Bio-Schulverpflegung: Berlin und Italien sind Spitzenreiter

Die Schulverpflegung in Deutschland befindet sich im Wandel vom Pausenbrot hin zu einer Vollverpflegung mit einem warmen Mittagessen.

Mehr Schulstunden pro Tag aufgrund der Verkürzung des Abiturs, die Ausweitung der Ganztagsschule und das Interesse an gesunder Ernährung für Kinder und Jugendliche treiben diese Entwicklung an und zeigen Chancen für eine Bio-Ernährung auf. Allerdings ist die Schulverpflegung aufgrund der zersplitterten Zuständigkeiten in Deutschland sehr unübersichtlich und es gibt eine Vielfalt an Angeboten in unterschiedlicher Qualität.

Berlin ist in Deutschland ein Spitzenreiter in puncto verbindliche Qualitätsstandards beim Schulessen. Im europäischen Vergleich hat Italien die Nase vorn. Das sind zwei Ergebnisse des kürzlich erschienenen Berichtes aus dem internationalen Forschungsprojekt „Innovative Public Organic food Procurement for Youth“ (iPOPY). Beteiligt ist auch Dr. Benjamin Nölting vom Zentrum Technik Gesellschaft der Technischen Universität Berlin. Die Forscher analysierten die öffentliche Bio-Verpflegung von Kindern und Jugendlichen in Italien, Finnland, Dänemark, Norwegen und fallweise in Deutschland und untersuchten, wie der Konsum von Bio-Lebensmitteln in der öffentlichen Verpflegung gesteigert werden kann.

„Noch ist die Verpflegung an deutschen Schulen vielfach unbefriedigend. Doch immer mehr Akteure bemühen sich um eine Qualitätsverbesserung. Dies geht oft einher mit der Vergabe der Schulverpflegung an Catering-Unternehmen und ein professionelles Management. Diese Entwicklungen können eine Chance für Bio-Lebensmittel in der Schulverpflegung sein“, sagt Benjamin Nölting.

Als ein sehr erfolgversprechender Ansatz hat sich die Durchsetzung von Qualitätskriterien erwiesen. In Berlin ist ein 10-prozentiger Mindestanteil an Bio-Produkten in den Ausschreibungen für professionelle Caterer festgeschrieben. Dieser Weg zeigt, dass damit der Einsatz von Bio-Produkten gesteigert wird. In den meisten Bundesländern werden die Standards von Schule zu Schule neu verhandelt. Daher liegt der durchschnittliche Anteil der Bio-Lebensmittel in der deutschen Schulverpflegung vermutlich in etwa gleich auf mit dem privaten Konsum, der sich auf zirka 3 Prozent des Lebensmittelumsatzes beläuft.

„In anderen europäischen Ländern gibt es innovative Ansätze in der Schulverpflegung. So ist Italien mit seiner Ausschreibungspraxis und seinen sehr hohen Qualitätsstandards beim Einsatz von Bio-, regionalen und fair ge-handelten Produkten Vorreiter in Europa. Die hohe Motivation der Akteure fußt auf einer Ernährungskultur, die sich jedoch nicht ohne weiteres auf Deutschland übertragen lässt. In Finnland sind ein hoch professioneller öffentlicher Catering-Sektor und kostenlose Schulessen interessante Denk-anstöße. In Dänemark stoßen private Bio-Caterer neue Entwicklungen an und in Norwegen gibt es gute Erfahrungen mit kostenlosem Schulobst“, so der TU-Forscher weiter.

Im Gesamturteil gehört Berlin in Deutschland zu den Vorreitern in der Bio-Schulverpflegung. Nach Auskunft der Berliner Senatsverwaltung für Bil-dung, Wissenschaft und Forschung nahmen im Schuljahr 2008/09 rund 14.500 Kinder im Rahmen der offenen Ganztagsgrundschulen am Mittagessen teil, in den gebundenen Ganztagsgrundschulen hatten 21.277 Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit dazu. Hinzu kommen Grundschulkinder in Halbtagsgrundschulen, die einen Vertrag mit einem Anbieter von Schulessen geschlossen haben. Die Vernetzungsstelle Schulverpflegung Berlin schätzt die Essenzahl pro Tag an Berliner Schulen sogar noch deutlich höher.

Rund 80 Prozent der Ganztagsschüler nutzen Mittagsverpflegung
Insgesamt nehmen 78,8 Prozent der Ganztagsschüler an der Mittagsverpflegung teil, wobei auch weiterführende Schulen eingeschlossen sind. Damit liegt Berlin weit über dem bundesdeutschen Durchschnitt von ungefähr 50 Prozent. Für 2009 haben das Land Berlin und die Bezirke als Zuschüsse fürs Schulessen an Grundschulen rund 21,7 Millionen Euro kalkuliert, davon entfallen 413.000 Euro auf den „Härtefallfonds“. Inzwischen haben 11 der 12 Berliner Bezirke einen Mindestanteil von 10 Prozent Bio-Produkten in den Verträgen mit den Caterern festgeschrieben. In drei weiteren Bezirken sind oder werden 20 Prozent Bio-Produkte verlangt, in Steglitz-Zehlendorf sogar 30 Prozent, womit sich dieser Bezirk als Bio-Modellbezirk profilieren möchte. Allerdings stellt sich die Situation der Mittagsverpflegung an den weiterführenden Schulen Berlins ganz anders dar. Dort gibt es keine gesetzlichen oder anderweitigen Vorgaben, eine Mittags-verpflegung anzubieten.

Der komplette Bericht: www.ztg.tu-berlin.de/pdf/Nr_30_Noelting.pdf

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Dr. Benjamin Nölting, TU Berlin, Zentrum Technik und Gesellschaft, E-Mail: noelting@ztg.tu-berlin.de, Internet: www.ztg.tu-berlin.de/Benjamin_Noelting.html, Telefon: 030/314-26368.

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Dr. Kristina R. Zerges idw

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