenfalls am Exzellenzcluster „Hearing for all“ beteiligt, wo er als Principal Investigator eine Arbeitsgruppe leitet. Die DFG fördert ihn zudem seit 2011 mit der Forschergruppe „Nutzbarkeit individualisierter Hörsysteme: Algorithmen-Interaktion und interaktive Steuerung“.

Mit dem Deutschen Zukunftspreis würdigt der Bundespräsident seit 1997 in jedem Jahr eine innovative Forschungsleistung und ihre marktfähige technologische Entwicklung. Ausgezeichnet wurde bereits die LED-Technik, das MP3-Audio-Format oder die Festplattenspeichertechnik. Der Preis zählt zu den höchstdotierten und angesehensten für angewandte Forschung in Deutschland. In der Vergangenheit waren von der DFG geförderte Wissenschaftler wiederholt für den Preis nominiert. In 2006 wurde Professor Stefan W. Hell vom Max-Planck-Institut für Biophysikalische Chemie in Göttingen für seine Entwicklung der hochauflösenden Lichtmikroskopie ausgezeichnet, im vorigen Jahr gewann ein Forscherteam um Professor Karl Leo von der Technischen Universität Dresden den Zukunftspreis für seine bahnbrechende Weiterentwicklung organischer Halbleiter.

Weiterführende Informationen
Medienkontakt:
Marco Finetti, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der DFG, Tel. +49 228 885-2230, Marco.Finetti@dfg.de

Fachlicher Ansprechpartner in der DFG-Geschäftsstelle:
Dr. Achim Reiner Tieftrunk, Gruppe Wissenschaftliche Geräte und Informationstechnik, Tel. +49 228 885-2816, AchimReiner.Tieftrunk@dfg.de

Weitere Informationen zum Deutschen Zukunftspreis finden sich auf
www.deutscher-zukunftspreis.de

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Marco Finetti idw

Weitere Informationen:

http://www.deutscher-zukunftspreis.de

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