Bildungsforschung auf höchstem Niveau: Wissenschaftspreis 2010 für Leibniz-Forscher Eckhard Klieme

Ganztagsschule, Curriculumreform, PISA – an all diesen und zahlreichen weiteren zentralen bildungspolitischen und bildungspraktischen Projekten der jüngeren Vergangenheit war Eckhard Klieme maßgeblich beteiligt. Dabei verknüpft der Leibniz-Wissenschaftler, wie es in der Begründung der Jury heißt, Theorie und Praxis „in geradezu exemplarischer Weise“, seine Arbeiten „reflektieren höchste wissenschaftliche Standards“ und „haben die Praxis des deutschen Bildungswesens in den vergangenen Jahren beeinflusst wie die kaum eines anderen Wissenschaftlers“.

An der PISA-Studie der OECD wirkte Klieme seit dem ersten Projektzyklus im Jahr 2000 in verschiedenen Rollen auf nationaler und internationaler Ebene mit, unter anderem als Sprecher des nationalen Konsortiums für PISA 2009. Unter der Leitung Kliemes ist das DIPF zudem in den internationalen Konsortien für PISA 2009 und 2012 vertreten sowie an weiteren Studien der OECD beteiligt. Derzeit leitet Klieme im Auftrag der OECD die internationale Expertengruppe, die für die Fragebogenentwicklung bei PISA zuständig ist.

Eckhard Klieme ist außerdem seit 2005 in leitender Funktion an der „Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen“ beteiligt, dem zentralen, länderübergreifenden Forschungsprogramm Deutschlands zur Entwicklung von Ganztagsschulen und -angeboten. Als Sprecher des Konsortiums der DESI-Studie (Deutsch Englisch Schülerleistungen International) arbeitete Eckhard Klieme an der Erfassung sprachlicher Kompetenzen sowie an der Erforschung von Qualitätsmerkmalen des Deutsch- und Englischunterrichts.

Eine Umsetzung der Arbeiten des Preisträgers hat in der Praxis des deutschen Bildungssystems in mehreren Bereichen stattgefunden. Zentral sind hier die konzeptionellen Grundlagen für die Entwicklung und Implementierung von Bildungsstandards für die schulische Bildung. Die von Eckhard Klieme formulierten Bildungsstandards bilden die Grundlage für die durch die Kultusministerkonferenz eingeführte Output-Orientierung im deutschen Schulsystem.

Prof. Dr. Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft würdigt die große Relevanz von Kliemes Arbeiten für die Bildungspraxis: „Prof. Eckhard Klieme ist ein überaus würdiger Preisträger, der zur Weiterentwicklung des deutschen Bildungssystems maßgebliche Beiträge leistet. Ich beglückwünsche die Leibniz-Gemeinschaft zu dieser Wahl für den Wissenschaftspreis des Stifterverbands in der Kategorie Gesellschaft braucht Wissenschaft. Denn Bildung ist der Schlüssel schlechthin für die zukünftige Entwicklung unserer Gesellschaft.“

Für Prof. Karl Ulrich Mayer, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, besteht Kliemes Verdienst auch in einer Versachlichung der Bildungspolitik: „Die Bildungsforschung ist eines der großen Schwerpunktthemen der Leibniz-Gemeinschaft, von der frühkindlichen Bildung bis zum lebenslangen Lernen der Erwachsenenbildung, von der Pädagogik über die Bildungsökonomie bis zur Neurologie des Lernens. Die vergleichenden Schulleistungsstudien, für welche Prof. Klieme den diesjährigen Wissenschaftspreis erhält, haben ganz wesentlich dazu beigetragen, bildungspolitische Grabenkämpfe zu überwinden und auf der Grundlage herausragender empirischer Forschung Bildungsdefizite abzubauen. Den Wissenschaftspreis für Prof. Klieme sehe ich neben der persönlichen Auszeichnung auch als Anerkennung für die Bildungsforschung in der Leibniz-Gemeinschaft insgesamt, die damit eines der wichtigsten gesellschaftlichen Themen überhaupt zum Nutzen der Menschen bearbeitet.“

Der Preisträger:
Eckhard Klieme, Jahrgang 1954, studierte Mathematik, Psychologie, Kommunikationsforschung und Pädagogik an der Universität Bonn, wo er 1988 in Psychologie promovierte. Die Habilitation in Erziehungswissenschaften folgte 2000 Jahre darauf an der Freien Universität Berlin. Eckhard Klieme ist seit 2001 Leiter der Arbeitseinheit „Bildungsqualität und Evaluation“ am DIPF und war von 2004 bis 2008 dessen Direktor.
Der Preis:
Hervorragende Forschungsleistungen, die sich durch ihre gesellschaftliche Relevanz und gute Umsetzbarkeit auszeichnen, zeichnet der Stifterverband gemeinsam mit der Leibniz-Gemeinschaft mit dem Wissenschaftspreis „Gesellschaft braucht Wissenschaft“ aus. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre vergeben. Preiswürdig sind Forschungsarbeiten, deren Ergebnisse die Grundlagen für praktische Umsetzungen in Wirtschaft, Politik, Gesellschaft oder Forschung bilden. Neben der wissenschaftlichen Qualität der Arbeit ist die anschließende zumindest teilweise Anwendung der Ergebnisse gleichwertiges Auswahlkriterium.
Pressekontakt
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Die Leibniz-Gemeinschaft
Zur Leibniz-Gemeinschaft gehören zurzeit 86 Forschungsinstitute und wissenschaftliche Infrastruktureinrichtungen für die Forschung sowie vier assoziierte Mitglieder. Die Ausrichtung der Leibniz-Institute reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute bearbeiten gesamtgesellschaftlich relevante Fragestellungen strategisch und themenorientiert. Dabei bedienen sie sich verschiedener Forschungstypen wie Grundlagen-, Groß- und anwendungsorientierter Forschung. Sie legen neben der Forschung großen Wert auf wissenschaftliche Dienstleistungen sowie Wissenstransfer in Richtung Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Sie pflegen intensive Kooperationen mit Hochschulen, Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Das externe Begutachtungsverfahren der Leibniz-Gemeinschaft setzt Maßstäbe. Jedes Leibniz-Institut hat eine Aufgabe von gesamtstaatlicher Bedeutung. Bund und Länder fördern die Institute der Leibniz-Gemeinschaft daher gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen etwa 16.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon sind ca. 7.100 Wissenschaftler, davon wiederum 2.800 Nachwuchswissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,3 Mrd. Euro, die Drittmittel betragen etwa 280 Mio. Euro pro Jahr.

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Christoph Herbort-von Loeper idw

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