Anorganische Chemie zu Gast in Saarbrücken

Vom 24. bis 26. September 2014 bietet Saarbrücken ein Forum für die neuesten Trends der anorganischen Chemie: Die 17. Vortragstagung der Wöhler-Vereinigung für Anorganische Chemie thematisiert neben Hauptgruppen-Molekülen und Komplexen der d- und f-Blockelemente auch Festkörper und Materialien in Grundlagenforschung und industrieller Anwendung.

Weitere Themen sind unter anderem Wasserstofftechnologie, Spin-Crossover-Komplexe oder Nanomaterialien als Facetten der modernen anorganischen Chemie. Zum Auftakt der Veranstaltung wird Professor Dr. Wolfgang Kaim mit dem Alfred-Stock-Gedächtnispreis der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) ausgezeichnet. Den Wöhler-BASF-Nachwuchspreis erhält Dr. Marc Walter. Beide Preisträger stellen ihre aktuellen Arbeiten vor.

Professor Dr. Wolfgang Kaim, Universität Stuttgart, erhält den renommier-ten Alfred-Stock-Gedächtnispreis für seine Verdienste um die Aufklärung der Elektronenstruktur von Komplexen der Übergangsmetalle und der Hauptgruppenelemente wie Bor, Aluminium oder Silizium mithilfe der Elektronenspinresonanz-Spektroskopie und elektrochemischen Methoden.

Er setzte sich kritisch mit „allgemein akzeptierten“ Elektronenstrukturen von Molekülen auseinander, was zu einem neuen Verständnis dieser Strukturen führte. Von dieser zunächst physikalisch-anorganischen Chemie gelangte Kaim auch zur Synthese einer großen Zahl ein- und mehrkerniger Übergangsmetallkomplexe, durch deren Erforschung er das Wissen über Katalysemechanismen von Metalloproteinen erweiterte und einen großen Beitrag zur bioanorganischen Chemie leistete.

Im Anschluss an die Verleihung gibt der Preisträger im Plenarvortrag „Neue Verdächtige: Verlust der Unschuld bei Dreizentren-Chelatliganden“ direkten Einblick in seine Arbeit.

Den Wöhler-BASF-Nachwuchspreis erhält Dr. Marc Walter, Technische Universität Braun-schweig, für seine herausragenden wissenschaftlichen Arbeiten zur anorganischen Chemie. Walter promovierte nach einem Aufenthalt an der University of California 2005 an der TU Kaiserslautern. Nach einer Anstellung als Postdoktorand an der University of North Carolina weist der heutige Gruppenleiter an der TU Braunschweig bereits ein Verzeichnis von 55 Publikationen auf.

Seine Forschung widmet sich vor allem Übergangsmetallkomplexen mit sterisch anspruchsvollen Cyclopentadienylliganden, die zur Aktivierung kleiner Moleküle eingesetzt werden können. Auch Walter stellt dem Publikum in seinem anschließenden Vortrag „Ein Streifzug durch das Periodensystem: Von ästhetischen Verbindungen zur Aktivierung kleiner Moleküle“ einen Auszug aus seiner Arbeit vor.

Die anorganische Chemie zeichnet sich durch ihre besondere thematische Breite aus. Dies spiegelt sich sowohl in den Vortragstiteln der Plenarvorträge, als auch der wissenschaftlichen Beiträge (Vorträge und Poster) wider. Zu den faszinierenden Teilgebieten der anorganischen Chemie zählt die Aufklärung komplexer Strukturen. So erläutert Professor Dr. Ulrich Schubert von der Technischen Universität Wien seine Arbeiten, die u. a. zu einem besseren Verständnis von modifizierten Metallalkoxiden führen, Verbindungen, die derzeit in der Katalyseforschung oder der Forschung an Sol-Gel-Prozessen eine wichtige Rolle spielen.

Auch Professor Dr. Pierre Braunstein, Universität Straßburg, berichtet über Metallkomplexe, neue Katalysatoren und Vorläufersubstanzen für Nanomaterialien. Hier liegt ein besonderer Fokus auf der Auswahl der Liganden, ebenso wie in der makrozyklischen und metallosupramolekularen Chemie, die Professor Dr. F. Ekkehardt Hahn von der Universität Münster vorstellt und dabei insbesondere auf N-heterozyklische Carben(NHC)-Liganden eingeht.

Grundlagenforschung in der anorganischen Chemie steht somit im Zentrum der Tagung, die von einem sehr anwendungsbezogenen Vortrag abgeschlossen wird: Dr. Johannes Eicher von der Solvay Fluor GmbH in Hannover thematisiert die Herstellung und industrielle Anwendung anorganischer Fluorverbindungen. „Vom Fluorwasserstoff zum Nocolok“ zeigt, welche Bedeutung dieses Flussmittel zum Löten von Aluminiumbauteilen in der Automobilindustrie hat.

Weitere Informationen zur Tagung sind unter www.gdch.de/woehler2014 abrufbar.

Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) gehört mit rund 31.000 Mitgliedern zu den größten chemiewissenschaftlichen Gesellschaften weltweit. Sie hat 27 Fachgruppen und Sektionen, darunter die Wöhler-Vereinigung für Anorganische Chemie mit fast 800 Mitgliedern. Die alle zwei Jahre stattfindende Vortragstagung der Wöhler-Vereinigung hat sich zu einem der wichtigsten Foren zur Vorstellung neuester Trends aus allen Teilbereichen der anorganischen Chemie im deutschsprachigen Raum entwickelt. Die Fachgruppe vergibt den mit 5.000 Euro dotierten Wöhler-BASF-Nachwuchspreis. Der Preis wird von der BASF finanziell unterstützt. Der Alfred-Stock-Gedächtnispreis wird hingegen von der GDCh vergeben. Er ist mit 7.500 Euro dotiert und erinnert an Professor Dr. Alfred Stock, der von 1909 bis 1943 in Breslau, Berlin und Karlsruhe lehrte und forschte.

http://www.gdch.de

Media Contact

Dr. Renate Hoer GDCh

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