Deutsch-serbisches Archäologenteam stößt auf seltene Marmorskulptur einer Jagdszene

Die Fragmente, die bei Gamzigrad in Ostserbien gefunden wurden, zeigen einen Ausschnitt einer ehemals etwas unterlebensgrossen rundplastischen Darstellung des „Thrakischen Reiters“ im Gestus des erfolgreichen Jägers.

Bei geomagnetischen Prospektionen im Umfeld der spätrömischen Palastanlage Felix Romuliana konnte ca. 30 m nördlich der eigentlichen Palastmauern ein Architekturkomplex lokalisiert worden, bei dem es sich wahrscheinlich um eine römische Villa rustica handelt, die in der aktuell laufenden Grabungskampagne archäologisch untersucht wird.

Bedingt durch die Hanglage und die langjährige Beackerung des Areals ist das Gebäude weitgehend zerstört. Umso überraschender, dass nicht nur einzelne farbige Mosaiksteinchen und Fragmente von einer marmornen Wandverkleidung in der Schuttschicht zu Tage kommen, sondern kaum 30 cm unter der Ackeroberfläche eine relativ gut erhaltene Marmorskulptur: Mehrere 50 cm große Figuren ruhen auf einer 1,10 x 0,33 m großen Standplatte. Von dem sich aufbäumenden Pferd sind noch die hinteren Hufe erhalten. Davor erscheint der Jagdhund, der einen Eber ins Hinterbein beisst. Den Eber hat bereits die Lanze des Jägers durchbohrt, und er bricht zusammen. Vergleichbare Darstellungen finden sich üblicherweise auf Reliefplatten aus den Provinzen aus dem Balkanraum und werden in das 2. und frühe 3. Jh. n. Chr. datiert. Rundplastische Darstellungen hingegen sind selten.

Die Arbeiten in Felix Romuliana
Die tetrarchischen Kaiser ließen sich an zahlreichen Orten im Römischen Reich neue Residenzstädte prachtvoll ausbauen. Die Anlagen von Spalato (Split, Kroatien) und Felix Romuliana nehmen dabei eine Sonderstellung ein. Hier dürfte es sich um Altersruhesitze für die abgedankten Kaiser gehandelt haben.

Felix Romuliana gehört zu den imposantesten spätantiken Palastanlagen. Die umwehrte Anlage liegt im heutigen Ostserbien unweit des modernen Dorfes Gamzigrad im Tal des Timok (in der Nähe der Provinzhauptstadt Zajeèar). In der Spätantike gehörte der Ort zur Provinz Dacia ripensis.

Seit 1953 wird die zunächst als römische Festung angesehene Anlage von serbischen Archäologen systematisch erforscht. Von 1970 bis 1996 wurden die Arbeiten von Dragoslav Srejoviæ geleitet, dem durch den Fund eines Architekturfragmentes mit der Inschrift Felix Romuliana und eines überlebensgroßen Porträtkopfes aus ägyptischem roten Porphyr die Identifizierung als Palast des Tetrarchen Galerius, des Mitkaisers und Schwiegersohnes von Kaiser Dioklitian (284-305 n.Chr.) gelang. Seit 2007 steht die Anlage, deren Umfassungsmauern noch bis zu 10 m hoch erhalten sind, auf der UNESCO-Welterbeliste.

Seit 2004 wird das Areal nun von einem deutsch-serbischen Team untersucht. Daran beteiligt sind auf serbischer Seite das Archäologische Institut Belgrad, der Archäologische Lehrstuhl der Philosophischen Fakultät an der Universität Belgrad, das Nationalinstitut in Zajeèar sowie auf deutscher Seite das Deutsche Archäologische Institut mit der Römisch-Germanischen Kommission in Frankfurt/Main und dem Architekturreferat in Berlin.

Ein Ziel des deutsch-serbischen Gemeinschaftsprojektes ist eine Neuvermessung der Gesamtanlage als Grundlage für bauforscherische Untersuchungen der Entwicklung des Gesamtkomplexes, die auch eine weitere Untersuchung der Innenbebauung des Palastes und der Grabmonumente auf der nahegelegenen Magura-Höhe beinhalten.

Ein weiteres Ziel ist die Feststellung und Untersuchung von Siedlungsstrukturen im näheren Umfeld des Palastes. Hierfür werden außerhalb der ummauerten Anlage geophysikalische Prospektionen durchgeführt und durch archäologische Sondagegrabungen zur zeitlichen und funktionalen Bestimmung entdeckter Baustrukturen ergänzt.

Im Rahmen des Excellenzcluster Topoi der Berliner Universitäten, an dem auch das DAI beteiligt ist, wird zudem seit zwei Jahren das weitere Umfeld von Felix Romuliana mit archäologischen und geowissenschaftlichen Methoden erforscht. Es soll geklärt werden, warum der spätantike Palast in dieser auf den ersten Blick sehr abseits gelegenen Landschaft errichtet wurde.

Weitere Informationen zu den Arbeiten in Gamzigrad finden Sie auf der Projektseite unter www.dainst.org.

Als Ansprechpartnerinnen steht Ihnen Dr. Gerda Sommer-von Bülow (vonbuelow@rgk.dainst.de) und Prof. Dr.-Ing. Ulrike Wulf-Rheidt (uwr@dainst.de) gerne zur Verfügung.

Media Contact

Nicole Kehrer idw

Weitere Informationen:

http://www.dainst.org

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Geowissenschaften

Die Geowissenschaften befassen sich grundlegend mit der Erde und spielen eine tragende Rolle für die Energieversorgung wie die allg. Rohstoffversorgung.

Zu den Geowissenschaften gesellen sich Fächer wie Geologie, Geographie, Geoinformatik, Paläontologie, Mineralogie, Petrographie, Kristallographie, Geophysik, Geodäsie, Glaziologie, Kartographie, Photogrammetrie, Meteorologie und Seismologie, Frühwarnsysteme, Erdbebenforschung und Polarforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer