Breitbandversorgung in Deutschland – mehr Bandbreite für alle?

Neben der dominierenden DSL-Technik gewinnt das Breitbandkabel mit nochmals effizienterer Modulierung weiter an Bedeutung. Die Breitbandversorgung der großen deutschen Städte stellt wirtschaftlich kein Problem dar. Wie sieht es aber mit der Sicherstellung der Versorgung im ländlichen Raum aus? Fragen wie diese standen im Fokus einer Expertentagung, zu der die Informationstechnische Gesellschaft im VDE (ITG) nach Berlin eingeladen hatte.

Ungeachtet positiver Tendenzen bei der Entwicklung einer flächendeckenden Breitbandversorgung verfügen heute noch über 700.000 Haushalte in Deutschland über keinen und weitere 5 bis 6 Prozent der Haushalte über einen qualitativ unzureichenden Breitbandzugang. Auf dieses Szenario wies Dr.-Ing. Erik Oswald von der Münchner Fraunhofer-Einrichtung für Systeme der Kommunikationstechnik (ESK) hin. Besonders betroffen, so Oswald, seien ländliche Gebiete. Das liege daran, dass die in diesen Regionen für einen Netzbetreiber anfallenden Kosten scheinbar keine vertretbare wirtschaftliche Breitbandlösung zulassen.

Anhand eines konkreten Beispiels aus dem Landkreis Cham im Bayerischen Wald hat das Fraunhofer ESK einen Vorschlag erarbeitet, der sich auch auf andere Gemeinden übertragen lässt. Dieser sieht vor, dass auf der Basis einer wirtschaftlichen und praxisnahen Lösung Kunden mittels DSL angeschlossen werden, wobei der nächstgelegene Funkturm als Standort für eine WiMAX-Basisstation dienen soll. Durch diese Vorgehensweise sei es möglich, dass für die betreffenden Gemeinden Aggregationsnetze in Form von Funklösungen realisiert werden. Die Kosten für diese Lösung könnten Oswald zufolge durch einen Netzbetreiber getragen und durch die monatlichen Gebühren beziehungsweise die einmalige Bereitstellungsgebühr refinanziert werden.

Das Volk begehrt auf

„WiMAX ließe sich schnell aufbauen und man könnte weite Landstrich schnell mit ein bisschen Breitband versorgen“, untermauert Helmut Haag von der Titzer TE Consult derartige Pläne. Die Politik habe erkannt, dass dem ländlichen Raum für den Ausbau von Breitbanddiensten und -netzen Aufmerksamkeit und Förderung zuteil werden müsse. „Das Volk begehrt auf“, sagt er. Daher würden in naher Zukunft zahlreiche Pilotprojekte gestartet, denen der Regelausbau folge.

Breitbanddefizite, so Haag, gebe es auch in den Randzonen von Ballungsgebieten. Auch in diesen Regionen würden vergleichbare Modelle greifen. Der Glasfaserausbau werde ganz von selbst zu Bandbreiten von 100 MBit/s führen. Alle bisherigen Erfahrungen hätten gezeigt, dass die zur Verfügung gestellte Bandbreite genutzt werde. Der nächste Engpass im Übertragungsnetz sei also programmiert. Und wie sieht es mit optischen Netzen in Deutschland im internationalen Vergleich überhaupt aus?

Beim optischen Teilnehmeranschluss ist Deutschland noch Entwicklungsland
„Im internationalen Vergleich ist Deutschland bei der Zahl der optisch angeschlossenen Breitbandteilnehmer weit abgeschlagen“, resümiert Matthias Hedrich von der Echterdinger DIAMOND GmbH. Nahezu alle europäischen Länder im Umfeld hätten eine wesentlich höhere Anschlussdichte. Das derzeitige Szenario sei dadurch gekennzeichnet, dass optische Zugangsnetze in Deutschland derzeit von einigen Netzbetreibern in Versuchsnetzen realisiert würden. Ein Manko sei, dass die Netze und deren Struktur sich in Aufbau und Funktionalität sehr stark unterscheiden würden. Der Grund hierfür liege im Wesentlichen an den unterschiedlichen Wissensständen der einzelnen Planer. Hinzu kämen die unterschiedlichen Infrastrukturen vor Ort. Dies gelte auch für die Verwendung der entsprechenden Aktivgeräte, die das optische Signal verarbeiten, umwandeln und auf verschiedene Dienste verteilen würden.

„Für die Durchsetzung optischer Zugangsnetze ist eine klare Strukturierung und vor allem ein definierter Netzübergang zwischen der Verantwortlichkeit des Netzbetreibers und dem hausinternen Netz – also dem Übergabepunkt – zu realisieren“, fordert Hedrich. Des Weiteren sei es erforderlich, dass die Austauschbarkeit der Endgeräte sowie eine entsprechende Standardisierung gewährleistet sind.

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Rolf Froböse Rolf Froböse

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