Neue Marktpotenziale eröffnen durch Vielfalt: Unternehmen im Ruhrgebiet können bei RUB-Projekt mitmachen

Es lohnt ein Blick in die Nachbarschaft: Wer in der Nähe wohnt, könnte interessiert sein, und wenn er noch kein Kunde ist, fehlt ihm vielleicht etwas.

Im Fall von Menschen mit Migrationshintergrund könnte es die Sprache sein, die eine Barriere darstellt, oder auch kulturelle Faktoren. Dem lässt sich abhelfen:

In Kooperation mit der Unternehmensberatung büscher kuntscher piorr (bkp) GbR entwickelt der Lehrstuhl für Arbeitsorganisation und Arbeitsgestaltung der Ruhr-Universität in den nächsten drei Jahren Ansätze für einen ökonomischen Umgang mit Vielfältigkeit für kleinere und mittelständische Unternehmen (KMU).

Interessierte Betriebe im Ruhrgebiet können teilnehmen. Infos unter:
http://www.aog.rub.de/xenos.html
http://www.bkp-team.de/127.0.html
Strategien überdenken
Das Projekt „Ökonomie mit Vielfalt“, gefördert vom Europäischen Sozialfonds und dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS), ist ausgerichtet auf dienstleistungsorientierte Unternehmen, seien es Banken, Autohäuser, Pflegedienste, Versicherungen, Imbissbetriebe oder andere. In einem gezielten strategischen Beratungsprozess zeigt das Projektteam den Unternehmen ihr bisher kaum genutztes (Markt-)potenzial auf, das sie gewinnen könnten, indem sie neue Kunden spezifisch ansprechen. In der Umsetzungsphase erstellen die Forscher eine Analyse der bisherigen Marktnutzung, entwickeln im Anschluss eine neue Marketingstrategie und setzen sie gemeinsam mit den Betrieben um. Das kann von Betrieb zu Betrieb ganz unterschiedlich aussehen: So kann beispielsweise die Verdeutlichung der Kaufkraft der türkisch-stämmigen Bevölkerung (nach Angaben des Essener Zentrums für Türkeistudien liegt dies in Deutschland jährlich bei über 12 Mrd. Euro) dazu führen, die Marketingstrategie eines Unternehmens zu überdenken.

Sprach- und Kulturvielfalt

Wenn sich die Sprachbarriere als Hinderungsgrund für Neukunden herausstellt, wäre es denkbar, Produktinformationen, Informationen zum Unternehmen etc. anzupassen. Hierbei würden die Unternehmen bei der Öffentlichkeitsarbeit auch mit einem Budget bei der Umsetzung finanziell unterstützt. Die Strategie kann aber auch bedeuten, Dienstleistungen in einzelnen Bestandteilen neu zu definiert, um den Neukunden besser begegnen zu können. Das kann so weit gehen, dass Mitarbeiter mit Migrationshintergrund weitergebildet werden, um hier eine entsprechende Rolle einzunehmen. Auch Verhaltenstrainings sind möglich, in denen sich Beschäftigte mit den Gepflogenheiten der fremden Kultur vertraut machen um auf neue Kundengruppen zugehen zu können. „Eine Arztpraxis könnte neue Patienten anziehen, indem sie ihre Öffnungszeiten im Ramadan anpasst und abends arbeitet und das Potenzial einer türkischen Arzthelferin aktiv nutzt“, illustriert Patricia Schütte. „Ein Pflegeheim könnte neue Kunden gewinnen, wenn die vorhandenen Mitarbeiter mit Migrationshintergrund ihre Stärken in Sprache und Kultur aktiv einbringen und eine kultursensible Pflegeleistung anbieten würden.“

Ablauf: Analyse und Beratung durch Berater und RUB-Forscher

Um die Potenziale der teilnehmenden Unternehmen auszuloten, werden sie zunächst den Unternehmensberatern der bkp GbR besucht. Dann erstellen die Wissenschaftler des Lehrstuhls für Arbeitsorganisation und Arbeitsgestaltung der RUB (Prof. Dr. Heiner Minssen) eine genaue Marktanalyse. Wenn sich das Unternehmen dann für eine Umsetzungsstrategie entscheidet, schreitet es gemeinsam mit den Beratern zur Tat. Sämtliche Schritte werden wissenschaftlich evaluiert. Insgesamt sind pro Unternehmen 15 Beratungstage binnen zehn Monaten geplant. Neun Unternehmen können in der Pilotphase teilnehmen. Die Teilnahme an der Maßnahme ist für die Unternehmen kostenlos.

Gute Praxis geht in die Lehre ein

Erklärtes Ziel des Projekts ist es zudem, den Nutzen eines angewandten Diversity Managements sichtbar und greifbar zu machen, über gute Praktiken zu berichten und so andere Unternehmen zur Nachahmung anzuhalten. Die in der Pilotphase entwickelten „Good practice“ – Beispiele werden didaktisch und methodisch für ein Ausbildungskonzept aufbereitet. Außerdem fließen die Ergebnisse in das Curriculum des Studienmoduls „Diversity Management“ am Institut für Arbeitswissenschaft ein, um so die Aus- und Weiterbildung von Multiplikatoren unterschiedlicher Unternehmensbranchen zu gewährleisten. Das Projekt „Ökonomie mit Vielfalt“ ist Teil des Bundesprogrammes „XENOS – Integration und Vielfalt“ und wird gefördert vom Europäischen Sozialfonds und dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS).

Weitere Informationen

Mara Erlinghagen, Dipl.-Soz.Wiss. und Patricia Schütte, M.A., Lehrstuhl für Arbeitsorganisation und Gestaltung, Institut für Arbeitswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-24370, E-Mail: mara.erlinghagen@rub.de, patricia.schuette@rub.de

Redaktion: Meike Drießen

Media Contact

Dr. Josef König idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Wirtschaft Finanzen

Aktuelle und interessante Meldungen und Entwicklungen aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem bietet Ihnen der innovations-report Berichte aus den Teilbereichen: Aktienmärkte, Konsumklima, Arbeitsmarktpolitik, Rentenmarkt, Außenhandel, Zinstrends, Börsenberichte und Konjunkturaussichten.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Wasserabweisende Fasern ohne PFAS

Endlich umweltfreundlich… Regenjacken, Badehosen oder Polsterstoffe: Textilien mit wasserabweisenden Eigenschaften benötigen eine chemische Imprägnierung. Fluor-haltige PFAS-Chemikalien sind zwar wirkungsvoll, schaden aber der Gesundheit und reichern sich in der Umwelt an….

Das massereichste stellare schwarze Loch unserer Galaxie entdeckt

Astronominnen und Astronomen haben das massereichste stellare schwarze Loch identifiziert, das bisher in der Milchstraßengalaxie entdeckt wurde. Entdeckt wurde das schwarze Loch in den Daten der Gaia-Mission der Europäischen Weltraumorganisation,…

Neues Schweißverfahren für Windräder

… ermöglicht beschleunigte Produktion. Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) stellt auf der diesjährigen Hannover Messe ein innovatives Schweißverfahren für Windräder vor, mit dem sich die Produktionsgeschwindigkeit von Windgiganten…

Partner & Förderer