Abfälle in anspruchsvollen Anwendungen: Bahnschwelle aus Mischkunststoffen entwickelt

Aus gemischten Verpackungs-Kunststoffabfällen kann man mehr als nur Parkbänke machen – diesen Beweis hat nun ein Forschungsprojekt in Deutschland und Österreich mit der Herstellung von Bahnschwellen aus 100 % Recylingmaterial erbracht.

Insgesamt drei Partner entwickelten gemeinschaftlich ein Verfahren, das bisher schlecht verwertbare Stoffe für diese anspruchsvollen und sicherheitsrelevanten Bauteile verwendet. Die Schwellen aus Rezyklat überstanden Prüfungen wie Punktbelastungen von bis zu 40 t und Ausreißversuche an den Schwellenschrauben von über 10 t und stellten so ihre Einsatzfähigkeit im Bahnbetrieb unter Beweis, so dass bereits eine vorläufige Zulassung des Produkts beim Eisenbahnbundesamt beantragt wurde.

Ein Konsortium bestehend aus dem Entsorgungsfachbetrieb PAV, Berlin, dem Maschinenhersteller NGR, Feldkirchen (Österreich) und dem Fraunhofer Institut für Chemische Technologie, Pfinztal hat eine Materialmischung aus Altkunststoffen und Glasfaserabfällen entwickelt, die die technischen Anforderungen für eine Bahnschwelle erfüllt und darüber hinaus gute Körperschallabsorption sowie eine hervorragende Umweltverträglichkeit zeigt. Für die Verarbeitung wurde ein Extrusionsverfahren entwickelt, mit dem im kontinuierlichen Betrieb Schwellenprofile beliebiger Länge erzeugt werden können.

Die so hergestellte Schwelle wurde an der HTW (Hochschule für Technik und Wirtschaft) Dresden den gleichen Eignungstests unterzogen, die auch Betonschwellen bestehen müssen, um zum Einsatz zu kommen. Die Altkunststoffschwelle hat diese Tests mühelos bestanden. Weiterhin wurde die Schwelle bereits von der Deutschen Bahn im Schwellenwerk Schwandorf mit äußerst positivem Ergebnis auf ihre Verarbeitbarkeit getestet.

Parallel zur weltgrößten Bahnmesse „InnoTrans“ in Berlin fand im Fraunhofer Forum die Präsentation dieser neuartigen Bahnschwelle aus Altkunststoffen mit Glasfaserverstärkung statt. Die notwendigen Entwicklungen wurden im Rahmen des erfolgreich beendeten Forschungsprojektes „RAILWASTE“ (Förderprogramm Era-Net SUSPRISE, gefördert durch das BMBF/PTJ und das bmvit/FFG (Österreich) durchgeführt. Das Schwellenprodukt, die Entwicklungsarbeiten und die Testergebnisse wurden interessierten Vertretern der Deutschen Bahn und der deutschen Kunststoffindustrie vorgestellt und stießen auf großes Interesse, so dass derzeit der Aufbau einer Teststrecke aus den Rezyklat-Schwellen vorbereitet wird.

Media Contact

Dr. Stefan Tröster Fraunhofer-Institut

Weitere Informationen:

http://www.ict.fraunhofer.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften

Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Neues topologisches Metamaterial

… verstärkt Schallwellen exponentiell. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am niederländischen Forschungsinstitut AMOLF haben in einer internationalen Kollaboration ein neuartiges Metamaterial entwickelt, durch das sich Schallwellen auf völlig neue Art und Weise…

Astronomen entdecken starke Magnetfelder

… am Rand des zentralen schwarzen Lochs der Milchstraße. Ein neues Bild des Event Horizon Telescope (EHT) hat starke und geordnete Magnetfelder aufgespürt, die vom Rand des supermassereichen schwarzen Lochs…

Faktor für die Gehirnexpansion beim Menschen

Was unterscheidet uns Menschen von anderen Lebewesen? Der Schlüssel liegt im Neokortex, der äußeren Schicht des Gehirns. Diese Gehirnregion ermöglicht uns abstraktes Denken, Kunst und komplexe Sprache. Ein internationales Forschungsteam…

Partner & Förderer