Ausbildungsstellenmarkt: Zahl der Jugendlichen im Übergangsbereich geht stark zurück

Mündeten 2005 noch mehr als 417.600 Jugendliche in das so genannte „Übergangssystem“ ein, so waren dies 2010 nach Berechnungen der „integrierten Ausbildungsberichterstattung“ (iABE) „nur“ noch rund 323.700 (-22,5 %).

Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB), begrüßt diese Entwicklung, mahnt jedoch zugleich mit Blick auf das am 1. August beginnende neue Ausbildungsjahr: „Wenn diese Zahl weiter sinken soll, muss die Wirtschaft im Zuge der in Kürze beginnenden Nachvermittlungsaktion alles daran setzen, dass die noch offenen Ausbildungsstellen besetzt werden. Dabei müssen alle Potenziale genutzt werden. Ausbildungswillige und ausbildungsfähige Jugendliche gehören nicht in ‚Warteschleifen‘ des Übergangs, sondern müssen gerade mit Blick auf die demografische Entwicklung für den betrieblichen Fachkräftebedarf der Zukunft qualifiziert werden.“

Bund und Länder forderte der BIBB-Präsident auf, bei der dringend gebotenen Verbesserung des Übergangsmanagements „an einem Strang zu ziehen“. Ziel müsse es sein, den bestehenden Förderdschungel zu lichten. „Die unüberschaubare Vielfalt der Angebote muss reduziert und auf die Jugendlichen konzentriert werden, für die die Maßnahmen des Übergangsmanagements auch sinnvoll sind.“ Der „Bildungsketten“-Ansatz der Bundesregierung sei der richtige Weg, der aber von Bund und Ländern gemeinsam „nachhaltig in die Fläche getragen werden müsse“, so Präsident Esser.

Die in Westdeutschland durch doppelte Abiturjahrgänge und die Aussetzung der Wehrpflicht entstehenden Bewerberspitzen müssen nach Auffassung des BIBB-Präsidenten dringend für die Rekrutierung von zukünftigen Fach- und Führungskräften in den Betrieben genutzt werden. „Jugendlichen, aber auch den Eltern, empfehle ich, sich über die bestehenden Möglichkeiten breit zu informieren. Die duale Berufsausbildung bietet gerade auch für Abiturienten attraktive Alternativen zu einem Studium“, wirbt der BIBB-Präsident. Hierfür sei es aber erforderlich, dass die Betriebe die Zahl der Ausbildungsplatzangebote auf einem hohen Niveau hielten. Sonst drohe ein Verdrängungswettbewerb zu Lasten der weniger qualifizierten Schüler. Dass man sich aber auf dem „richtigen Weg“ befinde, zeigten auch die neuesten Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA), wonach die Zahl der betrieblichen Ausbildungsplatzangebote im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 40.000 gestiegen ist.

17 neue oder modernisierte Ausbildungsordnungen treten am 1. August in Kraft

Derweil setzt das Bundesinstitut für Berufsbildung die Modernisierung der dualen Berufsausbildung fort. Am 1. August treten 17 neue beziehungsweise modernisierte Ausbildungsordnungen in Kraft:

• Augenoptiker / Augenoptikerin
• Bootsbauer / Bootsbauerin
• Buchbinder / Buchbinderin
• Buchhändler / Buchhändlerin
• Fachkraft für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice (Überführung in Dauerrecht)
• Fachkraft für Lederverarbeitung
• Mechatroniker / Mechatronikerin
• Mediengestalter Flexografie / Mediengestalterin Flexografie
• Medientechnologe Druck / Medientechnologin Druck
• Medientechnologe Druckverarbeitung / Medientechnologin Druckverarbeitung (neu)
• Medientechnologe Siebdruck / Medientechnologin Siebdruck
• Packmitteltechnologe / Packmitteltechnologin
• Schifffahrtskaufmann / Schifffahrtskauffrau
• Technischer Produktdesigner / Technische Produktdesignerin
• Technischer Systemplaner / Technische Systemplanerin
• Textilgestalter im Handwerk / Textilgestalterin im Handwerk
• Tourismuskaufmann (Kaufmann für Privat- und Geschäftsreisen) / Tourismuskauffrau (Kauffrau für Privat- und Geschäftsreisen)

Weitere Informationen im Internetangebot des BIBB unter http://www.bibb.de/neue-berufe-2011

Zum Hintergrund:
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt zur „integrierten Ausbildungsberichterstattung“ (iABE) ermöglicht einen Überblick über alle Ausbildungs- und Qualifizierungsformen, die für junge Menschen nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule zur Verfügung stehen. Aktuelle Daten – sowohl zur dualen Ausbildung als auch zu vollqualifizierenden Bildungsgängen an beruflichen Schulen, zum Übergangsbereich sowie weiteren Qualifizierungswegen – werden in einen gemeinsamen Rahmen gestellt. Auf der Basis amtlicher Statistiken kann somit der Verbleib eines Altersjahrgangs vollständig erfasst werden. Das Bundesinstitut für Berufsbildung führt dieses Projekt gemeinsam mit den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder seit 2009 durch.

Weitere Daten und Fakten enthält auch der Beitrag „Einmündungen im Übergangsbereich rückläufig“ (http://www.bibb.de/bwp/iabe), der in der kommenden Woche in der aktuellen Ausgabe der BIBB-Fachzeitschrift „Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis – BWP“ erscheinen wird.

Media Contact

Andreas Pieper idw

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