Dehnungssensorkonstruktion entwickelt

Der Prototyp<br>Foto: ifw Jena<br>

Am Günter-Köhler-Institut für Fügetechnik und Werkstoffprüfung (ifw) in Jena wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes eine Dehnungssensorkonstruktion entwickelt, bei der Faser-Bragg-Gitter-Sensoren (FBGS) ohne Herabsetzung ihrer Empfindlichkeit so fixiert werden können, dass eine mehrfache Verwendung der Sensoren möglich ist.

FBGS sind Sensoren, bei denen mit Hilfe eines UV-Lasers ein Gitter (Interferenzfilter) in einen Glasfaserabschnitt eingeschrieben wurde. Werden diese Faserabschnitte minimal (1 pm/1 µε) gedehnt oder gestaucht, so verändert sich die reflektierte Wellenlänge innerhalb der Faser, da die Gitterabstände sich entsprechend vergrößern oder verkleinern. Der Effekt kann auch durch eine Änderung der Temperatur hervorgerufen werden. Die kleinen Dehnungsunterschiede können mit opto-elektrischen Messgeräten, sog. Interrogatoren, erfasst und ausgewertet werden. Der Vorteil dieser Technologie besteht darin, dass die zu messenden Größen wie Dehnung und Temperatur nichtelektrisch erfasst und weiter geleitet werden. Das macht den Einsatz in elektromagnetischen Feldern, an Starkstromleitungen und in explosionsgeschützten Bereichen attraktiv. Eine einfache Wiederverwendbarkeit und Handhabung von Faser-Bragg-Gitter-Sensoren ist eine wichtige Voraussetzung für eine weitere Verbreitung und eine Senkung der Kosten dieser noch eher teuren Technologie.

Bislang werden Faser-Bragg-Gitter-Sensoren üblicherweise am Messobjekt aufgeklebt, was eine Wiederverwendung unmöglich macht, da der Sensor bei der Demontage unweigerlich zerstört wird. Ein Sensor gilt somit nach seiner Messaufgabe als „verlorener Sensor“. Es gibt auch Sensorträgerkonstruktionen, bei denen der gesamte Sensorträger, der die nötige Vorspannung gewährleistet, zerstörungsfrei wieder entfernt werden kann. Diese haben jedoch den Nachteil, dass der Sensorträger Einfluss auf die Empfindlichkeit hat und Schwingungen mit hohen Frequenzen dämpft.

Nun ist es gelungen, die Überlegenheit des Faser-Bragg-Gitter-Sensors hinsichtlich seiner hohen Empfindlichkeit mit den Vorteilen einer montagefreundlichen Sensorbaugruppe zu vereinen. Dazu wurde eine Sensorbaugruppe konstruiert, die aus zwei Teilen besteht, welche jeweils ein Festlager bilden. Beide Teile sind lediglich durch den empfindlichen Bereich des Faser-Bragg-Gitters miteinander verbunden, was eine Dämpfung durch die Sensorbaugruppe vermeidet. Um nach einer Demontage die nötige Vorspannung zu erhalten, wird während der Demontage eine Transportsicherung angebracht, die zusätzlich vor einer versehentlichen Überlastung der Faser schützt.

Zum Funktionsnachweis wurde, gemeinsam mit der Fachhochschule Jena, ein Prototyp unter anderem an einer Punktschweißzange zur Kraftmessung getestet. Hierbei ist die detaillierte Auflösung des Punktschweißprozesses wichtig. Die Vorhaltekraft und auch minimale Kraftschwankungen während der Stromzeit lassen sich erfassen. Sowohl Schweißspritzer als auch eine unterschiedliche Ausbildung der Schweißlinsendurchmesser sind am Signal eindeutig zu erkennen, so dass die Anwendung des Sensors im Rahmen eines Qualitätssicherungssystems denkbar ist. Eine hundertprozentige und zerstörungsfreie Qualitätserfassung von Punktschweißungen ist der Wunsch vieler metallverarbeitender Unternehmen. Die am ifw entwickelte Sensorbaugruppe kann zukünftig unter anderem dazu beitragen, Fahrzeugkarosserien effizienter und sicherer zu fertigen.

Das Projekt wurde über die EuroNorm Gesellschaft für Qualitätssicherung und Innovations-management mbH durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie innerhalb des Förderprogramms „Förderung von industrieller Vorlaufforschung in benachteiligten Regionen“ (Förderkennzeichen: VF081021) gefördert.

Dr.-Ing. H. Müller, Dipl.-Ing. (FH) J. Kammann und Dipl.-Ing. (FH) S. Lorenz

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Sigrid Neef idw

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