Bankenkrise dauert noch drei Jahre an

Die Krise an den Finanzmärkten wird länger anhalten als bislang weitgehend angenommen. Dabei sind es die Banken und andere Finanzdienstleister selbst, die in den kommenden drei Jahren von weiteren Turbulenzen ausgehen.

Während bisherige Einschätzungen von einer Überwindung der Krise bereits Ende des kommenden Jahres ausgingen, können die weitreichenden Folgen auf die Finanzbranche bis zu drei Jahre andauern, folgt man einer Erhebung des Centers for Financial Studies (CFS) an der Goethe-Universität Frankfurt.

Dass Prognosen häufig ein verfrühtes Ende der Konsequenzen aus dem US-Subprime-Dilemma vorhersehen, zeigt auch die Erfahrung aus den vergangenen eineinhalb Jahren. So hätte die Kreditkrise bereits Ende des Vorjahres beendet sein müssen, erreichte jedoch erst im Herbst 2008 ihren vorläufigen Höhepunkt und dauert weiterhin an.

„Wir haben 500 Führungskräfte der Finanzindustrie befragt, die zuletzt noch von einer Krisendauer von sechs bis zwölf Monaten ausgingen. Dies zeigt, dass speziell die Kreditinstitute deutlich pessimistischer wurden und von den Folgen der Kreditkrise überrascht waren“, erklärt Christian Knoll, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim CFS, im Gespräch mit pressetext. Rund zwei Drittel der Befragten gehen von einer Dauer der Krise zwischen ein und drei Jahren aus. Weitere 17 Prozent nehmen sogar an, dass mehr als drei Jahre mit Folgen der Kreditkrise zu rechnen ist. „Dies betrifft sowohl die finanz- als auch die realwirtschaftlichen Auswirkungen der Krise“, so Knoll.

Ein massiver Stellenabbau bei den Kreditinstituten sei derzeit zwar noch nicht zu beobachten. „Es zeichnet sich aber ein leichter Abwärtstrend ab“, meint der Experte gegenüber pressetext. Die Stimmung am Finanzplatz Deutschland hat sich in den vergangenen drei Monaten deutlich verschlechtert, wie der CFS-Finanzplatzindex anzeigt. Der Indikator liegt derzeit bei 99 Punkten und ist damit erstmals unter die Marke von 100 Zählern gerutscht. Zwar sei das internationale Ansehen des Standorts gestiegen, es sei jedoch zu erwarten, dass sich die negativen Geschäftszahlen aus dem dritten auch im vierten Quartal fortsetzen. Der Vertrauensgewinn in den deutschen Finanzplatz ist dennoch als „Folge der als hoch eingeschätzten Stabilität des Bankensystems“ anzusehen, meint CFS-Direktor Jan Pieter Krahnen.

Das europäische Universalbankenmodell gilt in der Finanzbranche gegenüber den amerikanischen Investmentbanken als Krisengewinner. Dennoch sei eine stärkere Regulierung der Institute erforderlich. „Die staatliche Unterstützung durch das Bankenrettungspaket wird von einer ganz deutlichen Mehrheit als gerechtfertigt angesehen. Eine gleichzeitige Regulierung wie etwa im Fall eines Selbstbehalts bei Kreditverbriefungen wird ebenso begrüßt“, so Knoll.

Der vonseiten der EU veranschlagte Selbstbehalt des Emittenten in Höhe von fünf Prozent wird von der Mehrheit sogar als zu niedrig angesehen. Eine verstärkte Regulierung von Ratingagenturen und Vergütungssystemen werde zudem überraschend als wünschenswert eingestuft.

Media Contact

Manuel Haglmüller pressetext.deutschland

Weitere Informationen:

http://www.ifk-cfs.de

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