Arteriosklerose – ein entzündlicher Prozess?

Prof. Dr. Wolfgang Koenig mit der Rudolf-Schönheimer-Medaille. Foto: Universitätsklinikum Ulm

Seit mehr als 20 Jahren widmet sich der Oberarzt an der Ulmer Universitätsklinik für Innere Medizin II den Ursachen, Diagnose- und Therapiemöglichkeiten der Arteriosklerose – im Volksmund als Arterienverkalkung bekannt.

Neben allgemeinen Risikofaktoren erforscht Professor Koenig spezielle Biomarker, die Indikatoren für Entzündungen in den Blutgefäßwänden sind und ernste Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall mitverursachen können. Die Auszeichnung wird jährlich von der Deutschen Gesellschaft für Arterioskleroseforschung e.V. verliehen.

„Dies ist eine besondere Anerkennung unserer Forschungsarbeit. Auch zukünftig ist es unsere Intention, neue Risikofaktoren dieser Krankheit zu identifizieren, innovative Therapiekonzepte zu entwickeln und diese dann in klinischen Studien zu testen“, sagt Professor Koenig.

Arteriosklerose führt zu schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ist die häufigste Ursache für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Bei Arteriosklerose sind bestimmte Blutgefäße (Arterien) verengt. Auslöser sind zunächst geringe Verletzungen an der Gefäßinnenwand, verursacht durch Risikofaktoren wie Übergewicht, hohe Blutfettwerte, Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder Tabakkonsum.

„Die Arterienverengung entsteht durch Ablagerungen von Blutfetten und Entzündungszellen in der Gefäßwand und führt zur so genannten Plaquebildung. Brechen diese Ablagerungen beispielsweise durch entzündliche Veränderungen an der Gefäßwand auf, entsteht ein Blutgerinnsel, welches das Gefäß direkt verschließt oder die Blutbahn entfernter Gefäßbereiche verstopft“, erklärt Professor Koenig. Akute Verschlüsse an den Herzkranzarterien können einen Herzinfarkt auslösen, eine verengte Halsschlagader einen Schlaganfall.

Die Wissenschaftler um Professor Koenig leisteten Pionierarbeit, als sie in klinischen Langzeitstudien in Zusammenarbeit mit dem Helmholtz Zentrum München nachweisen konnten, dass bestimmte Eiweißmoleküle als Entzündungsmarker die Vorhersage eines Herzinfarktes oder Schlaganfalls deutlich verbessern.

„Diese Entzündungsmarker weisen auf zusätzliche Risiken hin, die wir durch andere Faktoren wie beispielsweise die Bestimmung von Blutfettwerten nicht erfassen können.“ Zudem ist Professor Koenig als Mitglied des Leitungsgremiums an internationalen Therapiestudien beteiligt, in denen die Wirkung einer entzündungshemmenden Therapie auf Ereignisse wie Herzinfarkt oder Schlaganfall untersucht wird.

Ein zukünftiger Forschungsschwerpunkt des Ulmer Wissenschaftlers ist es, unter anderem im Rahmen des EU-Projekts „BiomarCaRE“, neue Biomarker im Blut wie microRNAs oder neue Moleküle mithilfe von Zell- und Proteinanalysen zu erforschen, die, neben bekannten Blutbiomarkern, entscheidende Hinweise auf Entzündungsprozesse und weitere neue proarteriosklerotische Vorgänge in der Gefäßwand geben können.

„Wir hoffen so, das individuelle Risiko der Betroffenen genauer vorhersagen oder diagnostizieren zu können und effektivere Therapien für Patienten nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall zu finden“, resümiert Professor Koenig. Laut des Experten spielen nicht zuletzt hochkomplexe genetische Zusammenhänge eine Rolle, die eine vielversprechende zukünftige Forschungsbasis sein könnten.

Gerne vermitteln wir Ihnen ein Gespräch. Bitte nehmen Sie Kontakt zu Jörg Portius, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Universitätsklinikum Ulm, unter der Rufnummer 0731 500 43043 auf.

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Anna-Katharina Peuker idw - Informationsdienst Wissenschaft

Weitere Informationen:

http://www.uniklinik-ulm.de

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