Altlasten aus 2. Weltkrieg bedrohen Meeresfauna

Die Auswirkungen des 2. Weltkriegs sind in der Lagune der mikronesischen Insel Chuuk seit einigen Wochen deutlich spürbar. Aus dem vor mehr als 60 Jahren versenkten Tankschiff Hoyo Maru fließt ständig Öl. Vor knapp zwei Monaten war der dadurch entstandene Ölfilm bereits fünf Kilometer lang.

Doch das ist für die Einwohner des kleinen Inselchens nicht das einzige Problem, denn insgesamt liegen um das Eiland 52 Wracks – und niemand weiß wie viel Öl sich in diesen befindet, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist in seiner Online-Ausgabe.

In den Gewässern um Mikronesien und den Salomonen tobte der Pazifische Krieg zwischen Japanern und US-Amerikanern extrem heftig. Die Folge sind hunderte Flugzeuge, Panzer und Schiffswracks, die in den flachen Lagunen versenkt wurden oder nach Treffern gesunken sind. Insgesamt schätzen die Experten die Zahl der versenkten Tankschiffe allein auf 380. Nicht bekannt ist, wie viel Treibstoff sich noch an Bord der Schiffe und Flugzeuge befindet.

„In den vergangenen 60 Jahren hat sich das ehemalige Schlachtfeld des Krieges in eine wunderbare Unterwasserwelt verwandelt, denn Weichtiere, Korallen und Fische haben sich in den Wracks angesiedelt“, so der Reisebuchautor David Stanley im pressetext-Interview. „Die gesamte Pazifikregion gehört aufgrund der Artenvielfalt zu den schönsten Tauchrevieren der Welt.“ Wie verlustreich die Schlachten zwischen den Feinden waren, wird klar, wenn man den Namen der Seestraße vor der Salomonen-Insel Guadalcanal liest. Diese wurde wegen der vielen Wracks „Iron Bottom“ genannt.

Bill Jeffery, Meeres-Archäologe von der australischen James Cook University gehört zum Wissenschaftsteam, das die japanischen Wracks in der Lagune von Chuuk seit 2001 ständig beobachtet. „Ursprünglich dachte man, dass die Ölspuren aus Kerosinfässern stammen, die die japanischen Schiffe an Bord hatten“, meint der Forscher. „Doch das Kerosin ist aller Wahrscheinlichkeit nach längst in die Lagune geflossen.“ Was die Forscher allerdings schaudern lässt, ist die gewaltige Menge an Öl, die die 52 versunkenen Tanker als Nutzlast aufnehmen konnten: Insgesamt 32 Mio. Liter Öl – das entspricht etwa drei Viertel der Ölmenge, die von der Exxon Valdez in Süd-Alaska ins Meer gelaufen ist und dort eine Umweltkatastrophe verursacht hatte.

„Was wirklich problematisch ist, ist die Tatsache, dass die Hoyo Maru dort leckt, wo das Öl gelagert wurde“, meint Jeffery. „Allein die Frachtkapazität der Hoyo Maru beträgt 15 Mio. Liter Öl.“ Aus den historischen Aufzeichnungen gehe allerdings nicht hervor, wie viel das Schiff noch gelagert hatte als es sank. Das gleiche gelte auch für die restlichen 380 Tankerwracks. „Ewig werden auch die dicken Stahlmäntel die gefährliche Fracht nicht schützen können“, wissen die Experten. Die Korrosion durch das Salzwasser werde die Fracht in etwa 15 bis 20 Jahren freigeben. Neu ist das Problem der Kriegsrelikte im Pazifik nicht. 2003 hatte die US-Regierung zehn Mio. Liter Treibstoffe aus dem Kriegswrack der USS Mississinewa vor der Insel Yap gepumpt, die nach einem Zyklon im Juni 2002 leck gelaufen war (pressetext berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=021105004 ).

Die Frage nach der Bezahlung solcher Aktionen sei berechtigt, denn die Regierung von Chuuk ist außer Stande dafür aufzukommen. „Eine Vielzahl der Wracks liegt in Regionen, in denen die lokalen Regierungen keine Ressourcen haben, mit einer solchen Ölkatastrophe umzugehen“, so Jeffery. Die Forscher wollen nun mit Hilfe der Umweltorganisation Earthwatch http://www.earthwatch.org an die japanische Regierung herantreten.

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Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

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