Bewertungskriterien und Befundbeschreibung von Mammabefunden

Wie bei der Mammographie wird auch bei der Ultraschalluntersuchung der Brust die so genannte BI-RADS-Klassifikation verwandt. Ziel ist eine standardisierte Befundbeschreibung und -bewertung, die es ermöglicht, Untersuchungs- und Forschungsergebnisse national und international zu vergleichen.

Als Deskriptoren bei der Ultraschalluntersuchung der Brust werden verwandt: Herdförmige Läsionen, Verkalkungen, Sonderfälle und das Durchblutungsmuster. Die herdförmigen Läsionen werden in ihrer Form, Orientierung, Begrenzung, Läsionsgrenze und Echostruktur beschrieben. Zusätzlich sollen dorsale Schallphänomene erfasst werden und die Beschreibung der herdförmigen Läsionen im Verhältnis zum umgebenden Gewebe, d. h. den Milchgängen, Cooper'schen Ligamenten und der Haut.

Mit der heutigen Ultraschallgerätetechnik lassen sich auch Verkalkungen sonographisch darstellen, daher werden sie klassifiziert in Makrokalk und Mikrokalk und eine ergänzende Beschreibung, ob diese sich innerhalb oder außerhalb einer herdförmigen Läsion finden. Zusätzlich finden besondere Fälle ihre Klassifikation: Hier handelt es sich um gruppierte Mikrozysten, komplizierte Zysten, herdförmige Läsionen in/auf der Haut, Fremdkörper, intramammäre Lymphknoten und axilläre Lymphknoten. Das Gefäßmuster soll beschrieben werden als fehlende Durchblutung bzw. nicht untersuchte Modalität, Vaskularität innerhalb einer Läsion, Vaskularität unmittelbar neben einer Läsion sowie diffus erhöhter Vaskularität im umgebenden Gewebe.

Aus der systematischen Klassifizierung heraus entwickelt sich eine Bewertung. Die abschließenden Bewertungskategorien lauten in Entsprechung zur BIRADS- Klassifikation der Mammographie: Kategorie 1. gleichzusetzen mit einem unauffälligen Ultraschallbefund, 2. entspricht einer sicher gutartigen Läsion, 3. beschreibt die wahrscheinlich gutartige Läsion mit der daraus folgenden Empfehlung zu einer kurzfristigen 6-monatigen Kontrolle. Die BI-RADS-4- Bewertung beschreibt eine verdächtige Auffälligkeit und die Empfehlung zur histologischen Gewebegewinnung, während eine BI-RADS-5-Bewertung hohen sonographischen Malignitätsverdacht beschreibt und zwingend die histologische Gewebegewinnung vorschreibt. Diese Bewertungsstandards sind die Basis einer standardisierten Befunddokumentation.

Um Befundbeschreibung und Klassifikation umsetzen zu können, bedarf es der Untersuchung grundsätzlich in mehreren Untersuchungsebenen orthogonaler Richtung, einer systematischen Analyse multipler bildmorphologischer Veränderungen, einer exakten Angabe der Lokalisation sowie einer Dokumentation der Schallkopforientierung. Am Beispiel einer einfachen Zyste seien die multiplen bildmorphologischen Kriterien dargestellt: Eine Läsion kann als einfache Zyste, d. h. mit BI-RADS-2-Kategorie bewertet werden, vorausgesetzt, die herdförmige Läsion ist echofrei, zeigt glatte Begrenzung, einen dünnen echogenen Randsaum, eine kräftige dorsale Schallverstärkung sowie schmale laterale Schallschatten. Neben der einfachen Zyste kommen nur noch wenige intramammäre Befunde vor, die ebenfalls mit BI-RADS 2 kategorisiert werden können: Der intramammäre Lymphknoten, das Lipom und eine völlig echofreiche fibröse Läsion.

Strategie der Bewertung solider Herdbefunde muss es sein, zunächst nach Malignitätszeichen zu suchen, und sollten diese nicht vorliegen, alle Zeichen der Gutartigkeit aufzusuchen und zu analysieren. Nur wenn ein solider Herdbefund keinerlei malignitätsverdächtige Kriterien aufweist, eine elipsoide Form, zirkuläre dünne echoreiche Pseudokapsel, Makrolobulierung und eine Form breiter als hoch aufweist, kann er als BI-RADS 3 bewertet werden.

Malignitätszeichen solider Herdbefunde sind die dorsale Schallschattenbildung, eine hypoechogene Echostruktur, Spikulierung, unregelmäßige/eckige Begrenzung, ein breiter echoreicher Halo, die Mikrolobulierung, ein Wachstum in vertikaler Ausrichtung, gelegentlich die Milchgangserweiterung und begleitende Verkalkungen.

Grundsätzlich muss man sich wie auch bei der mammographischen Bildgebung bei der Untersuchung der Brust mittels Ultraschall bewusst sein, dass es Überlappungen zwischen Zeichen der Benignität und Malignität gibt: In einer umfänglichen Studie konnte Stavros zeigen, dass in bis zu 21 % der gutartigen Läsionen Schallschattenbildung auftritt und in bis zu 42 % der malignen Läsionen eine dorsale Schallverstärkung. Hier spiegelt sich die Heterogenität des Mammakarzinoms, und nur in diesem Wissen kann Mammasonographie mit höchster Sensitivität durchgeführt werden.

29. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie
Düsseldorf, 11.-13. Juni 2009
Tagungspräsident: Prof. Dr. med. Ulrich R. Kleeberg
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