Autolenken behindert das Telefonieren
Dass Handygespräche im Straßenverkehr die Aufmerksamkeit erheblich beeinträchtigen und das Unfallrisiko erhöhen, wurde schon öfters dargelegt. Nun bewiesen Wissenschaftler der University of Illionis, dass auch das Umgekehrte gilt: Autofahren erschwert das Telefonieren, da man dabei viel schlechter versteht und Schwierigkeiten bei der Wortbildung hat. Veröffentlicht wurde die Studie im Fachmagazin „Psychonomic Bulletin & Review“.
Für ihr Experiment bildeten die Psychologen aus den Versuchspersonen Paare, die miteinander telefonierten. Einer saß dabei in einem Fahrsimulator und durchlief Situationen mit unterschiedlich starkem Straßenverkehr sowie mit abgestelltem Fahrzeug, wobei er durch eine Freisprechanlage verbunden war. Der räumlich getrennte Gesprächspartner erzählte vier kurze Geschichten, die die Person am Steuer möglichst detailreich nachzuerzählen hatte. Es zeigte sich, dass beim Autolenken die Fähigkeit, sich an die Geschichte zu erinnern und diese nachzuerzählen, ein Fünftel schlechter war als beim Versuch im abgestelltem Auto.
Grenzen des Multi-Taskings
„Man könnte glauben, dass Verstehen und Sprechen unkomplizierte Vorgänge sind“, so der Studienleiter Gary Dell. Es habe sich jedoch gezeigt, dass Sprachverständnis und -bildung hohe Aufmerksamkeit erfordern. „Führt man parallel andere, ebenfalls die Aufmerksamkeit abfordernde Tätigkeiten durch wie etwa das Manövrieren durch den Stadtverkehr, so treten beide Handlungen zueinander in Konkurrenz.“ Die moderne Technologie ermögliche uns, mehr miteinander zu sprechen, besonders während man gleichzeitig andere Dinge erledige. Das habe jedoch seine Kosten. „Wir verstehen einander dabei immer weniger“, vermutet der Psycholinguist.
Die Verkehrspsychologin Marion Seidenberger vom Autofahrerclub ÖAMTC http://www.oeamtc.at vergleicht das Ergebnis mit der Situation eines Flugzeugpiloten. „Obwohl Piloten jahrelang trainieren, um auch bei hohem Stress korrekt zu reagieren, gelingt das nicht zu 100 Prozent. Autofahrer genießen dieses Training nicht.“ Der Straßenverkehr als komplexe Stresssituation werde meist unterschätzt. „Aufmerksamkeit für andere Tätigkeiten, Kreativität und Gedächtnis leiden darunter und einfachste Aufgaben wie etwa Kopfrechnungen gelingen plötzlich nicht mehr“, so Seidenberger gegenüber pressetext.
Fahrendes Büro als Problem
Zum Problem werde dies besonders bei den Menschen, die berufsmäßig viel im Auto sitzen. „Viele haben ein fahrendes Büro um sich und müssen während der Fahrt telefonieren. Gerade bei firmeninternen Anrufen ist jedoch hohe Verlässlichkeit der Inhalte ein Muss. Es wäre trotz Freisprecheinrichtung sinnvoll, kurz stehenzubleiben oder eine Raststation anzusteuern, von der aus ein Rückruf erfolgen kann. Beide Gesprächspartner profitieren davon“, betont die Verkehrspsychologin. Sinnvoll sei dies auch aus Gründen der Sicherheit. „Unaufmerksamkeit ist die Hauptursache in 11,5 Prozent der tödlichen Verkehrsunfälle. Das Handy dürfte dabei eine wesentliche Rolle spielen.“
Abstract des Originalartikels unter http://pbr.psychonomic-journals.org/content/17/1/15.abstract
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