Chitosan: Auf dem Weg zu Nervenimplantaten aus Krabbenpanzern

(v. l.) Professorin Dr. Kirsten Haastert-Talini und Professorin Dr. Claudia Grothe im Labor<br>Foto: MHH/Kaiser<br>

Bei Berufs-, Haushalts- und Freizeitunfällen treten häufig Nervenverletzungen auf, die oft Lücken zwischen durchtrennten Nerven hinterlassen. Normalerweise überbrücken Chirurgen diese mit körpereigenen Nerven.

Doch dadurch entstehen neue Nervenverletzungen und außerdem ist körpereigenes Ersatzmaterial nur begrenzt verfügbar. Künstliche Nervenleitschienen könnten hier Abhilfe schaffen, bisher war deren Therapieerfolg bei Patienten aber nicht mit dem des körpereigenen Gewebeersatzes vergleichbar.

Einem von Professorin Dr. Claudia Grothe, Direktorin des Instituts für Neuroanatomie der Medizinischen Hochschule (MHH), koordinierten europäischen Forscherteam (BIOHYBRID Consortium) ist es nun gelungen, solche Schienen aus Krabbengehäusen herzustellen: In einem neuen Verfahren wird Chitosan, das vom Chitin aus Krabbengehäusen abstammt, so verändert, dass aus ihm Röhrchen hergestellt werden können.

Chitosan ist natürlich abbaubar und biologisch hoch verträglich. Die Chitosan-Nervenleitschienen sind formstabil, chirurgisch leicht vernähbar und mittelfristig abbaubar. Die Wissenschaftler verglichen drei Chitosan-Varianten im Tiermodell mit der Standardtherapie. „Eine war hierbei besonders geeignet, die gewebliche und funktionelle Wiederherstellung verletzter peripherer Nerven in vergleichbarem Ausmaß zu unterstützen wie die Standardtherapie“, sagt Professorin Grothe. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher in der aktuellen Ausgabe der angesehenen Zeitschrift „Biomaterials“.

Den Wissenschaftlern liegt nun ein vielversprechendes Ausgangsprodukt für weitere Entwicklungen vor. Dabei werden derzeit die bisher hohlen Chitosanröhrchen dreidimensional mit Hydrogelen ausgestaltet und mit regenerationsfördernden Substanzen und gentechnisch modifizierten Zellen angereichert. Diese weiterentwickelten bioartifiziellen Nervenleitschienen werden anschließend auf ihre Eignung untersucht, auch längerstreckige, großflächige Nervendefekte erfolgreich überbrücken zu können. Auch an diesen Studien, die die Europäische Union mit insgesamt 5,9 Millionen Euro noch bis in das Jahr 2015 fördert, ist das MHH-Team um Professorin Grothe und Professorin Dr. Kirsten Haastert-Talini maßgeblich wissenschaftlich und koordinierend beteiligt.

Weitere Informationen erhalten Sie bei Professorin Dr. Claudia Grothe, Telefon (0511) 532-2897, grothe.claudia@mh-hannover.de. Die Publikation finden Sie im Internet unter folgendem Link: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24050875

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Stefan Zorn idw

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