Biologische Bildgebung – Stabile funktionelle Farbstoffe für Fluoreszenz-Bildgebung im Nah-Infrarotbereich in Lebewesen

Ein molekularer Schutzschirm stabilisiert die Nahinfrarot-Fluoreszenzfarbstoffe und verbessert ihre Funktionalität. Bild: Wiley-VCH

Fluoreszenz-Bildgebungsverfahren nutzen häufig Licht im Nahinfrarotbereich, denn diese Strahlung dringt wirksam in menschliches Gewebe ein. Die hierfür entwickelten Fluoreszenzfarbstoffe sind häufig flach und symmetrisch aufgebaut, um Licht im nahen Infrarotbereich gut einzufangen.

Andererseits müssen die Farbstoffe auch wasserlöslich sein und funktionelle Gruppen z.B. für eine Bindung an Antikörper oder tumorbindende Peptide tragen. Ein Mitglied dieser Heptamethylcyanin- oder Cy7 genannten Gruppe von Fluoreszenzfarbstoffen wird derzeit für chirurgische Anwendungen untersucht.

Die Cy7-Moleküle haben aber auch Nachteile: Ihr lichtabsorbierender Molekülteil, das sogenannte Chromophor, wird leicht durch Sauerstoffradikale ausgebleicht. Darüber hinaus aggregieren die flachen und starren Moleküle und lagern sich unspezifisch an andere Biomoleküle an. Das verzögert ihre Ausscheidung aus dem Körper.

Bradley D. Smith und seine Gruppe an der Universität von Notre Dame (Indiana, USA), haben deshalb den chemischen Aufbau der Moleküle verbessert. Um das Heptamethin-Chromophor vor Sauerstoff zu schützen, integrierten sie einen intelligenten molekularen Schutzschild. Auf dem Mittelteil des Chromophors befestigten sie eine voluminöse aromatische Gruppe mit langen, schildartigen Armen über beiden Seiten des Chromophors. Der Schutzschirm wirkt wie ein Vogel, der sein Nest mit den Flügeln bedeckt.

Den resultierenden wasserlöslichen, stark und stabil fluoreszierenden Farbstoff nannten die Wissenschaftler „sterisch abgeschirmter Heptamethin-Cyanin-Farbstoff“ oder kurz S775z. Der eingebaute molekulare Schutzschild verhinderte Aggregation und Ausbleichung, berichteten die Autoren. Der Farbstoff sei außergewöhnlich stabil gegen chemischen Abbau und könne „unbegrenzt“ in einem handelsüblichen Kühlschrank gelagert werden.

Die Forscher führten auch Studien an lebenden Mäusen durch. Der S775z-Farbstoff reicherte sich im Gegensatz zu den anderen untersuchten Farbstoffen nicht in der Leber oder anderen Organen zur Blutreinigung an, sondern wurde zügig aus dem Körper ausgeschwemmt. Ein Tumorpeptid-bindender S775z-Farbstoff reichte sich dagegen hochkonzentriert im Tumor von Tumor-belasteten Mäusen an und wurde durch die Fluoreszenz-Bildgebung sichtbar gemacht.

Nach Ansicht der Autoren sollte sich der Farbstoff S775z für viele Anwendungen in der medizinischen Bildgebung eignen. Der Wechsel von der flachen zur abgeschirmten räumlich-kompakten molekularen Architektur habe diese Nah-Infrarot-Fluoreszenzfarbstoffe viel stabiler und funktionstüchtiger gemacht.

Angewandte Chemie: Presseinfo 07/2020

Autor: Bradley D. Smith, University of Notre Dame (USA), https://chemistry.nd.edu/people/bradley-d-smith/

Angewandte Chemie, Postfach 101161, 69451 Weinheim, Germany.

https://doi.org/10.1002/ange.202004449

http://presse.angewandte.de

Media Contact

Dr. Karin J. Schmitz idw - Informationsdienst Wissenschaft

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Bakterien für klimaneutrale Chemikalien der Zukunft

For­schen­de an der ETH Zü­rich ha­ben Bak­te­ri­en im La­bor so her­an­ge­züch­tet, dass sie Me­tha­nol ef­fi­zi­ent ver­wer­ten kön­nen. Jetzt lässt sich der Stoff­wech­sel die­ser Bak­te­ri­en an­zap­fen, um wert­vol­le Pro­duk­te her­zu­stel­len, die…

Batterien: Heute die Materialien von morgen modellieren

Welche Faktoren bestimmen, wie schnell sich eine Batterie laden lässt? Dieser und weiteren Fragen gehen Forschende am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) mit computergestützten Simulationen nach. Mikrostrukturmodelle tragen dazu bei,…

Porosität von Sedimentgestein mit Neutronen untersucht

Forschung am FRM II zu geologischen Lagerstätten. Dauerhafte unterirdische Lagerung von CO2 Poren so klein wie Bakterien Porenmessung mit Neutronen auf den Nanometer genau Ob Sedimentgesteine fossile Kohlenwasserstoffe speichern können…

Partner & Förderer