Algenblüte sorgt für Giftablagerung am Meeresgrund

Algenblüten an der Meeresoberfläche sind ein altbekanntes Problem. Nun haben Forscher der University of North Carolina entdeckt, dass die Gifte in den Algen auch am Meeresboden schlimme Auswirkungen haben. Zudem bleiben sie deutlich länger dort als bisher vermutet und können auch für den Menschen, der Meerestiere verzehrt, schwerwiegende Folgen haben, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist in seiner Online-Ausgabe.

„Das ist durchaus der Fall“, meint der WWF-Meeresbiologe Georg Scattolin im pressetext-Interview. „Das massenweise Auftreten von Algen, die so genannten Algenblüten, sind natürliche Zyklen, allerdings spielt das menschliche Zutun dabei auch eine wesentliche Rolle. In den vergangenen Jahren konnte man eine Häufung solcher Algenblüten feststellen und das hat mit der Eutrophierung der Gewässer durch den Eintrag von Nährstoffen zu tun.“ Ein weiterer Grund sei die Veränderung der Meeresströmungen durch Klimaveränderung. Dies führe dazu, dass solche Algenblüten auch dort auftreten, wo sie bisher nicht bekannt waren. Nicht restlos geklärt sei der Umstand, ob Temperaturänderungen damit auch in Verbindung stehen, erklärt der WWF-Experte.

Das Wissenschaftsteam um Claudia Benitez-Nelson hat festgestellt, dass die Algen nach der Blüte nach drei Tagen in die Tiefe sinken und das Neurotoxin namens Domoinsäure mehrere Wochen hindurch am Meeresgrund nachweisbar bleibt. Das war sogar bis in Tiefen von 800 Metern nachweisbar – und zwar in Konzentrationen, die acht Mal über dem Grenzwert der US-Gesundheitsbehörden lagen. Die Domoinsäure gilt als Ursache der sogenannten Amnesic Shellfish Poisoning (ASP). Die Verursacher der Vergiftungserscheinungen durch Domoinsäure sind häufig Kieselalgen. Solche Vergiftung sind nach dem Genuss von Meeresfrüchten aus Gebieten, wo Algenblüten aufgetreten sind, bekannt. „Besonders Muscheln sind davon betroffen, da sie über längere Zeiträume hinweg das Wasser filtern und dadurch Schadstoffe und Gifte aufnehmen“, so Scattolin.

Die Domoinsäure greift beim Menschen vor allem Regionen im Hippocampus und in dessen Nachbarschaft an und schädigt auf diese Weise insbesondere das Erinnerungsvermögen durch eine Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses. In den meisten Fällen sind diese Zustände reversibel. Vergiftungen verursachen zudem Übelkeit, Krämpfe, Durchfall, Kopfschmerz und Atembeschwerden.

Die Domoinsäure wird im Wasser durch Sonnenlicht sehr schnell aufgespalten. Das gelte allerdings am Meeresboden nicht. Für Bodenbewohner, die den Meeresgrund abgrasen, habe das Toxin keine negativen gesundheitlichen Auswirkungen. Das gelte sowohl für Muscheln, und Schnecken als auch für Krebse und Bodenfische. Bisher habe man lediglich Muscheln, die nahe der Wasseroberfläche leben auf die Domoinsäure hin untersucht.

Media Contact

Wolfgang Weitlaner pressetext.austria

Weitere Informationen:

http://www.unc.edu http://www.wwf.at

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