Ameisenlöwe ist Insekt des Jahres 2010 in Deutschland/Österreich/Schweiz

Der Ameisenlöwe ist das Larvenstadium eines libellenähnlichen Insektes. Meist sind nur die Zangen am Grund des Fangtrichters erkennbar. <br>Foto: Johannes Gepp, Graz <br>

Wenn Beute dort hineinläuft, kommt sie nicht wieder heraus, weil sie mit dem lockeren Sand zum Trichtergrund rutscht. Dort wartet mit seinen großen Zangen der Ameisenlöwe und injiziert ein lähmendes Gift. Der Ameisenlöwe ist eine bis zu 17 mm große Larve mit bräunlicher Färbung. Das erwachsene Tier ist grazil mit vier durchsichtigen, 3,5 cm langen Flügeln und heißt Ameisenjungfer.

Der Ameisenlöwe ist zwar vielen bekannt, aber gesehen hat ihn kaum jemand, da er sich immer im Sand versteckt. Am Grund der Trichter sind höchstens die Zangen zu erkennen. Er hat einen rundlichen und etwas abgeflachten Körper mit schmalem erstem Brustsegment und Kopf. Er kann sich innerhalb von Sekunden rückwärts in Sand eingraben. Seine Haare und Borsten sind nach vorne gerichtet.

Zum Trichterbau braucht er höchstens eine halbe Stunde. Dazu gräbt er erst einen runden Graben, den er weiter nach innen vertieft, indem er mit seinen Zangen den Sand bis zu 30 cm weit wirft. Der Trichter muss so steil sein, dass der lockere Sand sich sofort in Bewegung setzt, wenn ein Insekt darauf tritt. Regen und Nässe ist für das Beutemachen nicht gut, weil der Sand zusammenklebt. Die Trichter sind je nach Material 2 bis 3 cm tief und haben einen Durchmesser von bis zu 8 cm.

Die Larven häuten sich zweimal bis sie sich im Sand in einen Kokon einspinnen und verpuppen. Die gesamte Entwicklung dauert etwa zwei Jahre. Im Sommer schlüpft das erwachsene Tier, das wie so häufig bei Insekten ganz anders als die Larve aussieht. Diese so genannte Ameisenjungfer ähnelt einer Libelle, gehört jedoch zu den Netzflüglern. Sie ist also eine Verwandte der Florfliege, dem Insekt des Jahres 1999. Das erwachsene Insekt legt in Ruhestellung die Flügel über dem Hinterleib dachartig zusammen. Von Libellen kann man sie auf Anhieb durch ihre längeren Fühler unterscheiden. Ameisenjungfern fliegen vor allem nachts.

Der Ameisenlöwe bzw. die Ameisenjungfer heißt auf Lateinisch Myrmeleon formicarius. Im Deutschen wird das erwachsene Tier als Gewöhnliche oder Gemeine Ameisenjungfer bezeichnet, weil sie am häufigsten vorkommt. Eine zweite häufige Art ist Euroleon nostra, die Geflecktflügelige Ameisenjungfer. Weltweit gibt es ca. 2.000 Ameisenlöwen-Arten, in Mitteleuropa lediglich neun, von denen nur vier Trichter bauen. Die anderen Arten jagen im Oberflächensand oder Mulm verborgen nach Beute. Sie sind alle in ihrem Bestand gefährdet.

Media Contact

Dr. Wohlert Wohlers idw

Weitere Informationen:

http://www.jki.bund.de/insektdj

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Biowissenschaften Chemie

Der innovations-report bietet im Bereich der "Life Sciences" Berichte und Artikel über Anwendungen und wissenschaftliche Erkenntnisse der modernen Biologie, der Chemie und der Humanmedizin.

Unter anderem finden Sie Wissenswertes aus den Teilbereichen: Bakteriologie, Biochemie, Bionik, Bioinformatik, Biophysik, Biotechnologie, Genetik, Geobotanik, Humanbiologie, Meeresbiologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Zellbiologie, Zoologie, Bioanorganische Chemie, Mikrochemie und Umweltchemie.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Batteriematerial für die Natrium-Ionen-Revolution

Leistungsstark, sicher und umweltfreundlich – Natrium-Ionen-Batterien haben viele Vorteile gegenüber herkömmlichen Batterien. Da sie keine kritischen Rohstoffe wie Lithium oder Kobalt enthalten, könnten sie zudem Anwendungen wie stationäre Energiespeicher und…

Partner & Förderer